Umfrage

Innovation: Wo es bei Schweizer Unternehmen hapert

Alle wollen innovativ sein, aber bei der Umsetzung hapert’s. Eine Umfrage mit 32 Schweizer Firmen zeigte, dass nur die wenigsten zufrieden sind mit der Innovationsfähigkeit ihrer Leute. Auf Unternehmensseite fehlt es indes an Methoden, um Innovationspotential einzuschätzen. 60 Prozent der Befragten verlassen sich hier rein auf ihre Intuition.

Ein wesentliches Potenzial, um in Unternehmen neue Ideen zu generieren und umzusetzen, steckt in den Kompetenzen der Mitarbeitenden. Aber die wenigsten Firmen sind zufrieden mit der internen Innovationsfähigkeit. Gleichzeitig mangelt es den befragten Führungspersonen an Methoden zur Einschätzung von Innovationspotential.

Zu diesem Resultat kann eine explorative Online-Umfrage mit 32 KMU und Grossunternehmen. Die Hochschule Luzern und die Universität Freiburg untersuchen mit der Firma Benoit Consulting und weiteren Praxispartnern die individuellen und kollektiven Innovationskompetenzen in Schweizer Unternehmen untersucht. Die Ergebnisse aus der Pilotstudie des Projektteams zeigen, dass nur 22 Prozent der Befragten die Innovationsfähigkeit ihrer Belegschaft als zufriedenstellend einstufen.

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Es liegt nicht nur am Einzelnen

Die Gründe für diese kritische Einschätzung sind individueller und kollektiver Natur. Gewisse Mitarbeitende hätten «Mühe mit Veränderungen», merken Umfrageteilnehmende an. Aber auch fehlende «Netzwerkstrukturen» oder mangelnde «Fehlerkultur» seien innovationshindernd. Eine befragte Person meint: «Die Innovationsfähigkeit der Einzelnen ist sehr wohl gegeben, aber die systemischen Rahmenbedingungen sind oft so, dass Ideen immer wieder auch gebremst werden».

Diese Resultate regen insbesondere auch deshalb zum Nachdenken an, weil 60 Prozent der Befragten angeben, dass sie die Innovationskompetenzen der Angestellten «intuitiv» evaluieren. Es fehlt offensichtlich an den notwendigen Beobachtungs- und Beurteilungsgrundlagen für die Identifikation und Einschätzung des Innovationspotentials: nicht nur der Belegschaft, sondern auch von Bewerbenden im Rekrutierungsprozess.

Platz für Spinnereien und Bierideen

Innovation setzt das Zusammenspiel von Individuen voraus. So sollten sich, gemäss den befragten Personen, innovationskompetente Mitarbeitende durch eine grosse Neugier und Beobachtungsgabe auszeichnen: Sie interessieren sich nicht nur für ihren eigenen Bereich oder ihre Position, sondern auch für ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen, für Kunden und Konkurrenten. Überdies haben sie, wie in der Umfrage unterstrichen wird, «Interesse am Weltgeschehen und an neuen Trends».

Individuelle Kompetenzen spielen mit kollektiven zusammen. Starke und starre Hierarchien, eine nicht breit abgestützte Fehlerkultur und mangelnde Netzwerk- sowie Kooperationsstrukturen haben laut den Befragten einen negativen Einfluss auf das Innovationspotential im Unternehmen: Wo es keinen räumlichen und zeitlichen Platz gebe für den sozialen Austausch –  für «Spinnereien» und «Bierideen» –, da würden sich auch kaum Innovationen entwickeln.

Innovationskompetenz messbar machen

Innovationsprozesse lassen sich nicht so leicht steuern: Unternehmen müssen gewohnte Denk- und Verhaltensmuster hinterfragen oder gar über Bord werfen. Dazu braucht es Mut, Veränderungs- und Risikobereitschaft.

Es sind eine Fülle von Kompetenzen und Massnahmen notwendig, die sowohl auf der Ebene der Organisation als auch auf der des Individuums greifen. Ansätze und Methoden zur Erfassung der Innovationskompetenzen von Individuen und Teams werden offensichtlich wenig genutzt. Vermutlich deshalb, weil sie weder hinreichend erforscht noch eingehend auf Praxistauglichkeit geprüft sind.

Ein erster Ansatzpunkt für das betriebliche Management könnte sein, Kriterien auszuarbeiten, um die systematische Messung der Grösse «Innovationskompetenz» zu erleichtern.

Über das Projekt

Die Universität Freiburg und die Hochschule Luzern wollen zusammen mit Benoit Consulting und weiteren Praxispartneren ein Assessment-Tool entwickeln, welches Auskunft gibt über das Innovationspotential – und dessen Nutzung – einzelner MitarbeiterInnen sowie spezifischer Teams. Zudem wollen die Projektpartner einen Kriterienkatalog für die Rekrutierung von MitarbeiterInnen mit Innovationspotential ausarbeiten und konkrete Empfehlungen zur Förderung der individuellen und kollektiven Innovationskompetenzen im Unternehmensalltag erarbeiten.

Das Forschungsteam ist offen für Kooperationen mit KMU, die sich aktiv mit dieser Thematik befassen oder befassen möchten. Kontakt: pia.stalder@unifr.ch, gabrielle.wanzenried@hslu.ch.

 

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­Gabrielle Wanzenried ist Professorin und Forschungsleiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern.

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Pia Stalder ist Lehrbeauftragte und assoziierte Forscherin an der Universität Freiburg.

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