19.06.2017

200 neue Jobs nach Kahlschlag bei Charles Vögele

Ab Juli werden die knapp 150 Filialen von Charles Vögele zu Läden der italienischen Modekette OVS umgebaut. Trotz Branchenkrise ist OVS-Chef Stefano Beraldo überzeugt von einem Erfolg: Er will bis zu 200 neue Arbeitsplätze schaffen.

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Zürich (sda). Seit der Übernahme von Charles Vögele im vergangenen Herbst strichen die Italiener 240 Stellen, vor allem in der Logistik. Jetzt soll es nur noch kleine Anpassungen geben, wie Beraldo in einem Interview mit dem «Blick» vom Montag sagt.

Im März hatte OVS erste Läden an verschiedenen Standorten in der Schweiz eröffnet - mit positiven Resultaten. «Jeder der fünf Pilotläden verkauft zweimal so viele Kleider wie Charles Vögele. Wir brauchen deshalb mehr Personal, das die Kleider aufbereitet, nachfüllt, aufräumt und die Kassen bedient», sagt Beraldo. Er rechnet mit 150 bis 200 neuen Jobs.

Die wachsende Konkurrenz durch den Onlinehandel macht ihm keine grossen Sorgen. «Wenn Zalando derzeit 20 Prozent des Markts hat, dann kämpfen 50 traditionelle Modeketten um die restlichen 80 Prozent. In fünf Jahren werden es noch zehn Modehäuser sein. Ich will zu diesen zehn gehören», erklärt der OVS-Chef sein Ziel.

In Italien hat Beraldo die OVS-Kette innert zwölf Jahren mit über 900 Filialen zum Marktführer gemacht - vor Rivalen wie Benetton, Zara und H&M. Den Marktanteil erhöhte er von anfänglich 2 auf 7 Prozent. 2016 steigerte er den Umsatz um 3,3 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Dank der Übernahme von Charles Vögele will OVS seinen internationalen Umsatz um 400 Millionen auf über 2 Milliarden Euro steigern.

Attraktiver Markt

Den Markteintritt in die Schweiz begründet der Modemanager mit internationalen Wachstumsabsichten. Als Vorteil erachte er, dass OVS direkt mit einem hohen Marktanteil starten kann. Dank der Nähe zu Italien sei zudem die Logistik einfach. Vor allem aber sei die Schweiz ein attraktiver Markt, der im Fashionbereich nicht so stark umkämpft sei.

Weiter zeigte sich Beraldo im Interview überzeugt, dass Charles Vögele ohne Investoren nicht hätte überleben können und bankrott gegangen wäre. Die Gruppe habe beispielsweise unter den hohen Logistikkosten gelitten.

«Sie lieferten die Kleider direkt an der Stange in die Läden. Wir können viel mehr liefern, weil wir die Kleider abgepackt ausfahren», sagt der OVS-Chef. «Die Lieferung kostete bei Vögele 1,60 Franken pro Stück, bei uns nur 60 Rappen.»

Die Investmentgruppe Sempione Retail um OVS hatte die marode Charles-Vögele-Gruppe im Herbst 2016 übernommen. Der Name und die Marke Charles Vögele wird dann voraussichtlich Anfang 2018 verschwinden.