24.03.2017

Berner Stadtrat will mehr Elternurlaub für städtische Angestellte

Der Berner Stadtrat zeigt sich familienfreundlich: Das Stadtparlament will den Vaterschaftsurlaub für städtische Angestellte von drei auf vier Wochen erhöhen. Die Auszeit soll zudem auch für gleichgeschlechtliche Paare gelten. Bei Zwillingen und Mehrlingen soll die Elternzeit zusätzlich erhöht werden.

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Bern (sda). «Die Schweiz ist in Sachen Elternurlaub ein Entwicklungsland», sagte SP-Motionärin Lena Sorg am Donnerstag vor dem Stadtrat. Darum sei es umso wichtiger, dass Städte als gutes Beispiel vorangingen. Gleich zwei Motionen über Elternurlaub hat sie eingereicht.

Die erste Motion über einen verlängerten Vaterschaftsurlaub war im Stadtrat praktisch unumstritten. Das Projekt sei eine «Investition in die Zukunft», «längst überfällig» und ein «erster Schritt in die richtige Richtung», argumentierten die Mitte-Links-Parteien.

Einzig die SVP vertrat den Standpunkt, dass Kinderkriegen Privatsache sei. Diese Aufgabe könne nicht auf den Staat und somit auf den Steuerzahler abgewälzt werden. Zudem seien dadurch nicht städtische Arbeitnehmer benachteiligt.

Der Gemeinderat hat schon vergangenen Dezember eine entsprechende Erhöhung des Vaterschaftsurlaubs gefordert. Das Anliegen sei umso wichtiger, weil die Stadt nicht mit den Löhnen des Kantons und Bundes mithalten könne, sagte SP-Gemeinderat Michael Aebersold im Stadtrat.

Der Anspruch des vierwöchigen Vaterschaftsurlaub kann während eines Jahres nach der Geburt des Kindes Teilzeit und in Raten bezogen werden.

Mehraufwand bei Mehrlingsgeburt?

Die zweite SP-Motion forderte, den Elternurlaub bei Zwillingen oder Mehrlingen auf mindestens 20 Wochen Mutterschafts- und sechs Wochen Vaterschaftsurlaub zu erhöhen. Bei einer Geburt von Zwillingen oder Mehrlingen sei das Elternpaar mehrfach belastet, argumentierte Lena Sorg.

Es sei nicht zwingend, dass Eltern mit Zwillingen mehr Aufwand hätten, hielt der Gemeinderat dagegen. Andere Faktoren wie das unterstützende Umfeld oder ob jemand ein Kind allein erzieht, spielten eine genauso grosse Rolle. Eine Privilegierung von Mehrlingsgeburten würde nur zu neuen Ungerechtigkeiten führen.

Die Motion wurde vom Stadtrat knapp mit 30 Ja- zu 21 Nein-Stimmen bei elf Enthaltungen angenommen. Das Argument des «Zeichen setzen», schien viele Parlamentarier überzeugt zu haben.

Forderung nach 16 Wochen Elternurlaub

GLP-Stadtrat Claude Grosjean kündigte an, einen Schritt weiter zu gehen und eine Motion mit einer Elternzeit von 16 Wochen einzureichen. Der Urlaub soll aber nur gewährt werden, wenn Mutter und Vater unter bestimmten Bedingungen vor und nach der Geburt erwerbstätig sind.

Im Berner Stadtrat fand der Vorstoss nicht nur Gefallen. «Die Elternzeit an Bedingungen zu knüpfen, ist der falsche Weg,», sagte beispielsweise Regula Bühlmann vom Grünen Bündnis.

Die Stadt Bern besetzt beim Thema Elternurlaub im Vergleich mit anderen Städten bereits heute einen Spitzenplatz. Väter haben zurzeit Anspruch auf einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von drei Wochen innerhalb von 20 Wochen nach der Geburt eines Kindes. Den Müttern gewährt die Stadt 16 Wochen bezahlten Urlaub. Das sind zwei Wochen mehr als gesetzlich vorgeschrieben.

Für eine effektive Änderung, muss sich der Stadtrat mit einer entsprechenden Teilrevision des Personalreglements befassen.