08.03.2017

Gleichstellung: Frauenanteil an der Spitze der Schweizer Wirtschaft bleibt tief

Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen von Schweizer Unternehmen wächst stärker als in den Verwaltungsräten. Insgesamt sind die Frauen in den Führungsebenen von Schweizer Unternehmen allerdings immer noch deutlich untervertreten.

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Zürich (sda). Rund ein Fünftel der Vakanzen in den Geschäftsleitungen der 100 grössten Firmen wurden 2016 mit Frauen besetzt, wie der jährlich publizierte «Schilling-Report» vom Dienstag zeigt.

Insgesamt stieg der Frauenanteil bei den Grosskonzernen damit von 6 auf 8 Prozent und damit gleich stark, wie in den gesamten 10 Jahren zuvor.

Bei den mittelständischen Unternehmen liegt die Frauenvertretung in Führungsgremien deutlich höher, wie eine gleichentags veröffentlichte Umfrage des Beratungsunternehmens EY zeigt.

Im Schnitt besteht ein Fünftel der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte aus Frauen. Bei Firmen mit mehr als 100 Millionen Umsatz ist der Anteil schon erheblich geringer – bei 13 Prozent.

Frauenanteil wird wachsen

In den nächsten fünf Jahren dürfte der Frauenanteil aber wachsen, zeigte sich Guido Schilling, Chef der gleichnamigen Kadervermittlungsfirma, an einer Medienkonferenz in Zürich überzeugt. Grund seien die zahlreichen gut qualifizierten Anwärterinnen für künftige Spitzenpositionen.

Wichtig für die künftige Entwicklung seien zudem weibliche Vorbilder. An diesen könnten sich die nächsten Generationen orientieren. Es müsse in der Gesellschaft selbstverständlich werden, dass sowohl Frauen als auch Männer Karriere machen, sagte Schilling.

Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten hat sich ebenfalls gesteigert, allerdings lässt der Schwung nach. Nur noch ein Fünftel der Vakanzen wurden im vergangenen Jahr mit Frauen besetzt. Im Jahr 2015 waren es noch ein Drittel.

Die Schweiz gerät damit international in Rückstand, wie Schilling erklärte. Damit riskiere die Schweizer Wirtschaft, dass sich politisch eine Frauenquote durchsetzen könnte.

Ein Blick auf England zeige, dass mit starkem Engagement der Privatwirtschaft ein höherer Frauenanteil aber auch auf freiwilliger Basis möglich sei. Es sei wichtig, dass Firmenchefs und die Personalabteilungen die Geschlechterverteilung als erfolgreiche Unternehmensentwicklung ansehen würden, betonte Schilling.

Arbeitgeberverband bemüht sich

Freiwillige Massnahmen statt Quoten seien denn auch das Motto des Arbeitgeberverbands, wie Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, an der Medienkonferenz sagte.

2014 habe der Verband unter anderem eine ausgewogenere Geschlechterverteilung in die Handlungsempfehlungen für Schweizer Unternehmen aufgenommen. 2016 folgte ein weiterer Grundsatzkatalog für die Personalberatungsfirmen. Mit der Unterzeichnung verpflichten sich die Beratungsfirmen, sich aktiv für eine ausgewogene Geschlechtervertretung einzusetzen.

Erfreulich sei, dass sämtliche 32 angefragten Kadervermittlungsfirmen den Verhaltenskodex unterzeichnet haben, so der Arbeitgeberpräsident. In Planung seien nun Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die neue Mitglieder für ihre Verwaltungsräte suchen.

Vogt zeigte sich optimistisch, dass die Wirtschaft mit diesen Massnahmen eine bessere Vertretung der Frauen ohne Quoten erreichen kann. Ziel sei es, dass bis in vier Jahren die grössten 150 Schweizer Unternehmen mindestens eine Verwaltungsrätin in ihren Reihen haben.