17.04.2018

Studie: Sharing Economy braucht keine neuen Regulierungen

Teilen und Tauschen: Nicht nur Werkzeuge oder Unterkünfte werden mittlerweile über Plattformen vermittelt, sondern auch Dienstleistungen. Das setzt etablierte Anbieter unter Druck, und es stellen sich Fragen zur sozialen Absicherung der Arbeitnehmer.

Bern (sda). Ein neues Korsett von Regulierungen brauche die Wirtschaft des Teilens nicht, stellt die Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung (TA-Swiss) in ihrer am Dienstag in Bern präsentierten Studie fest.

Die Autoren plädieren dafür, Wege zu finden, um die wirtschaftlichen Potenziale von Sharing Economy auszuschöpfen. Gleichzeitig sollte aber verhindert werden, dass wenige Plattformen den Markt beherrschen.

Wirtschaftliche Vorteile

Insgesamt erwarten die Studienautoren erhebliche ökonomische Vorteile, sollte sich Sharing Economy stark verbreiten: «Ressourcen würden effizienter genutzt, die Produktivität erhöht und innovative Modelle durch den Wettbewerbsdruck vorangetrieben.» Aus gesellschaftlicher Perspektive überwiegen jedoch die Risiken.

Die Autoren befürchten «prekäre Arbeitsverhältnisse, ungenügenden Datenschutz und Lücken bei den Sozialversicherungen». Die Auswirkungen einer vermehrt über Plattformen organisierten Arbeitswelt auf die Sozialwerke seien kontinuierlich zu prüfen, im Hinblick auf allenfalls nötige gesetzliche Anpassungen.

Vermittlungsplattformen, die ihre «Angestellten» als Selbstständige betrachten, zahlen laut der Studie keine Beiträge an die Sozialwerke. Die Mitarbeitenden verfügen damit über keine soziale Sicherheit, und es gibt keine verbindlichen Arbeitsstandards.

Frage des Datenschutzes

Laut Studie ist zudem oft nicht klar, wer die Verantwortung trägt, wenn mit einem Geschäft oder einer Dienstleistung etwas nicht klappt. Beispielsweise stellt sich die Frage, wer haftet, wenn eine vermittelte Wohnung an der angegebenen Adresse nicht zu finden ist oder wenn ein geteilter Gegenstand beschädigt wird.

Wegen «selbstverstärkender Prozesse» können profitabel agierende Vermittler von Dienstleistungen in der so genannten Plattform-Ökonomie rasch eine marktbeherrschende Stellung erreichen. Sie handhaben dabei grosse Mengen von Nutzerdaten.

Gewarnt wird deshalb vor «Locked in»-Effekten: Nutzerinnen und Nutzer, die zu einer anderen Plattform wechseln wollen, können diese Daten nicht mitnehmen. Das Weitergeben und Löschen solcher Daten müsse international geregelt werden, so die Studienautoren.

Personenbezogene Daten können den Plattformen zusätzlichen Profit bringen. Werde sie mit Angaben zum Verhalten der Personen kombiniert, lassen sich Profile erstellen, die an Dritte verkauft werden können. Laut Studie bleibt zu klären, ob dies volkswirtschaftlich als Nutzen oder als Risiko einzustufen ist.

Keine abschliessende Umweltbilanz

Der Umgang mit Personendaten entscheidet in den Augen der Studienautoren über das Vertrauen, das der Sharing Economy entgegengebracht wird. Sie empfehlen indes, nicht einzelne Belange zu regeln, sondern die Digitalisierung als Ganzes im Auge zu behalten.

Offen ist, wie weit die Wirtschaft des Teilens den Verbrauch von Ressourcen einschränkt und die Umwelt schont. Laut der Studie lässt sich nicht abschliessend bilanzieren, ob die beim Teilen eingesparten Mittel für anderweitigen Konsum eingesetzt werden.