Bildung ist Technologietransfer

Wie können Unternehmen von der Weiterbildung ihrer Fachkräfte profitieren?

Stefano Brusoni: Die Welt wandelt sich und damit der Bedarf an neuen Kompetenzen. Einige davon sind offensichtlich – man denke an digitale Fertigkeiten –, andere sind spartenübergreifend. Sie ermöglichen Menschen unter anderem, mit Wandel umzugehen: Handlungsbedarf zu erkennen, entsprechende Massnahmen zu ergreifen, und andere Menschen darin einzubinden. Während wir in der Vergangenheit diese Fähigkeiten oft unterschätzt haben, sind sie heute die «hot topics» im Bildungsbereich.

Welche Rolle hat die persönliche Dimension für Innovation?

Unsere Forschung zeigt, dass Menschen sich nicht gerne verändern. Aus evolutionärer Sicht ist das eine verständliche Reaktion auf Risiko. Das reicht von milder Ablehnung bis hin zur schieren Furcht. Wir sehen aber auch, dass diese Hürde überwunden werden kann. Die dafür wirksamen Fähigkeiten, wie kognitive Flexibilität oder emotionale Intelligenz, nehmen daher eine zentrale Rolle in unseren Studienprogrammen ein.

Das emba X Programm als gemeinsames Projekt der Universität St. Gallen und der ETH ist eines davon. Um was handelt es sich dabei?

Wir schaffen gemeinsam etwas, das keiner der Partner allein hätte schaffen können. Sowohl die HSG als auch die ETH geniessen eine hohe Reputation in den Bereichen Forschung und Bildung. Wir vereinen diese Kompetenzen in einem Programm für Führungskräfte, das konventionelle Grenzen überwindet. Zwischen Technologie und Management, fachlichen und persönlichen Kompetenzen, aber auch zwischen unternehmerischem Erfolg und Nachhaltigkeit. Denn diese Grenzen existieren auch in Unternehmen nicht.

Wie wird auf Nachhaltigkeit eingegangen?

Wir setzen auf Menschen, die ein echtes Interesse daran haben, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Im «Social Impact» Projektmodul werden unsere Studierenden mit einer NGO zusammenarbeiten. Wir wollen sie dazu ermutigen, über ihre Rolle im gesellschaftlichen und professionellen Kontext nachzudenken. So können sie ihre Routinen hinter sich lassen und in den nachfolgenden Projektmodulen – «Business Model Innovation» und «Company Impact» – Methoden und Ansätze unter neuen Perspektiven erproben und in ihre professionelle Umgebung einfliessen lassen.

Sie leiten das MAS MTEC Weiterbildungsprogramm an der ETH. Warum sollte man an der ETH Management studieren?

Der technische Hintergrund der ETH bringt den MAS MTEC näher an Naturwissenschaft und Technologie. Während Business Schools typischerweise einen Einblick in technische Bereiche geben, können wir ein ganzes Technologie-Panorama bieten, das wir in unser Programm integrieren. Dadurch können die Studierenden unabhängig ihrer Gewohnheiten neue Möglichkeiten entdecken. Wer den MAS MTEC absolviert, ändert sich. Um unseren Studierenden zu ermöglichen, ihre Kompetenzen gezielt einzusetzen, haben wir ein Mentoring Programm ins Leben gerufen. Es hilft unseren Absolventinnen und Absolventen, mit ihrem neu erlernten Wissen und ihren Fähigkeiten einen Wandel in ihrer Organisation zu bewirken. Die überwältigende Mehrheit unserer Studierenden bleibt ihrer Firma erhalten.

An wen richten sich emba X und MAS MTEC?

Der MAS MTEC richtet sich vorwiegend an Ingenieurinnen und Ingenieure und Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die in einem technischen Umfeld tätig sind und sich in Richtung Management oder Selbstständigkeit orientieren möchten. Kandidatinnen und Kandidaten für den emba X sollten erhebliche Führungserfahrung vorweisen können und sich für einflussreiche Positionen interessieren. Sie sind ambitioniert, haben gleichzeitig aber auch den gesellschaftlichen Wandel im Blick und sind bereit, ein gewisses Risiko einzugehen, um diesen Wandel mitzugestalten.

Worauf gründet Ihre Begeisterung für Bildung?

Jedes Jahr gehen tausende Studierende von der Universität in die Gesellschaft. Wir bringen Ihnen bei, worüber wir forschen, und sie setzen es um. Das macht Bildung zu unserem wichtigsten Kanal für Technolgietransfer.

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