Yvette Estermann
Wie klingt diese Aussage in Ihren Ohren: «Wählen Sie mich ins Parlament, weil ich eine Frau bin!» Wohl ein verfehlter Versuch, mehr Frauen in die Politik zu bringen. Aber so oder ähnlich denken tatsächlich einige «Frauenförderer». In die gleiche Richtung gehen auch alle Bestrebungen, Frauenquoten einzuführen. Ich bin entschieden dagegen. Warum? Die Wähler sollen Politiker wegen ihrer Leistung und Kompetenz wählen, aber sicher nicht wegen ihres Geschlechts! Wir brauchen fähige, bewährte Personen, die für ein Amt kandidieren. Und für ein Exekutivamt sollen sie auch die nötige Fachkompetenz und Führungsfähigkeit mitbringen.
Warum es in der Politik nicht mehr Frauen gibt? Weil sie ihre Prioritäten oft ganz anders setzen. Sie wollen ihre wertvolle Zeit mit ihrer Familie, den Kindern und ihrem Mann verbringen. Sie pflegen intensiv Kontakt zu ihrem Freundeskreis und zu ihren Bekannten. Viele Frauen sind auch stark in verschiedene Vereine eingebunden oder sie pflegen noch ältere oder kranke Angehörige. Andere wiederum treiben gerne Sport und haben interessante Hobbys. So bleibt einfach keine Zeit für die Politik. Und nicht wenige Frauen, die ich kennengelernt habe, interessiert die Politik so wenig, dass sie nicht einen grossen Teil ihres Lebens damit verbringen möchten. Und das kann ich gut verstehen …
Wäre ein grösserer Frauenanteil eine Bereicherung für die Politik? Ja, sicher. Klar ist, dass Frauen anders politisieren als Männer. Aber das allein ist noch kein Grund, Frauen den Männern vorzuziehen. Was die Politik bereichert, ist nicht eine möglichst gleiche Anzahl von Männern und Frauen in den Parlamenten. Es ist die Vielfalt der Meinungen und Erfahrungen, die Vielfalt der Berufe, der sozialen Schichten und des Alters. Die Wählerinteressen sollen in ihrer ganzen Vielfalt auch in der Politik vertreten sein. Das bringt optimale Lösungen für unser Land.
Wir Frauen sind übrigens keine Mauerblümchen und keine frustrierten Emanzen. Ob im Beruf oder in der Politik: Wir brauchen keine Frauenquoten, die uns portieren. Quoten können nur Frauen fordern, die ein falsches Bild von Frauen vermittelt bekamen oder von sich selber nicht überzeugt sind. Sie denken, dass sie nicht stark oder nicht gut genug sind, um eine Stelle oder eine Position ohne staatlich verordnete Quoten zu besetzen! Wenn eine Frau zu ihrer inneren Stärke findet, muss sie nichts befürchten. Eine «Quotenfrau» zu sein ist deshalb eine Beleidigung für jede selbstbewusste Frau! Starke Frauen brauchen keine Quoten. Sie profilieren sich durch Wissen und Können und gehen eigenständig ihren Weg!
Übrigens: Gegen das Streben einer Frau, die sich ihrer Stärken bewusst ist und weiss, was sie will, ist kein Kraut gewachsen. Frauen sollen sich nicht einreden lassen, dass sie schwach oder unfähig sind! Das sind Manipulationsversuche, denn eine schwache Frau ist wesentlich leichter zu beeinflussen als eine starke und selbstbewusste Frau!