Retention Management

Familienfirma mit ausgeprägtem 
Sinn für die Mitarbeiterbindung

Die Elektrotechnik-Firma Hans K. Schibli AG schafft es seit Jahrzehnten, ihre besten Mitarbeitenden zu 
halten. Geschäftsleiter Jan Schibli über die vier Bausteine, aus denen sich lange Beziehungen zwischen 
einem Unternehmen und seinen Angestellten zimmern lassen.

Vor 75 Jahren gründete mein Grossonkel die Hans K. Schibli AG. Zuerst bestand die Firma aus einer Handvoll engagierter «Stromer», doch inzwischen ist sie zu einem Unternehmen mit knapp über 400 Mitarbeitenden angewachsen.

Bereits in frühen Jahren erkannte die damalige Firmenführung die Wichtigkeit von qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden, die ihr Wissen jahrelang in die Firma einbringen. Der Faktor Mensch war seit jeher die wichtigste Komponente in der «Erfolgsrechnung» des Unternehmens.

Eine Fluktuationsrate von 
unter zehn Prozent

Um erfolgreiche Mitarbeitende zu binden, braucht es mehr als nur den guten Willen. Die jahrelange Erfahrung im Familienbetrieb hat gezeigt, dass Mitarbeitende sich nach vier verschiedenen Aspekten richten, um langfristig im Unternehmen zu bleiben:

  1. Intakte Firmenkultur – Menschlicher Umgang, Freunde in der Firma und flache Hierarchien sind elementar für das längerfristige Engagement in der Firma. Man muss sich bei seiner Arbeit wohl fühlen, des Umfelds wegen gerne zur Arbeit kommen und ohne Zögern für den erkrankten Kollegen die Überzeit übernehmen. Ebenfalls unterstützen regelmässige Firmenfeste im Zeichen der Mitarbeitenden das positive Firmenklima.
  2. Ansteckende Freundlichkeit – «Rundum verbindlich. Rundum freundlich» lautet unser Firmenmotto. Dieser Grundsatz wird grossgeschrieben. Mit regelmässigen Trainings werden die Mitarbeitenden immer wieder an die Wichtigkeit der Freundlichkeit gegenüber Kunden, Arbeitskollegen und Aussenstehenden erinnert. Für mich als Patron ist das Vorleben dieser Freundlichkeit «matchentscheidend». Ich versuche täglich, mit gutem Beispiel voranzugehen.
  3. Spannende Vielseitigkeit – Jeder Mitarbeitende muss die Möglichkeit haben, verschiedene Aufgaben zu erledigen und sich entsprechend weiterentwickeln zu können. Es ist wie beim Kinderspielzeug: Zu lange das Gleiche und es wird langweilig, egal wie toll es anfänglich war. Aus diesem Grund unterstützt die Firma jeden Mitarbeitenden bei allen Weiterbildungen, sofern diese auch wirklich abgeschlossen werden. Ebenfalls wird intern permanent eine berufliche Weiterentwicklung jedes Einzelnen verfolgt, indem er in andere Abteilungen, Filialen oder gar Berufsfelder kommt.
  4. Erfüllender Sinn – Warum tun wir das, was wir tun? Eine einfache Frage, die schwierig zu beantworten ist. Jeder Mitarbeitende sollte genau wissen, warum er seine Arbeit erledigt und wieso er wichtig für die Firma ist. Mit Projekten inner- und ausserhalb des Betriebes werden die Mitarbeitenden auf diese Frage hingeleitet. Als Beispiel diente das Projekt Gipfelbuch, für das jeder Mitarbeitende einen Beitrag verfasste, warum es ihn stolz macht, ein «freundlicher Stromer» der Firma Schibli zu sein.

Weitere Aspekte, wie zum Beispiel der Lohn, spielen zwar ebenfalls eine wichtige Rolle, binden die Mitarbeitenden aber vergleichsweise nur kurzfristig an die Firma. Dass wir auf die richtigen Anreize setzen, zeigt die Fluktuationsrate von unter zehn Prozent. Diese Zahl behalten wir stets im Auge. Ausserdem wird bei allen Austrittsgesprächen sehr genau hingehört, um eventuelle «Dellen» in der Firmenstruktur frühzeitig zu erkennen.

Beat Lendi: Seit 46 Jahren der Firma Schibli treu

1966 habe ich meine Lehre als Elektromonteur bei der Firma Hans K. Schibli AG angetreten und bin der Firma bis heute treu geblieben. 46 Jahre im Dienst einer Firma. Was heutzutage als aussergewöhnlich angesehen wird, lässt sich eigentlich ganz einfach begründen: Ich habe mich im Unternehmen stets wohl gefühlt und jederzeit die Chance bekommen, mich weiterzuentwickeln. So begann meine Karriere als Elektromonteur. Nach der Lehre, verschiedenen Weiterbildungen und Abschlüssen wurde ich 1980 erstmals Abteilungsleiter und trat 1984 der Geschäftsleitung bei. Zuerst war ich verantwortlich für technische Abteilungen, später für die Produktion. Ich fühle mich mit meinem Erfahrungswissen im Unternehmen geschätzt und gebraucht. Der menschliche Umgang, die weitgesteckten Ziele und die Vielseitigkeit meiner Arbeit haben es mir einfach gemacht, der Firma Schibli all die Jahre treu zu bleiben. Trotzdem wurde auch ich im Alter von 45 Jahren vom Reiz eines Wechsels überfallen: mal etwas anderes sehen, ein anderes Umfeld, eine andere Tätigkeit ausprobieren. Ich schrieb Bewerbungen, lotete neue Herausforderungen aus und erhielt konkrete Jobangebote. Doch nach einem tiefgründigen Gespräch mit dem damaligen Chef Hans Jörg Schibli wendete sich das Blatt und ich wusste, ich bin hier am richtigen Ort. In zwei Jahren gehe ich mit 64 Jahren in Pension. Dann werden es für mich 48 Jahre Firma Schibli sein. Eine Firmentreue, die mir keine Entbehrungen einbrachte, sondern mein Leben auf eine wertvolle Art erfüllte. (Beat Lendi)

Das Engagement beginnt 
bei den Lernenden

In der 75-jährigen Firmengeschicke setzte die Firma Schibli immer sehr stark auf die eigenen Lernenden. Total sind rund 80 Lernende im Betrieb, dies ist ein Fünftel der Belegschaft. Inzwischen feiern wir ein kleines Jubiläum: 777 Lernende haben bei uns in all den Jahren ihre Ausbildung gemacht.

Wir sind sehr bemüht, dass wir möglichst viele Lernende behalten können. So erhalten rund 50 Prozent aller Lernenden eine Festanstellung bei uns. Die andere Hälfte will entweder etwas anderes oder entspricht nicht den Anforderungen. Die Stellen für die Lehrabgänger werden im Betrieb bewusst freigehalten, so dass wir für jede und jeden eine spannende und sinnvolle Aufgabe haben.

Die familiäre Firmenkultur wurde von der letzten an meine Generation weitergegeben. Mein Grossonkel und mein Vater kannten alle Mitarbeitenden persönlich. Mit über 400 Mitarbeitenden ist dies inzwischen nicht mehr ganz einfach, doch bereits mein Bemühen wird von den Mitarbeitern geschätzt. Denn schon früh wurde mir auf den Weg gegeben, dass ein persönlicher Umgang viele Mitarbeitende mehr motiviert als eine Lohnaufstockung. So weiss zum Beispiel jeder einzelne Mitarbeiter, dass er mich jederzeit anrufen kann, wenn er ein Problem hat.

Ich bin überzeugt, dass dieser familiäre Umgang der Firma Schibli schon viel gebracht hat. Nicht aus Zufall zählen wir dieses Jahr zehn Mitarbeitende, die bereits seit über 20 Jahren der Schibli AG ihre Treue erweisen.

Bücher zum Thema

Martin Klaffke: Personalmanagement von Millennials. Gabler Verlag, 2011, 250 Seiten, Taschenbuch, CHF 59.90

Herbert Janssen: Die besten Mitarbeiter erfolgreich gewinnen, 
entwickeln und halten. Praxium Verlag, 2011, 272 Seiten, gebunden, CHF 58.90

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Jan Schibli, seit 2004 Geschäftsleiter der Firma Schibli AG, Sohn des langjährigen Patrons Hans Jörg Schibli und Grossneffe des Firmengründers Hans K. Schibli. www.schibli.com

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