HR Today Nr. 10/2018: Berufsvorsorge

Auslaufmodell 
Vollversicherung?

Aktuell steht das Vorsorgesystem wegen des Reformbedarfs im Fokus. Nach dem Scheitern der Altersreform 2020 reagiert der Markt heftiger denn je: Weg von der Vollversicherung hin zu teilautonomen Vorsorgelösungen. Doch was bedeutet das?

Nicht nur für kleinere Pensionskassen ist es im Marktumfeld schwierig, die nötigen Erträge zu erwirtschaften. Auch die grösseren sind herausgefordert. Dazu kommt die finanzielle Belastung aufgrund der hohen gesetzlichen Umwandlungssätze. Deshalb entscheiden sich immer mehr Anbieter für teilautonome Vorsorgelösungen. Ausserdem schliessen Vollversicherungsanbieter zunehmend selektiv Verträge ab. Nachdem sich ein führender Anbieter vom Vollversicherungsmarkt zurückgezogen hat, ist sogar von einem regelrechten Umbruch in der Branche zu sprechen. Der Versicherungsnehmer hat damit künftig weniger Wahlmöglichkeiten.

Unterschiedliche Vorsorgemodelle

Vor allem bei der Kapitalanlage unterscheiden sich die Modelle: Bei einer teilautonomen Lösung tragen die Versicherungsnehmer das Anlagerisiko ihrer Pensionskassengelder selbst, profitieren aber auch von den Anlageerträgen. Doch worin bestehen die Risiken und die Chancen eines solchen Modellwechsels? Es gilt, eine Auslegeordnung zu machen und die Vor- und Nachteile der beiden Modelle gegeneinander abzuwägen. Wie gross ist das Risiko im teilautonomen Modell? Wieviel kostet die Sicherheit in der Vollversicherung?

Bei Vollversicherungslösungen muss der Versicherer Altersguthaben zum gesetzlichen Mindestzinssatz verzinsen - unabhängig davon, ob er auf den investierten Altersguthaben eine entsprechende Rendite erzielt. Eine Unterdeckung ist nicht möglich, denn die Versicherer müssen die Vorsorgeleistung stets zu 100 Prozent garantieren. Vollversicherer unterliegen strengeren Anlagevorschriften sowie detaillierteren aufsichtsrechtlichen Vorgaben als teilautonome Anbieter. Bei teilautonomen Vorsorgelösungen wird zudem nur das Todesfall- und Invaliditätsrisiko an eine Versicherungsgesellschaft übertragen. Die Altersguthaben der Versicherten werden dagegen am Kapitalmarkt angelegt. Somit partizipieren Versicherungsnehmende von  den Erträgen, teilen aber auch allfällige Verluste. Teilautonome Anbieter profitieren dabei von flexibleren Anlagemöglichkeiten.

Anlagegarantien oder höhere Renten?

Vollversicherungslösungen stehen für Sicherheit, doch diese hat ihren Preis: Zins- und Kapitalgarantien beruhen auf dem vom Aktionär zur Verfügung gestellten Kapital. Dieser erwartet im Gegenzug eine risikoadäquate Entschädigung. Durch eine äusserst sicherheitsorientierte Kapitalanlagestrategie versuchen Vollversicherer deshalb, mit möglichst wenig Risikokapital auszukommen. Zusätzlich generieren sie über höhere Risiko- und Verwaltungsbeiträge Zusatzerträge. Für den Versicherten bedeutet dies, dass die zur Verfügung gestellten Garantien keineswegs zum Nulltarif erhältlich sind. Der Preis für die gewährten Garantien besteht in geringen Kapitalerträgen auf den angesparten Altersguthaben wegen einer defensiven Anlagepolitik und in erhöhten Kosten für die Risikoabdeckung. Die anhaltend tiefen Zinsen und das enge Anlagenkorsett haben in den letzten Jahren zu einem immer unvorteilhafteren Kosten-Nutzen-Verhältnis für den Versicherten geführt: Der Preis ist laufend gestiegen, die Verzinsung der Altersguthaben sowie die Umwandlungssätze sind jedoch gesunken.

Im Markt werden mit dem teilautonomen Modell im Schnitt höhere Renditen erzielt, weil bei teilautonomen Vorsorgeeinrichtungen die Kapitalerträge den Versicherten zufliessen, was zu einer höheren Verzinsung führt. Vielfach sind im teilautonomen Modell aber auch die notwendigen Risikobeiträge für Versicherte und Arbeitgeber vorteilhafter. 

Die Risiken des teilautonomen Modells

Mit dem Entscheid für eine teilautonome Vorsorgelösung tragen Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Anlagerisiken. Das heisst, dass die Altersguthaben nicht mehr zu jeder Zeit zu 100 Prozent gedeckt sind. Der Anlagehorizont in der Altersvorsorge ist jedoch sehr langfristig ausgerichtet. Kurz- und mittelfristige Schwankungen an den Finanzmärkten können temporär zwar zu einer Unterdeckung der Kasse führen, das hat aber keine unmittelbaren Konsequenzen für die Versicherten. Erst bei einer länger andauernden und substanziellen Differenz von Vermögens- und Verpflichtungsseite (Unterdeckung) muss die Vorsorgeeinrichtung Sanierungsmassnahmen prüfen. Dabei greift die schärfste Sanierungsmassnahme, nämlich die Erhebung von Zusatzbeiträgen, erst sehr spät.

So genügten selbst während der Finanzmarktkrise 2008/09 weitaus weniger einschneidende Massnahmen wie die Minderverzinsung der überobligatorischen Altersguthaben, um eine nachhaltige Gesundung einzelner Vorsorgeeinrichtungen einzuleiten. Dies macht deutlich, dass das Risiko einer längerfristigen Unterdeckung bei einer umsichtigen Stiftungsführung und professioneller Anlageverwaltung gering ist. Denn auch bei teilautonomen Versicherungslösungen unterliegt die Anlageverwaltung strengen gesetzlichen Vorschriften und wirksamen Schutzmechanismen.

Investition in die Zukunft

Teilautonome Vorsorgelösungen haben ihre Leistungsfähigkeit schon lange unter Beweis gestellt. Der Wechsel aus einer Vollversicherung in ein teilautonomes Vorsorgemodell bleibt ein wichtiger Entscheid. Bei einem sachlichen Vergleich der Risiken und Chancen schlägt das Pendel heute jedoch tendenziell zu Gunsten des teilautonomen Modells aus. Die Chancen auf eine marktkonforme Verzinsung der Altersguthaben sowie kostengünstige Arbeitgeber- und Versichertenbeiträge werden von Entscheidungsträgern weitaus höher gewichtet, als die begrenzte Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Unterdeckung. Eine bessere Verzinsung und im Marktvergleich attraktive Umwandlungssätze eröffnen die Aussicht auf substanziell höhere Renten – davon haben die Versicherten im Alter mehr als von einer teuren Anlagegarantie.

Sammelstiftung Vita

Die Sammelstiftung gehört zu den führenden teilautonomen Vorsorgeeinrichtungen und nutzt das teilautonome Versicherungsmodell seit 15 Jahren. Diese langjährige Erfahrung fliesst in das Vita Vorsorgemodell ein, das auf einer breit diversifizierten Anlagestrategie und einem innovativen Verzinsungsmodell basiert. Der Aktien-, Obligationen und Immobilienanteil, die Risikostreuung über mehrere Regionen und Länder sowie Investitionen in alternative Anlagen lassen eine stabile Rendite erwarten. Diese Anlageverwaltung kommt den Versicherten in Form einer attraktiven Verzinsung ihrer Altersguthaben und somit einer höheren Rente zugute.

Das Modell der Sammelstiftung Vita berücksichtigt die Interessen bestehender sowie neuer Kunden – jedoch differenziert, denn Stabilität und Verlässlichkeit sind wesentliche Leitlinien. Die Höhe der Zinsgutschrift ist vom Zeitpunkt des Anschlusses an die Sammelstiftung Vita abhängig: Höhere Erträge erhalten jene Kunden, die mit ihren Vorsorgevermögen zur positiven Entwicklung beigetragen haben. Langjährige Kunden profitieren folglich stärker. Eine professionelle Stiftungsführung schenkt darüber hinaus der Versichertenstruktur die nötige Aufmerksamkeit: Die Sammelstiftung Vita verfügt über einen unterdurchschnittlichen Anteil an Rentenverpflichtungen, was zur Stabilität und Sicherheit beiträgt. Mit rund 21'000 angeschlossenen Unternehmen und 124'000 Versicherten ist die Sammelstiftung Vita eine der grössten teilautonomen Sammelstiftungen in der Schweiz.

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Werner Wüthrich ist Geschäftsführer der Sammelstiftung Vita.

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