Assessments: Aktuelle Trends und neue Erkenntnisse

Herr Ruch, worum geht es bei der ECPA13?

Willibald Ruch: Die Konferenz soll Assessments in der Schweiz Anschub geben. An der Konferenz kommen die verschiedensten Einsatzgebiete von Assessments zur Sprache: Assessments in Firmen, zur Personaleinstufung, zum Testen von Persönlichkeit und Intelligenz, etc. Doch nicht nur Menschen, auch Kulturen, Länder und Organisationen haben eine Persönlichkeit. Mit Hilfe von Assessments und Diagnostik erfahren internationale Firmen etwa, was sie in der Schweiz erwartet und worauf sie sich hier einstellen müssen.

Inwiefern haben Firmen eine Persönlichkeit?

Firmen verkörpern beispielsweise gewisse Werte. Ein Werbebüro braucht eher offene, neugierige, kreative Mitarbeiter, die so zum Image der Firma beitragen. Entsprechend müssen auch die Mitarbeiter rekrutiert werden. Mit Assessments lässt sich herausfinden, welche Stärken in einem Team vertreten sind, aber auch, welche fehlen. So weiss die Firma, worauf sie bei der Rekrutierung achten muss.

Was ist die psychologische Diagnostik?

Bei der psychologischen Diagnostik geht es darum, wie Merkmale einer Person oder Institution erfasst werden können und um das Erkennen der Zusammenhänge zwischen den Merkmalen. Das lässt sich mittels eines Testverfahrens messen und beantwortet die Frage, in welcher Abteilung ein bestimmter Mitarbeiter am besten eingesetzt wird und welche Eigenschaften nötig sind. Die Diagnostik ist eine wissenschaftliche, akademische Disziplin, die allerdings leider sowohl in Forschung als auch Praxis zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

Welche Trends gibt es im Bereich Assessments?

Ein Trend ist das Thema Qualitätskontrolle; originelle, unkonventionelle Testverfahren wie etwa sprachfreie Tests; neue statistische Modelle, die zeigen, wie man Dinge genau messen kann.

Wer darf Assessments anbieten?

In der Schweiz gibt es im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr wenige Normen dazu, wer ein Assessment Center führen darf, welche Instrumente verwendet werden dürfen und welche Ausbildung dafür nötig ist. Wahrscheinlich waren viele Anwenderinnen und Anwender in der Praxis mit Angeboten konfrontiert, die ihnen problematisch erschienen sind. Sorgen bereitet es, wenn aus psychologischer und wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend abgestützte Verfahren eingesetzt werden.

Was ist das Ziel der Konferenz?

An der ECPA13 gibt es insgesamt über 250 Vorträge, Keynotes, die einen Überblick über die einzelnen Bereiche geben, Symposien zu aktuellen Themen mit herausragenden Forschern und Vorträge von wissenschaftlichen Firmen, die ihre Produkte vorstellen. Ziele der Konferenz sind: Neuigkeiten vorstellen, einen Überblick über die Trends in der psychologischen Diagnostik geben, den aktuellen Wissensstand vorstellen, mit Kollegen diskutieren und das eigene Wissen à jour halten.

An wen richtet sich die ECPA?

Zielgruppe sind alle, die sich mit der Erfassung von Merkmalen, mit psychologischem Messen im weitesten Sinn beschäftigen, und somit auch Recruiter. Personalverantwortliche erhalten die Möglichkeit, sich über internationale Standards zu informieren. Grundsätzlich ist die Konferenz offen für alle.

Was ist der Nutzen für das HR?

Mit einem stärkenbasierten Assessment werden Mitarbeiter auf ihre Stärken geprüft und entsprechend eingesetzt. Auch arbeitsplatzbezogene Persönlichkeitsmerkmale sowie Interessen und Intelligenz lassen sich testen. Werden die richtigen Leute an den richtigen Stellen eingesetzt, gibt es weniger Wechsel und zufriedenere Mitarbeiter. Durch die Diagnostik wird diese Passung erhöht und teure Fehlbesetzungen vermieden.

HR erfährt auch, wie genau gemessen wird, wie wissenschaftliche Testverfahren aussehen und wie sich die Qualität der Messung beeinflussen lässt, denn manchmal wird das Falsche schlecht gemessen. Es werden aktuelle Testverfahren vorgestellt und welche Regeln zu beachten sind. Es werden Leute aus aller Welt da sein.