Women Back to Business, Teil 3 von 4

«Bei den Frauen liegt viel Potenzial brach»

Das HSG-Programm «Women Back to Business» richtet sich an Akademikerinnen, die nach einer Familienpause wieder ins Berufsleben einsteigen oder sich beruflich neu orientieren möchten. In loser Serie stellt HR Today vier Frauen vor, die ihr Leben umgekrempelt haben. Heute: Sonja Berger, selbständige Social Media Managerin.

Technikaffin war Sonja Berger schon immer. Sie studierte BWL und Wirtschaftsinformatik und arbeitete als SAP-Consultant. 2008 machte sie einen Schnitt, kehrte der IT-Welt den Rücken und arbeitete gelegentlich bei ihrem Mann mit, einem selbständigen Berater. Im Jahr darauf startete sie die HSG-Weiterbildung «Women Back to Business». «Ich sah den Kurs als Umstiegschance. Vor allem die zur Weiterbildung gehörenden Praktika sagten mir zu», sagt Sonja Berger. Im Rahmen des Kurses konnte sie 2010 ein Praktikum bei Schindler absolvieren – sie führte eine Studie zum Thema Employer Branding mit Social Media durch. «Das war ein Türöffner.»

Schindler bot Sonja Berger eine Stelle an, mit einem 100-Prozent-Pensum. Da die Firma aber zu weit weg von ihrem Wohnort war, lehnte die Mutter von neun- und zwölfjährigen Buben das Angebot ab. Die Tür wurde ihr aber nicht zugeschlagen, im Gegenteil: Die Deutsche erhielt die Chance für ein Projekt bei Schindler: Sie sollte Social-Media-Guidelines ausarbeiten. Diesmal nahm sie an, und machte sich vor eineinhalb Jahren als Social Media Managerin mit ihrer neu gegründeten Firma Blueinthemiddle GmbH selbständig. Seither unterstützt sie in einem 60- bis 80-Prozent-Pensum Unternehmen wie Schindler und Einzelpersonen dabei, Social Media wertsteigernd einzusetzen. Ihr Lieblingsthema ist das Social Recruiting - Gewinnen von Mitarbeitern via Social Media. «Ich verstehe mich auch als Vermittlerin zwischen Jung und Alt», sagt die 42-Jährige.

Mütter sind als Zielgruppe nicht vorhanden

Für den Schritt in die Selbständigkeit hat Sonja Berger der HSG-Kurs viel gebracht. Nicht nur das Praktikum und die Wissensauffrischung waren für sie Gold wert, sondern auch der Kontakt zu den anderen Frauen. «Es ist unglaublich, wie viel Potenzial bei den Frauen brach liegt.» Sie kritisiert die Haltung vieler Unternehmen: «Frauen, die eine Pause machten, sind in Unternehmen als Zielgruppe nicht vorhanden. Keiner will sie, dabei könnten Firmen stark von ihnen profitieren.» Auch würden Mütter weniger oft den Job wechseln als jüngere Mitarbeiter (vgl. auch «Man traut Müttern nichts zu»).

In den Unternehmen herrsche noch immer der Glaube, dass Frauen mit Kindern nicht flexibel seien, etwa was Überstunden betreffe. «Mit der heutigen Technologie stimmt das einfach nicht mehr», betont Sonja Berger. Falls nötig, könnten Eltern am Wochenende oder am Abend noch von zu Hause aus arbeiten.

Alle würden von Fachkräftemangel reden, dabei wären gerade Mütter eine Zielgruppe mit «wahnsinnigem Potenzial». «Mütter sind sehr organisiert und effizient und Spezialistinnen im Multi-Tasking.» Ihr einziges Manko sei die Ressource Zeit, sie können einfach nicht Vollzeit arbeiten.

Die Social Media Managerin gerät in Fahrt: «Seitens der Unternehmen ist Flexibilität und Vertrauen, Zu-Trauen in die Frauen nötig.»

Firmen müssen umdenken

Um den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erleichtern, rät Sonja Berger frischgebackenen Müttern, nie ganz auszusteigen. Denn wer eine längere Familienpause mache, sei weg vom Fenster. «Für gut ausgebildete Akademikerinnen, die zugleich Mütter sind und einen gewissen Anspruch an eine Stelle haben, gibt es keinen Markt», lautet jedoch Sonja Bergers vernichtendes Fazit.

Familie und Karriere lassen sich ihrer Ansicht nach zudem schwierig vereinbaren. «Als Mutter stellt man immer das Kind an erste Stelle.» Um mehr Frauen in Führungspositionen zu holen, bräuchte es mehr Kinderkrippen und Mittagstische sowie die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Auch eine Art Taxifahrdienst für Kinder würde Müttern vieles erleichtern. Sonja Berger fordert die Unternehmen zum Umdenken auf: «Ergebnisorientiertes Denken statt Präsenz-Denken ist nötig.»

Serie «Women Back to Business» – bisher erschienen:

 

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