Best Case Post: Gesundheit, die ankommt
Das Label Friendly Work Space ist ein Tool im Employer-Branding-Werkzeugkasten, mit dem sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber positionieren könnten. Oftmals besteht jedoch noch Unsicherheit bei der Praxisanwendung. Nicht so bei der Post: Wir haben mit Michel Romang und Markus Zuberbühler über ihre BGM-Employer-Branding-Strategie gesprochen.
Bei der Post arbeiten BGM und HR-Marketing Hand in Hand: Markus Zuberbühler (links) und Michel Romang. (Foto: HR Today)
Bern oder Zürich? Wer sich auf den Weg zum Konzernhauptsitz der Post macht, könnte unsicher werden: In der Wankdorfallee schiessen Bürogebäude wie Pilze aus dem Boden. Nigelnagelneu ist auch der Konzernhauptsitz der Post, wo die Mitarbeitenden nur wenige Tage zuvor eingezogen sind und wo an diesem lauen Apriltag gerade eine Pressekonferenz stattfindet, um die neuen Räumlichkeiten einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Dass man sich im Heiligtum des gelben Riesen befindet, verrät auf den ersten Blick nur die gelbe Wand beim Eingangsbereich und das prominent platzierte Post-Logo. So neu das Gebäude ist, so ungewohnt sind noch die Arbeitswege. Auch für Markus Zuberbühler, Leiter Gesundheitsmanagement, und Michel Romang, HR-Marketing-Spezialist. Die Suche nach dem richtigen Sitzungszimmer gestaltet sich nach dem «Versuch-und-Irrtum»-Prinzip, da sich beide an ihrem zweiten Arbeitstag am neuen Standort erst noch orientieren müssen.
BGM und HR-Marketing rücken näher zusammen
Eine weitaus längere Geschichte als der blitzblanke Neubau hat jedenfalls das Betriebliche Gesundheitsmanagement des Postkonzerns hinter sich: Vier Bereiche der Post wurden bereits 2009 mit dem Qualitätssiegel Friendly Work Space ausgezeichnet und seitdem rezertifiziert. Seit 2013 ist nun der ganze Postkonzern ein Friendly Work Space. Nun rücken auf Konzernebene auch die Bereiche BGM und HR-Marketing allmählich näher zusammen. Ein erstes Ziel der taufrischen Zusammenarbeit von Markus Zuberbühler und Michel Romang: Das Label Friendly Work Space im gesamten Konzern intern und extern sichtbarer zu machen.
«Dabei gilt es, nicht nur potenzielle, sondern auch aktuelle Mitarbeitende abzuholen», sagt Michel Romang. Während heute der Fokus stärker auf der Aussenwirkung liegt, soll der Brand nun also auch intern vermehrt ins Rampenlicht gerückt werden, denn noch scheinen die Mitarbeitenden das Label nicht richtig einordnen zu können: «Unsere Mitarbeitendenbefragungen zeigen, dass das Label Friendly Work Space von den Mitarbeitenden zwar wahrgenommen wird, ihre Fragen und Bemerkungen deuten aber darauf hin, dass sie nicht ganz verstehen, was dahinter steckt», stellt Markus Zuberbühler fest. So habe er nach Reorganisationen schon mal von Mitarbeitenden gehört, dass die eben durchgeführte Umstrukturierung nun nicht wirklich einem Friendly Work Space entsprächen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, den Mitarbeitenden näherzubringen, dass sich hinter dem Begriff BGM nicht einfach Apfeltage verbergen, sondern eine Haltung, die vom Management getragen wird und alle Geschäftsprozesse prägen soll: Gilt es doch, rund 63 000 Mitarbeitende zu erreichen, die aus 142 Nationen stammen und über 100 verschiedene Berufe ausüben. Herausfordernd gestaltet sich die interne Kommunikation auch, weil die Teilkonzerne zu unterschiedlichen Zeitpunkten zertifiziert wurden und bis anhin eine recht eigenständige Kommunikationsstrategie verfolgt hatten.
Kommunikativer Kraftakt
Wurden BGM-Themen auf Teilkonzern- und Konzernebene bisher häufig vereinzelt über das Intranet oder die Mitarbeiterzeitung kommuniziert, führt die Post im Juni 2015 erstmals eine breit angelegte Gesundheitskampagne durch, die Markus Zuberbühler und sein Team entwickelt haben, um mehr kommunikative Schlagkraft zu erreichen. Dafür wurde der Juni zum «Bewegungsmonat» ausgerufen: Mittels Flyer werden die Mitarbeitenden über alle Konzernbereiche hinweg angeschrieben und motiviert, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bringen und diese Aktivitäten in einem Bewegungstagebuch zu notieren. Wer sich über den ganzen Monat genügend bewegt, nimmt an einem Wettbewerb teil. Je mehr sich die Teilnehmer bewegen, desto höher fällt die Spende aus, die an eine gemeinnützige Institution überwiesen wird.
Intern aufklären, extern expandieren
Bei dieser Kampagne soll es aber nicht bleiben: Zur Weiterentwicklung ihrer internen Kommunikationsoffensive erhoffen sich Markus Zuberbühler und Michel Romang auch zukunftsweisende Erkenntnisse aus der neu aufgelegten Personalbefragung, worin konzernweit erstmals einheitlich definierte Gesundheitsfragen integriert wurden.
Während intern BGM-Aufklärungsarbeit anfällt, will der Konzern mit der Verwendung des Labels Friendly Work Space potenziellen Mitarbeitern die Post als Arbeitgeberin noch schmackhafter machen. Dazu sollen neue Kommunikationskanäle erschlossen und die externen Kommunikationsaktivitäten einheitlicher gestaltet werden. In diesem Sinn steht auch die Lancierung eines Blogs sowie der Ausbau der bisher bestehenden Social-Media-Aktivitäten auf Xing und Linkedin bevor.
«So viel gemeinsam wie möglich machen, so viel Freiheit wie nötig gewähren», bringt Michel Romang das Motto zur Vereinheitlichung der externen BGM-Kommunikation auf den Punkt. Schliesslich strahlten alle externen Aktivitäten auch auf die gesamte Organisation aus. So ist das Friendly-Work-Space-Logo nun auf allen Stelleninseraten aufgeführt. Ein enormer Aufwand, mussten dazu doch konzernweit verschiedenste IT-Plattformen in Einklang gebracht werden. Ein weiteres Zeichen der einheitlichen Kommunikation ist die zunehmende Zahl an Vorlagen, auf welche die Postmitarbeitenden zurückgreifen können und auf denen das Friendly-WorkSpace-Logo inzwischen prangt. Das reicht von der Unternehmensbroschüre bis hin zu Factsheets und Präsentations- sowie Mailsignaturvorlagen. Die Toolbox, welche Gesundheitsförderung Schweiz derzeit für die zertifizierten Unternehmen entwickelt, dürfte mit der Post einen interessierten Abnehmer finden. Auch die Bemühungen, das Friendly-Work-Space-Logo in Jobplattformen wie jobup.ch oder jobs.ch zu integrieren, stösst bei der Post auf Zustimmung: «Die Selektionsmöglichkeit nach zertifizierten Unternehmen wird die Wirkung des Labels weiter verstärken», ist Michel Romang überzeugt.
Friendly Work Space an jeder Poststellentür
Zum Ziel seiner BGM-Vision im Employer Branding befragt, meint HR-Marketing-Spezialist Michel Romang: «Das Ziel ist erreicht, wenn jeder Mitarbeitende weiss, was das BGM der Post beinhaltet, was es für ihn persönlich und für seine Arbeitsstelle bedeutet und er im Kollegenkreis davon erzählt.» Wo auch immer potenzielle oder aktuelle Mitarbeitende sich aufhalten: Dereinst soll das Label Friendly Work Space an allen Mitarbeiter-Touchpoints sichtbar sein. Mitarbeitende, die im Namen der Post auftreten, sollen über das BGM-Label Auskunft geben können: Egal, ob in der Rekrutierung, beim Onboarding, bei der Personalentwicklung, beim Austritt oder im Alumni-Management. Wo würden Sie das Friendly-Work-Space-Logo sonst noch gerne sehen? «Am liebsten an der Tür bei jeder Poststelle», lachen Markus Zuberbühler und Michel Romang.