Das junge Netzwerk: Yfee
Als Präsidentin der Young Female Entrepreneurs and Executives Association (Yfee) strebt Carole Hofmann die Vernetzung von Kaderfrauen und Unternehmerinnen an. Im Interview mit HR Today erklärt sie, weshalb Networking für das berufliche Vorankommen von Frauen wichtig ist.
Carole Hofmann ist Präsidentin des Frauennetzwerks Young Female Entrepreneurs & Executives. (Bilder: zVg, 123RF/Montage: jobindex media ag)
Frau Hofmann, Sie sagen, dass Karrieremachen ohne Netzwerk nicht geht. Weshalb?
Carole Hofmann: Wer in eine Familie hineingeboren wird, wo die Nachfolgeregelung schon bei der Geburt feststeht, oder in einer wirtschaftlich und politisch vernetzten Familie aufwächst wie zum Beispiel Evelyne Widmer-Schlumpf, Tochter von Alt-Bundesrat Leon Schlumpf, hat einen grossen Startvorteil im Berufsleben, denn das Netzwerk ist bereits vorhanden. Fehlt dieses jedoch, ist es nicht so leicht, voranzukommen. Das gilt insbesondere für Menschen, die unter ungünstigen Lebensumständen aufwachsen und niemanden haben, der sie fördert. Wenn das Umfeld die Talententfaltung nicht ermöglicht, nützt auch eine exzellente Ausbildung nichts. Ausserdem gilt: Wer mehr Leute kennt, findet einfach schneller einen Job, zum Beispiel, in dem er darüber informiert ist, dass es diesen überhaupt gibt. Das ist nicht zu unterschätzen, denn etwa 75 Prozent der Kaderstellen werden erst gar nicht ausgeschrieben. Viele Recruiter bevorzugen zudem jene Menschen, die sie bereits kennen und gewichten persönliche Empfehlungen höher als Bewerbungen von Personen, zu denen sie keine Beziehung haben.
Was sind für Sie Do's und Don'ts beim Netzwerken?
Jemandem etwas aufschwatzen oder verkaufen wollen, geht gar nicht. Es geht vielmehr darum, auf Veranstaltungen gezielt jene Personen herauszusuchen, die aus irgendeinem Grund für einen wichtig sind, sich im persönlichen Gespräch vorzustellen und herauszufinden, ob Anknüpfungspunkte vorhanden sind oder nicht. Ist dem nicht so, sollte man nicht darauf beharren, den Kontakt aufrecht zu erhalten oder eine Person dazu nötigen. Wenn jemand nicht will oder kann, ist das zu respektieren. Für Frauen ist es übrigens viel leichter, andere Menschen anzusprechen, als für Männer. Nehmen an einem Anlass überwiegend Männer teil, haben Frauen sogar einen Wettbewerbsvorteil. Am einfachsten ist es dann, das Gespräch mit dem Veranstalter zu suchen, anschliessend mit den Referenten und danach mit Teilnehmern, die der Veranstalter kennt.
Wo behindern sich Frauen aus Ihrer Sicht beim Networken?
Frauen sind viel schwieriger zum Netzwerken zu bewegen als Männer. Und zwar, weil sie sich zuerst die Nutzenfrage stellen. Wenn nicht von vornherein klar ist, worin der Nutzen besteht, nehmen sie an einer Veranstaltung nicht teil. Haben sie zudem kleine Kinder und müssen deswegen deren Betreuung organisieren, überlegen es sich viele Frauen zweimal, ob dieser Anlass für sie tatsächlich so wichtig ist. Überdies stellen viele Frauen ihre Leistungen beim Networken häufig unter den Scheffel und trauen sich nicht, das Wort zu ergreifen. Dabei wäre es wichtig, an einer Veranstaltung gezielt die ranghöchste Person anzusprechen und die Gelegenheit zu nutzen, ihre Bekanntschaft zu machen.
Netzwerken jüngere Frauen anders als gestandene Frauen?
Ja, ich denke schon. Sie sind viel selbstbewusster. Für sie hat sich das Thema Mann oder Frau grösstenteils schon erledigt. Die Jüngeren können sich als Frau geben und gleichzeitig erfolgreich sein. Es ist kein Thema mehr, dass sie männlich auftreten müssen, um sich durchzusetzen. Ich sehe da ganz klar einen Generationenwechsel und das ist gut so.
Hat sich mit der Digitalisierung auch die Art des Netzwerkens verändert?
Traditionelle Netzwerke leiden unter einem Mitgliederschwund, weil sie zu formell sind für die heutige Zeit. Niemand will mehr zusätzliche grosse Verpflichtungen eingehen, weil man anderswo schon genügend stark engagiert ist. Sie werden daher weiter an Bedeutung verlieren und eher nur noch Nischen besetzen. Des Weiteren ist mit der Digitalisierung niemand mehr auf das Wohlwollen von Gatekeepern angewiesen. Wenn jemand einen Weg blockiert, findet sich immer auch eine andere Möglichkeit. Fast alle Menschen sind über Online-Netzwerke erreichbar. Man muss nur aktiv werden.
Was war Ihre persönlich grösste Lernerfahrung beim Netzwerken?
Man trifft überall auf offene oder auch weniger offene Leute und auf solche, die neue Bekanntschaften abblocken. Sei es, weil sie zu beschäftigt sind, sich zu wichtig nehmen, keine Sympathie für einen empfinden oder weil sie schlecht gelaunt sind. Das darf man keinesfalls persönlich nehmen. Es gibt genügend interessante Menschen. Die grosse Schwierigkeit im Leben besteht bloss darin, die Richtigen zu finden. Da hilft nur das Gesetz der grossen Zahl. Man muss dem Schicksal auch eine Chance geben und das geht nur, wenn man sich dem Zufall auch aussetzt.
Serie Frauennetzwerke
An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen während der Sommerpause jede Woche ein Frauennetzwerk. In dieser Folge stellen wir das Frauennetzwerk Young Female Entrepreneurs and Executives Association vor. 2009 gegründet, vernetzt Yfee heute rund 750 Frauen ab Stufe Vice President Assistant sowie Unternehmerinnen. Die Basismitgliedschaft ist kostenlos, eine Premium-Mitgliedschaft kostet CHF 120 pro Jahr.