Serie: Frauennetzwerke

Der Frauendachverband Alliance F

Kathrin Bertschy, Co-Präsidentin des Frauendachverbands Alliance F, bringt schweizweit 400'000 Frauen zusammen. Im Gespräch erklärt sie, weshalb es neben Frauen- auch gemischte Netzwerke braucht.

Frau Bertschy, Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass Frauen ihr eigenes Netzwerk brauchen. Können Sie dies näher erläutern?

Kathrin Bertschy: Ich erlebe es so: Sich mit Frauen mit ähnlichen Berufsprofilen oder politischen Positionen austauschen zu können, ist wertvoll, denn damit bestärken sich Frauen gegenseitig auf dem Karriereweg. Untereinander sind Frauen zudem spontaner und lockerer. Die Diskussionskultur ist eine andere als in gemischten Netzwerken. Frauen getrauen sich eher, über Herausforderungen und Misserfolge zu sprechen oder komplexe Inhalte zu diskutieren. Aber so wertvoll Frauennetzwerke auch sind, braucht es doch das Mitwirken in heterogenen Netzwerken, weil diese die reale Wirtschaft und Politik abbilden und dort letztendlich die wichtigen Entscheidungen fallen. Frauennetzwerke sind also kein Ersatz für gemischte Netzwerke, sondern eine Ergänzung.

Welche Bedeutung haben Netzwerke für das berufliche Vorankommen?

In der Schweiz haben Netzwerke nach wie vor eine grosse Bedeutung. Für beide Geschlechter, wie ich es einschätze. So werden beispielsweise die meisten neu zu besetzenden beruflichen Positionen nicht ausgeschrieben, sondern in Netzwerken nach kompetenten Personen gesucht. Das hat Vor- und Nachteile. Frauen haben da oft die schlechteren Karten, weil man sie ganz einfach nicht sieht, genauso wie alle anderen Menschen, die keine Netzwerker sind.

Wo fängt man an mit Netzwerken?

Beim Netzwerken kommt gleich die Zielfrage ins Spiel: Was will man erreichen? Im Vordergrund sollten Gemeinsamkeiten und das Interesse an einem Thema stehen, nicht das Beschaffen von finanziellen Mitteln oder das Zuschanzen von Aufträgen. Eine erfolgreiche Netzwerkerin investiert mindestens ebenso viel in den Aufbau wie in die Pflege eines Netzwerks. Dazu braucht es aber Zeit und Verlässlichkeit und ein aktives Mitmachen. Man kann nicht nur passiv mitspielen.

Netzwerken Männer anders als Frauen?

Männer knüpfen eher lockere Kontakte. Man geht ein Bier trinken oder schaut einen Fussballmatch. Das geschieht ganz locker, ohne Bemühungen. Solche Freizeitaktivitäten gemeinsam zu pflegen, haben Frauen noch nicht gelernt. Frauen sind darüberhinaus nicht in so vielen Netzwerken aktiv vertreten wie Männer und haben zeitlich oft auch andere Prioritäten, wenn sie zum Beispiel eine Familie haben.

Wo haben Sie Ihre Netzwerke geknüpft?

Ich bin wohl kein klassisches Beispiel, denn ich habe meine Netzwerke hauptsächlich über die Politik geknüpft. So tausche ich mich vor allem an Sitzungen, Workshops und bei Projektarbeiten aus oder nehme an parlamentarischen Veranstaltungen und Anlässen teil. Manchmal gerade auch an solchen, die mir thematisch zwar nicht nahe liegen, aber wo ich spannende Leute treffe, die ich woanders wohl nicht kennen gelernt hätte.

Serie Frauennetzwerke

An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen während der Sommerpause jede Wochen ein Frauennetzwerk. In dieser Folge stellen wir den Frauendachverband Alliance F vor. 1900 gegründet, vereint der Dachverband rund 154 Organisationen und 400 Einzelmitglieder und vertritt damit etwa 400'000 Frauen in der Schweiz. Alliance F versteht sich als politische Lobby-Organisation für die Anliegen im Zusammenhang mit der Gleichstellung von Frau und Mann in Beruf, Familie und Gesellschaft.

www.alliancef.ch

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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