Gender Balance: «Bei Männern ansetzen»
Seit über einem Jahr engagiert sich Schneider Electric, der weltweit tätige Spezialist in Energiemanagement und Automation, aktiv für die HeForShe-Initiative der United Nations Women. Warum Gender Balance für das Unternehmen von zentraler Bedeutung ist und wie es die Chancengleichheit konkret fördert, erläutert Stephan Kunz, Personalchef von Schneider Electric Schweiz und Österreich.
Stephan Kunz, Personalchef von Schneider Electric Schweiz und Österreich. (Bild: zVg)
Herr Kunz, was will die Initiative HeForShe erreichen und wo setzt sie an?
Stephan Kunz: HeForShe setzt bei Männern an. Das ist neu. Sie will ihre Denkmuster aufbrechen und konkrete Veränderungen in der Arbeitskultur und Gesellschaft erzielen. Das Engagement männlicher Entscheidungsträger ist für die Transformation hin zu einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis bei Führungspositionen – sprich Gender Balance – zentral. Denn immer noch ist der grösste Teil der Schlüsselpositionen von Männern besetzt. Es ist offensichtlich: Ohne das Engagement von Männern verändert sich der gelebte Arbeitsalltag nicht. Die Initiative zielt auf ein Commitment von Männern ab, im beruflichen wie im privaten Umfeld bessere Voraussetzungen zugunsten der Karrieren von Frauen zu schaffen. Darin sehe ich die Stärke dieser Kampagne.
Wie will HeForShe die patriarchalen Denkmuster aufbrechen?
Die Kampagne ruft Männer dazu auf, als Partner, Vater, Freund oder Vorgesetzter darüber nachzudenken, warum die Frauen im eigenen Umfeld in der Regel nicht die gleichen Chancen haben wie sie selbst. Indem Männer sich bewusst werden, dass die eigene Partnerin, die eigene Tochter, Freundin oder Kollegin benachteiligt ist, verändert sich der Blick auf die Gleichstellungsthematik. Es entsteht ein neues Bewusstsein, das dazu motiviert, sich zu überlegen: Was kann ich dazu beitragen, dass Frauen bessere Voraussetzungen für Erfolg in Beruf und Karriere haben? Die Kampagne adressiert jeden ganz persönlich mit der Frage: «Wer, wenn nicht ich? Wann, wenn nicht jetzt?»
Zur Person
Stephan Kunz ist seit einem Jahr Leiter Human Resources bei Schneider Electric Schweiz und Österreich sowie der Feller AG. Damit verantwortet er das Personalwesen für rund 1500 Mitarbeitende. Zuvor war er während 17 Jahren in verschiedenen leitenden Geschäfts- und HR-Funktionen bei IBM tätig. Zuletzt führte er dort ein Team von HR-Business-Partnern in der Schweiz.
Warum ist Frauenförderung so wichtig für Unternehmen?
Es ist erwiesen, dass Gender Balance ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist. Studien belegen, dass gemischte Teams erfolgreicher und innovativer sind. Bei Schneider Electric streben wir mit Gender Balance auch eine Unternehmens- und Führungskultur an, welche die Marktsituation reflektiert. Inzwischen gibt es mehr Frauen als Männer, die erfolgreich ein Studium absolvieren. Wir wollen ein Umfeld schaffen, das motiviert, höhere Arbeitspensen anzustreben und herausforderndere Tätigkeiten anzupacken. Dies ermöglicht stringentere Karrieren für Frauen und damit auch eine angemessene – bessere – Entschädigung. Gender Balance bringt somit einen mehrfachen Nutzen für alle Beteiligten: eine bessere Unternehmensleistung, bessere Möglichkeiten für die Work-Life-Integration sowohl für Frauen als auch für Männer, und last but not least, nachhaltigere Antworten auf die Nachwuchsfrage dank grösserem Talentpool im eigenen Land. Denn wir wollen wenn immer möglich in der Schweiz rekrutieren.
Was ist der aktuelle Stand der Dinge in Bezug auf Frauenförderung in Ihrem Unternehmen?
Frauenförderung ist nicht erst mit dieser Kampagne ein Thema bei Schneider Electric. Wir sind bereits seit über zehn Jahren daran, Verbesserungen zu erzielen und haben wichtige Meilensteine erreicht. So haben wir heute 20 Prozent Frauen in Schlüsselpositionen und fünf von total fünfzehn Verwaltungsratsmitgliedern sind weiblich. Das langjährige Engagement von Schneider Electric wurde übrigens 2015 von der Organisation Women Empowerment Principles (WEP) mit dem «CEO Leadership Award» gewürdigt. Wir arbeiten mit konkreten Massnahmen daran, in Sachen Gender-Gleichstellung ein «Best in Class»-Unternehmen zu werden.
Was sind die Ziele und Massnahmen Ihres Projekts in der Schweiz?
Wir haben eine Reihe von Massnahmen erarbeitet. Zum Beispiel die jährliche Überprüfung der Lohngleichheit von Frauen und Männern. Konkret heisst das, dass wir ein spezielles Budget zur Verfügung stellen, um Löhne anzuheben, insbesondere im Bereich der Fertigung. Dann haben wir Home-Office-Möglichkeiten geschaffen, um die Work-Life-Integration für Frauen und Männer zu verbessern. Als weitere Massnahme haben wir die maximale Dauer eines unbezahlten Urlaubs von zwei auf zwölf Monate erhöht. So werden längere Auszeiten möglich, kombiniert mit einem leichten Wiedereinstieg. Ausserdem führen wir regelmässig Workshops mit dem Management und Mitarbeitenden durch, in denen wir Männer konkret auffordern und ermutigen, ihre Haltung zu reflektieren und den Dialog zum Thema Gleichstellung aktiv zu führen. Wichtig ist auch das Networking. Deshalb bauen wir derzeit ein Frauennetzwerk für Schneider Electric Schweiz auf. Mentoring und gezielte Förderung werden dort zentrale Themen sein.
Gibt es bereits Ergebnisse?
Von allen Neu-Einstellungen 2015 bei Schneider Electric Schweiz sind 40 Prozent Frauen – eine gute Quote für ein Technologieunternehmen. Bei der Wahl der Gleichstellungsbeauftragten hatten wir eine hohe Stimmbeteiligung , was zeigt, dass ein hohes Bewusstsein für das Thema vorhanden ist. Und, was uns besonders freut, die Bereiche «Well Being» und «Diversity» weisen bei den Mitarbeiter-Umfragen einen klar positiven Trend auf.
Schneider Electric
Schneider Electric ist weltweit tätiger Spezialist in Energiemanagement und Automation und hat 2015 einen Umsatz von 27 Mrd. Euro erwirtschaftet. Rund 160’000 Mitarbeitende unterstützen Kunden in über hundert Ländern dabei, ihre Energie und Prozesse sicher, zuverlässig, effizient und nachhaltig zu nutzen. Schneider Electric zählt mit der Zugehörigkeit zum Dow Jones Sustainability Index World zu den nachhaltigsten Unternehmen der Welt und liegt auf Rang 12 der Global Top 100 Most Sustainable Companies. Zur Schneider Electric Gruppe in der Schweiz gehören die Unternehmen Schneider Electric (Schweiz) AG und Feller AG sowie die Technologie-Marken APC und Gutor Electronic. Schneider Electric Schweiz beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeitende und wird von CEO und Country President Dr. Matthias Bölke geführt. www.schneider-electric.ch