Schwindelte einer der Probanden, wurde es rund um seine Nase und im inneren Augenwinkel wärmer. Gleichzeitig beobachteten die Forscher die Aktivität in der Inselrinde (Cortex insularis). Sie nehmen an, dass diese Hirnregion besonders aktiv ist, wenn wir Gefühle empfinden, die wir subjektiv als «echt» bezeichnen würden. Denn: Je aktiver die Inselrinde war – das heisst, je ehrlicher die Person das empfand, was sie sagte – desto weniger veränderte sich die Temperatur der Nase.
Frühere Studien haben ergeben, dass Menschen sich häufig an die Nase fassen, wenn sie schwindeln. Forscher der Universität Illinois analysierten, dass sich Bill Clinton bei seiner Aussage zur Lewinsky-Affäre 26 Mal an die Nase griff und das immer dann, wenn er nicht die Wahrheit sagte. Die Psychiater Alan Hirsch und Charles Wolf berichten, dass der Körper beim Lügen Hormone freisetzt, welche die Nasenschleimhaut anschwellen lassen. Dadurch könne die Nase auch jucken – fast unmerklich, aber ausreichend, damit sich der Lügner häufiger an den Zinken fasst.
Wischbewegungen im Augenbereich
Ausserdem fassen sich emotional berührte Menschen in den Augen- und Nasenbereich. Skeptisch sollten Sie ebenfalls werden, wenn ein Mensch, während er etwas von sich gibt, im Augenraum etwas wegzustreichen versucht. Er streicht das Gesagte tatsächlich weg.
Blinzelfrequenz
Normalerweise blinzelt ein Mensch alle 6-7 Sekunden, also ca. 10-12 Mal pro Minute. Dieses Blinzeln hält unsere Hornhaut feucht. Erhöht sich diese Frequenz ohne erkennbaren Grund, so könnte dies auch auf Unruhe, Unsicherheit und eine Lüge hindeuten.
Geschürzte Lippen
Sobald ein Mensch im Gespräch die Lippen zusammenpresst, sie schürzt oder darauf herumbeisst, ist dies ein weiterer Hinweis auf Unwohlsein, Lüge, im Sinn von: «Ich sage jetzt nix mehr!» Bei Angst stellt der Körper zudem den Speichelfluss ab, was trockene Schluck- und Lippenbefeuchtungsaktionen zur Folge hat.
Hand vor dem Mund
Gerade bei Kindern ein starkes Indiz dafür, dass sie das Gesagte am liebsten wieder zurückholen würden oder das Gesagte durch den Einfluss der Hand nicht richtig verstanden wird.
Starke Asymmetrien im Gesicht
Auf jeder Gesichtshälfte agieren 26 Muskeln. Macht sich ein echtes Gefühl breit, so agieren diese Hand in Hand und beide Gesichtsflächen zeigen die jeweilige Emotion. Wird ein Gefühl gefaked, also vorgegeben, so kann es zu Entgleisungen kommen.
Soziales Lächeln
Wird immer aufgesetzt, wenn wir etwas überspielen möchten, unsere wahren Gefühle nicht nach aussen gelangen sollen. Es unterscheidet sich von einem echten Lächeln, da es sehr langsam ins Gesicht kommt, der Mund meistens geschlossen bleibt, es tonlos ist und die Augen nicht mitlächeln.
Steife Körpersprache
Das Pinocchio-Phänomen greift auch hier. Wird jemand plötzlich stocksteif und bewegt sich kaum noch, so haben wir es mit einem weiteren Indiz der Lüge zu tun. Der Lügner möchte sich nicht durch starke Körpersprache in den Vordergrund rücken. Es ist bewiesen, dass sich komplexe Denkprozesse so äussern, dass die gesamte Energie dem Gehirn zur Verfügung gestellt wird und die Körpersprache das Nachsehen hat. Lügen ist ein komplexer Denkprozess.
Krümel/Fusseln entfernen
Fängt ein Mensch während des Gespräch an, sich nicht vorhandene Flusen vom Körper zu zupfen, so ist dies ein Indiz für wegwischen und somit das Gesagte an sich abperlen zu lassen.
Räumliches Distanzieren
Steht uns ein Mensch nah, so tut er dies auch physisch. Tritt ein Mensch im Gespräch den Rückzug um 1-2 Schritte an, so könnte dies ebenfalls ein Indiz für eine Lüge sein. Er distanziert sich vom Gesagten und von der anderen Person.
Fehlen von Manipulatoren
Wir Menschen fassen uns permanent selbst an, reiben, streicheln und kneifen uns in Arme, Beine, Gesicht, Hals und Drosselgrube. Können Sie keine solche Manipulatoren finden, so haben wir hier auch einen Hinweis auf Unwohlsein bzw. die Lüge.
Starker Schweissfluss
Ein starkes Indiz ist starker Schweissfluss, der sich vor allem im Hals-, Achsel- und Rückenbereich zeigt.
Stimme/Sprache
Es gibt noch ein paar Spannende Hinweise in der Stimme und Sprache. Grundsätzlich geht die Stimme immer 0,5-1 Ton höher, wenn wir schwindeln, aus dem einfachen Grund, dass wir nicht zu 100 Prozent dazu stehen, was wir da sagen und wir Angst vor Entdeckung haben. Sie sollten hellhörig werden, wenn folgende Phänomene in der Sprachwahl Ihres Gegenübers auftauchen.
- «Soweit ich weiss», «Um ehrlich zu sein», «Ganz ehrlich…»
- Wiederholung der Frage – hier wird ganz klar Zeit gewonnen!
- Lange oder kurze Pause bis zur Antwort
- Ausweichende Antworten
- Religiöse Beschwichtigungen: «Ich schwöre hoch und heilig»
- Klagen über die Befragungssituation
- zu detailreich oder -arm
- Grosses Bemühen zu überzeugen
- Gebrauch von Superlativen
Ich wünsche Ihnen in den nächsten Tagen viel Freude beim Beobachten und Umsetzen des Gelernten!
Herzlichst Ihre
Tatjana Strobel
Veranstaltungshinweis
Mehr über die Lüge und Techniken, um diese zu entlarven, erfahren Sie im Seminar «Ich weiss, wenn Du lügst» am 27.-28.09.2014 in Zürich. Mehr unter www.tatjanastrobel.ch.