Betriebliches Gesundheitsmanagement

«Männer gehen zur Arbeit und nicht zum Arzt»

Männer gehen nicht gerne zum Arzt – sie gehen zur Arbeit und das häufig, bis nichts mehr geht. Männer haben eine geringere Lebenserwartung als Frauen und erleiden zwischen vierzig und fünfzig Jahren viermal so häufig einen Herzinfarkt. Die auf Talent- und Karrieremanagement spezialisierte Right Management Switzerland AG hat das Thema «Männergesundheit» an einem Anlass im Herbst in Zürich in den Fokus gerückt. 

«Männer gehen selten vorsorglich zum Arzt. Meistens erst dann, wenn sie ernsthaft krank sind», sagen die Fachexperten Frank Luck, Zentrum Gender Studies der Universität Basel, Peter Kölln, Berater für Betriebliches Gesundheitsmanagement, und Roland Bartl von Right Management Switzerland AG. Hinzu käme, dass es für viele Männer ein Zeichen von Schwäche und Unmännlichkeit sei, den Arzt aufzusuchen oder auf ihre Gesundheit zu achten.

Frauen schätzten sich hingegen kränker ein und gingen öfters zum Arzt, lebten aber einige Jahre länger als Männer. Unternehmen sollten diese Fakten beachten und mit ihren Programmen gezielt auf die Männer eingehen, forderten sie im Tenor, denn männerspezifische Programme zur Gesundheitsförderung seien erfolgreicher und stiessen eher auf Gehör, als allgemein gehaltene Programme. «Als Transport-Mittel bieten sich Sport-Themen wie Fussball an oder kräftige Bilder», erläuterte Peter Kölln. Dies würde von Männern besser aufgenommen. Andreas Wieser von der Gesundheitsförderung Schweiz wies ergänzend auf die Wichtigkeit der differenzierten Ansprache hin: «Neben dem Geschlecht sollten Zielgruppen auch nach Alter, nach Funktion oder Region angegangen werden.»

Männer sterben früher – weltweit

Frank Luck zeigte auf, dass der sogenannte «Gender-Gap» in der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen weltweit besteht, denn durchschnittlich sterben Männer fünf bis sieben Jahre früher als Frauen. Diese Unterschiede in der Lebenserwartung und Sterblichkeit liessen sich nur zu geringen Teilen durch biologische Unterschiede erklären. Die Gründe seien vielmehr verhaltensbedingt, denn Männer gingen ein höheres gesundheitliches Risiko ein. Dazu nannte er folgende Beispiele: Alkohol-, Tabak-, Drogenkonsum, Verhalten im Strassenverkehr und Sexualleben. «Männer nehmen nach wie vor weniger Vorsorgeuntersuchungen wahr und setzen ihren Körper grösseren Belastungen aus als Frauen», führte Luck aus. Dies geschehe im Beruf wie auch im Sport. «Die Notwendigkeit der gesundheitlichen Selbstvorsorge stellt für manche Männer einen Lernprozess dar, der oft mit Krisenerfahrungen oder zunehmendem Alter einsetzt.»

Empfehlung an Unternehmen

Andreas Wieser von der Gesundheitsförderung Schweiz empfiehlt den Unternehmen, die Programme der Gesundheitsförderung im Rahmen des Gesundheitsmanagements umzusetzen. Der Erfolg fiele höher aus, wenn die Zielgruppe erst geprüft, die Ziele gesetzt und zuletzt auch eine Erfolgsmessung durchgeführt werde. Erst durch das systematische Vorgehen könne die grösstmögliche Wirkung erzielt werden.

Von der Geschäftsleitung gemanagt

Das Thema Gesundheit soll als Teil der Strategie gesehen werden, wobei die Geschäftsleitung die Passung der Gesundheitsstrategie zur Kernstrategie überprüft sowie deren Erfolg und das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Gesundheitsprogramme. Dies bedinge, dass vor der Lancierung von Programmen konkrete Ziele gesetzt werden und harte und weiche Indikatoren zur Verfügung stehen. Zu den harten Indikatoren zählen zum Beispiel die Absenzen wie auch die Fluktuation in der Firma. Als Frühindikatoren gelte es auf die sogenannten weichen Indikatoren wie die Mitarbeiterzufriedenheit und die Motivation zu achten. Auch sei es von grosser Bedeutung, ob sich die Belegschaft von der Geschäftsleitung wertgeschätzt fühle. Dies zeige sich langfristig in den Kennzahlen.

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Christina Haag

Christina Haag ist Sales- und Marketingspezialistin. Sie ist Inhaberin der Kreativagentur AGENCYch, die Unternehmen im Bereich Digital Marketing, Graphic Design und Story Telling unterstützt. linkedin.com/in/christina-haag

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