Ist es jedermanns Sache, alle Dinge auszudiskutieren?
Man kann es sich nicht mehr einfach in seiner Komfortzone bequem machen und sich auf den «blöden Chef» beziehen oder sagen «das haben wir schon immer so gemacht.» Den Problemen aus dem Weg zu gehen, ist in einem solchen Umfeld nicht ganz einfach, zum Beispiel, wenn andere mit der Leistung nicht mehr zufrieden sind und das offen ansprechen. Das kann weh tun. Man wird oft mit Gefühlen konfrontiert wie beispielsweise mit Neidgefühlen in der Lohndiskussion. Dann muss man einfach darüber reden und das ausdiskutieren. Wem diese Form der Zusammenarbeit nicht behagt, der wird das Unternehmen früher oder später wieder verlassen.
Wer führt wen bei Elbdudler?
Die Führungsrollen sind je nach Situation anders verteilt. So habe ich kürzlich in meiner Funktion als Geschäftsführer ein Projekt im Bewegtbildbereich in grosser Runde vorgestellt und mich erkundigt, ob jemand etwas gegen die Umsetzung dieses Projekts hätte. Es kann aber jeder andere zu einem beliebigen Thema die Führung übernehmen. Hat jemand Lust auf ein neues Projekt, dann darf er das machen, sofern er Leute findet, die sich daran beteiligen und Kunden, die das Produkt kaufen. Stört sich hingegen jemand an etwas, erwarte ich, dass dieser Mitarbeitende einen Lösungsvorschlag einbringt und damit auch die Verantwortung für «sein» Thema übernimmt. Wenn sich dieser Mitarbeitende drei Monate lang über etwas aufregt, aber nichts unternimmt, dann hat er aus meiner Sicht drei Monate lang etwas falsch gemacht.
Gibt es Grenzen der Beteiligung?
Die Mitarbeitenden haben alle Beteiligungsmöglichkeiten, auch wenn ich an gewissen Rahmenbedingungen nicht rütteln lasse: zum Beispiel an der Art und Weise, wie wir arbeiten. Grundsätzlich machen die Menschen aber deutlich mehr, als sein müsste. Das merkt man auch an der Leidenschaft und der Freude, mit der sie die verschiedenen Projekte angehen.
Elbdudler
Die Hamburger Digitalagentur «Elbdudler» ist die Idee der beiden ehemaligen Studenten Julian Vester und Jonas Wegener. Diese hatten die Chancen und das Potenzial von digitalem Marketing für Unternehmen erkannt, lange bevor diese den Nutzen von Social Media-Plattformen für sich entdeckt hatten. Die angehenden Unternehmer brachen ihr Studium ab und gründeten mit «Elbdudler» ein Unternehmen, das ohne Hierarchie, Stechuhr-Struktur oder festgelegten Arbeitszeiten auskommt. Mittlerweilen hat sich Elbdudler mit rund 35 Mitarbeitenden vom Startup zur etablierten Digitalagentur entwickelt. Seit 2013 führt Julian Vester das Unternehmen ohne seinen Mitbegründer.