HR Today Nr. 11/2018: Talentmanagement

Von nichts kommt nichts

Wer nicht mit Schulungs- und Förderungsprogrammen in seinen Nachwuchs investiert, wird das notwendige Know-how mit eigenen Fachkräften künftig nur schwer abdecken können. Die CHRO des Gastrounternehmens ZFV über Talentförderung.

«Nachfolgeplanung lässt sich nicht regeln, wenn man nicht in Mitarbeitende investiert, die Ambitionen haben», so Angela Tauro. «Das eine geht ohne das andere nicht.» Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei es wichtig, Mitarbeitenden, die das Potenzial und den Ehrgeiz dazu hätten, den nächsten Karriereschritt zu ermöglichen – auch wenn auf der anderen Seite nicht gleich eine passende Kaderstelle offen sei.

«Wichtig ist, dass die persönliche Entwicklung innerhalb des Unternehmens geschieht und nicht extern.» Deshalb müsse man im Dialog bleiben, um die Erwartungen zu managen, denn häufig möchten Mitarbeitende «den nächsten Schritt gleich morgen machen.»

Damit die Talente-Pipeline beim Gastrounternehmen ZFV gefüllt bleibt, hat es ein Talentmanagementsystem auf Kader- und Mitarbeiterstufe etabliert. Und das trotz des Risikos, dass Mitarbeitende das Unternehmen frühzeitig verlassen. «Man kann Mitarbeitende nicht binden», sagt Tauro.

Höchstens die Austrittshürden etwas höher legen. Etwa, indem die Mitarbeitenden verpflichtet werden, nach einer bezahlten Aus- und Weiterbildung ein Jahr im Unternehmen zu verbringen oder bei vorzeitigem Austritt einen Teil des Ausbildungsgelds zurückzuerstatten. Das komme nicht häufig vor, denn «ein solcher Abgang hat viel mit dem Charakter eines Mitarbeitenden zu tun.»

Kader intern schmieden

Jährlich absolvieren zwölf Mitarbeitende die ZFV-Kaderschmiede und werden beispielsweise im Führungsverhalten, in der Arbeitsorganisation oder im Selbstmarketing geschult. Sie kommen aus einem der 191 Betriebe der Unternehmensgruppe – von der Hotellerie über ein Personalrestaurant bis hin zu einer Konditorei.

Geschenkt wird den potenziellen Führungskräften nichts. Sie müssen von ihrem Vorgesetzten empfohlen werden, sich um eine der begehrten Plätze bewerben und in einer Präsentation darlegen, welches Ziel sie mit der Ausbildung verfolgen. Dabei wird nicht nach Alter selektiert. «Alt und Jung ergänzen sich. Jüngere Geführte erkennen, was ihr Chef macht und möchten es ihm gleichtun.» Die Vierzigjährigen von gestern seien schliesslich die 50-Jährigen von heute.

Der Erfolg des Talentmanagements spricht für sich. So hat der  ZFV die Hälfte der letztjährigen Teilnehmer nach Programmabschluss befördert. Dennoch ortet Tauro Optimierungspotenzial. So wird das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren systematisch in das Talentmanagement investieren und prüft die Einführung einer Talentmanagementsoftware, die aufgrund einer Potenzialmatrix ermitteln kann, in welchem Teil des Unternehmens sich High-Level-Performer befinden und wo Know-how-Lücken bestehen.

«Eigentlich beginnt das Talentmanagement aber schon bei der Rekrutierung», so Tauro. «Wir brauchen Mitarbeitende, die unsere Kultur und unsere Werte verstehen.»

ZFV

Der ZFV wurde 1894 in Zürich gegründet und ist heute ein schweizweit operierendes Unternehmen mit Schwerpunkt in der Hotellerie, der Gastronomie und der Bäckerei-Konditorei. Zur Firma gehören 17 Sorell Hotels, verschiedene Gourmet-, Trend- sowie Museumsrestaurants, zahlreiche Personalrestaurants, Cafeterias, Universitäts- und Schulmensen sowie die Kleiner Bäckerei-Konditorei. Der ZFV ist ebenfalls in der Messe- und Stadiongastronomie sowie im Eventcatering tätig. 2017 erzielte die Gruppe mit 2800 Mitarbeitenden einen Gesamtumsatz von 273,4 Millionen Franken. www.zfv.ch

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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