Sabine Biland-Weckherlin: «Bitte eine Nuance sparsamer sein bei englischen Stellenbezeichnungen.»
«Gesucht: Executive Vice Pleasident for Global Happiness», steht auf einem Plakat: Das ironisch gemeinte Wortspiel im Stellentitel dient als Blickfang beim Eingang eines hippen Unternehmens in Zürich West. Abgesehen von dieser witzigen Eigenwerbung: Haben Sie nicht auch den Eindruck, in unserer Mitte sei eine Geheimsprache entstanden? Angesichts gewisser kryptischer Jobtitel, die meist kaum Schlüsse auf den Stelleninhalt zulassen, stellt sich die Frage, wozu es dieses Verwirrspiel braucht.
Erklären könnte man dies mit dem Druck elektronischer Suchmaschinen, dem angelsächsischen Sprachgebrauch global orientierter Konzerne sowie dem Trend zum Internationalen auf dem Weiterbildungsmarkt. Doch steckt hinter dem mysteriösen «Angular JS-Developer» eine HR-Strategie mit dem Ziel, öde Positionen attraktiver erscheinen zu lassen? Oder ist die Stelle wirklich derart komplex, wie man aufgrund der hochgestochenen Bezeichnung vermuten könnte?
Ich finde ganz pragmatisch: Eine Stellenausschreibung muss zur Kultur der jeweiligen Firma passen. Die nachfolgenden Beispiele könnte man aufgrund der spezifischen Berufsumfelder noch durchgehen lassen: Die global tätige Grossbank, die einen «Team Lead Financial Crime Compliance IT – News Screening/Risk Scoring/Single Client View» sucht. Oder die international ausgerichtete Anwaltskanzlei, die im Netz eine Vakanz mit dem Titel «Shadow the New Lawyer» ausschreibt. Verstehen tut diese Ausschreibungen aber kaum jemand. Vermutlich gibts deshalb viele ungewollte Bewerbungen, inklusive Mehraufwand für das HR. Effizient ist das eher nicht.
Sprache und Jargon eines Stelleninserats sollten nicht von der Firmenkultur, der Branche und dem Markt des entsprechenden Unternehmens abweichen. Nehmen wir mal an, der Schweizer Kaminfegermeisterverband schreibt einen «Chief Vision Officer» aus – klingt lächerlich, oder? Dasselbe gilt für das Zürcher Luxusgeschäft, das einen «Client Advisor Saturday Worker» sucht und damit eigentlich eine englischsprechende Verkäuferin für den Samstag meint.
Englische Stellenbezeichnungen haben im internationalen Kontext durchaus ihre Berechtigung und gehören mittlerweile zum Standard, beispielsweise bei der Executive Assistant oder beim CFO. Sie dürften aber insgesamt eine Nuance sparsamer angewendet und – wo passend – auch mit altbewährten Bezeichnungen wie «Geschäftsleitungsassistentin» oder «Finanzchef» ersetzt werden.
In Schweizer KMU mit Fokus auf den nationalen Markt wirken aufgeblasene Anglizismen deplatziert. Im Umkehrschluss sucht der globale Grosskonzern in seiner Ausschreibung auch keinen «Sachbearbeiter», sondern den zum internen Vokabular passenden «Claims Handler».