Buchtipp: Digitalisierung

«Den Kulturwandel treibt das HR an»

Wir reden ständig von Digitalisierung, doch in vielen Unternehmen steckt sie noch in den Kinderschuhen. Dominique Fara, Herausgeber des Buches «Future ready People & Culture», erklärt, welche Prioritäten zu setzen sind.

Dominique FaraHerr Fara, wie schätzen Sie den Digitalisierungsfortschritt von Schweizer Unternehmen ein?

Dominique Fara: Werfen wir dazu einen Blick auf die 100 grössten Plattformen der Welt, wie etwa Microsoft, Apple und Amazon. Sie sind immer noch die besten digitalen Geschäftsmodelle, die wir kennen. Im Vergleich zu ihnen liegt Europa mittlerweile nicht nur weit hinter den USA (ca. 78,5 Prozent) und Asien (ca. 17,3 Prozent), sondern sogar nur knapp vor Afrika (1,4 Prozent). Folglich hinken wir in der Schweiz, in DACH und in ganz Europa deutlich hinterher, auch wenn sich das für einige nicht so anfühlt, weil während der Pandemie so viel in virtuelles Arbeiten investiert wurde. Das wir virtuell miteinander arbeiten, bedeutet aber noch lange nicht, dass wir fit für das digitale Zeitalter sind. Weshalb hinken Unternehmen im DACH-Raum anderen Ländern punkto Digitalisierung nach? Für die Transformation ins digitale Zeitalter sind drei Punkte erforderlich: Digitalisierte Prozesse, digitale Geschäftsmodelle und neue Strukturen und Arbeitsweisen. Nicht zu vergessen: Damit die Transformation gelingt, brauchen auch die Mitarbeitenden entsprechende Kompetenzen.

Plattformen

 

Weshalb hinken Unternehmen im DACH-Raum anderen Ländern punkto Digitalisierung nach?

Für die Transformation ins digitale Zeitalter sind drei Punkte erforderlich:

  • Digitalisierte Prozesse: Inwiefern sind wiederkehrende händische Prozesse schon digital in einfach nutzbaren und arbeitserleichternden Tools abgebildet?
  • Digitale Geschäftsmodelle: Sind bereits digitale Services und Lösungen im Einsatz, die für die Kundeninnen und Kunden eine echte Erleichterung bedeuten und einen essenziellen Anteil des Unternehmenserfolgs ausmachen?
  • Neue Strukturen und Arbeitsweisen: Arbeitet die Belegschaft bereits in agilen Strukturen mit neuen Arbeitsweisen?

Nicht zu vergessen: Damit die Transformation gelingt, brauchen auch die Mitarbeitenden entsprechende Kompetenzen.

Ist eine ausschliesslich digitale Arbeitsweise überhaupt erstrebenswert?

Auf keinen Fall. Das beeinflusst aus meiner Sicht nur indirekt den digitalen Reifegrad. Aber die virtuelle Arbeitsmöglichkeit hat den Vorteil, sich an die individuelle Lebenssituation anpassen zu können.

Warum muss gerade das HR die Digitalisierung vorantreiben und nicht beispielsweise die IT-Abteilung?

Die Frage bekomme ich immer wieder gestellt. Tatsächlich beschreiben Technologien den leichteren Teil. Entscheidend ist die Transformation der Menschen. Solange diese sich an den alten Wegen festklammern und neue Tools nicht anwenden, werden unsere Organisationen nicht digital. Den Kulturwandel treibt das HR voran.

KI ist in aller Munde. Inwiefern ist es sinnvoll, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, wenn viele Unternehmen sich erst in der Anfangsphase der Digitalisierung befinden?

Es ist essenziell sich mit KI sofort auseinander zu setzen. KI wird unsere Arbeitswelt stärker verändern, als wir es uns je vorstellen können. An einem Workshop von uns (Anm. d. Red.: Treehouse Consulting) probierten Teilnehmende einer eher konservativen Organisation ChatGPT im eigenen Arbeitskontext aus. Am Ende waren einige echt erschrocken, weil sie innert 90 Minuten die Arbeit von 3 Wochen erledigt hatten. Wer hier also nicht mitmacht, wird schon bald zu teuer sein, weil ineffizient.

Welche Digitalisierungsmassnahmen haben Priorität?

Das Wichtigste ist mit Abstand die Aufbruchsstimmung der Menschen in der Organisation. Dann folgen auch unmittelbar die automatisierten Prozesse, die Suche nach neuen Geschäftsmodellen und mehr Verantwortungsübernahme von allen.

In Ihrem Buch stellen Sie Best-Practice-Beispiele vor. Was haben Unternehmen, welche die Transformation vorantreiben, gemeinsam?

Sie haben Menschen in der Organisation die merken, dass sich gravierend etwas ändern muss und den Mut haben, diese Dinge anzugehen. Für mich sind das «Rockstars».

Future ReadyDominique René Fara (Hrsg.), Future Ready People & Culture, Haufe, 2023, 300 Seiten

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Online-Redaktorin, HR Today. jc@hrtoday.ch

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