HR Today Nr. 3/2017: Porträt

Der Rückkehrer

Nach einem Studentenjob als Radiomoderator startet Christoph Kronig seine Karriere in der Kommunikation bei der Matterhorn Gotthard Bahn. Nach einem Abstecher im HR-Board der SBB ist der heute 38-Jährige vor drei Jahren zu seinem ehemaligen Arbeitgeber zurückgekehrt – als HR-Chef mit Einsitz in der Geschäftsleitung.

Die landschaftliche Szenerie lässt kaum jemanden unberührt, denn gleich hinter der Gornergrat Bahn ragt das Matterhorn in den wolkenlosen Zermatter Himmel. Wo andere Ferien machen, befindet sich einer der Arbeitsorte von Christoph Kronig, dem HR-Leiter der Matterhorn Gotthard Bahn, der uns an der Talstation jener Zahnradbahn empfängt, wo einst sein Grossvater als Bahnhofvorstand gearbeitet hat.

Aktuell beschäftigt den HR-Leiter die demografische Altersverteilung seiner Angestellten, denn 45 Prozent der Matterhorn-Gotthard-Bahn-Angestellten sind bereits über 50 Jahre alt. Besonders die Nachfolgeplanung der technischen Fachkräfte bereite ihm Schwierigkeiten, weil sich schichtarbeitende Lokführer oder Mitarbeitende für die Werkstätten in Zermatt nur schwer gewinnen liessen. «Es gibt immer weniger technisch ausgebildete Mitarbeitende auf dem Markt und es bemühen sich viel mehr Unternehmen um sie.» Gleichzeitig bewirke die Digitalisierung bei bestimmten Jobprofilen aber auch einen Gegentrend. So rechnet Christoph Kronig aufgrund der stark steigenden Zahlen beim elektronischen Ticketverkauf etwa mit einer Stellenverlagerung im Vertrieb, glaubt aber, dass dieser mit natürlichen Abgängen kompensiert werden könne.

Emotionaler Zirkelschluss

Obschon sich für ihn bei der Matterhorn Gotthard Bahn ein durchaus emotionaler Kreis geschlossen hat, habe er nicht unbedingt im Wallis einen Arbeitgeber gesucht. «Es wäre für mich völlig in Ordnung gewesen, im Mittelland zu arbeiten.» Aber gerade, was man nicht suche, finde sich im Leben ja oft von alleine. In Bern geboren und in Brig aufgewachsen, verlässt er nach Abschluss des Gymnasiums am Kollegium «Spiritus Sanctus» das Oberwallis: «Hier in der Gegend zu bleiben, wäre mir zu abgeschottet gewesen.» Sein Ziel  heisst Fribourg, wo er als «wettbewerbsorientierter Trompeter» mit dem Gedanken spielt, sich am Musikkonservatorium einzuschreiben. Aufgrund der unsicheren Beschäftigungsaussichten von Berufsmusikern verflüchtigt sich der Traum, in einem Orchester sein Geld zu verdienen, jedoch bald. So wechselt Christoph Kronig ins Studium der  Anglistik und Journalistik an der Universität Fribourg, wobei er das Trompetenspiel studienbegleitend  in einer semiprofessionellen Brassband fortführt.

Bloss theoretisches Wissen anzusammeln, ohne Praxiserfahrungen zu machen, erweist sich für ihn im Nebenfach Journalistik schnell als wenig erfüllend, weshalb er sich nach knapp zwei Semestern beim Regionalradio «rro» als Moderator bewirbt. In den folgenden drei Jahren moderiert er studienbegleitend am Wochenende Morgen- und Abendsendungen, arbeitet als Nachrichtensprecher und erstellt redaktionelle Beiträge –  anspruchsvolle Tätigkeiten, die ihm viele schlaflose Nächte beschert hätten. «Das habe ich vorher und nachher nie mehr erlebt», sagt Christoph Kronig.

Der bestandene Härtetest als Radiomoderator erweist sich als Türöffner bei der Matterhorn Gotthard Bahn, wo er im November 2004 in der Unternehmenskommunikation einsteigt und dabei verschiedenste Funktionen einnimmt: etwa als Redaktionsmitglied der Mitarbeiterzeitung, Sekretär des Verwaltungsrats und Mediensprecher – unter anderem in der «Ereigniskommunikation».

Zur Person

In Bern geboren, wächst Christoph Kronig (38) in Brig auf. Nach der Matur interessiert er sich für ein Trompetenstudium am Musikkollegium Fribourg, studiert jedoch stattdessen Anglistik und Journalistik. Erste Berufserfahrungen sammelt er während des Studiums als Wochenend- und Sportmoderator beim lokalen Radiosender «rro». Diese Praxiserfahrung erweist sich als Türöffner für den Einstieg in die Kommunikationsabteilung der Matterhorn Gotthard Bahn. Zwei Jahre später steht Christoph Kronig der Abteilung vor und ist damit direkt dem CEO unterstellt. Eine Weiterbildung in Business Communications führt ihn nach Zürich, wo er erstmals auch mit HR-Themen in Berührung kommt. Er wechselt zu den SBB, wo er in der internen Kommunikation als Mitglied des HR-Boards mit dem Konzern-HR-Leiter Markus Jordi in regem Austausch steht. 2014 kehrt Christoph Kronig als HR-Leiter der Matterhorn Gotthard Bahn ins Wallis zurück, wo er seine Berufskarriere gestartet hat. Christoph Kronig lebt mit seiner Familie in Glis. Er ist verheiratet und Vater von drei Kleinkindern.

Von der Kommunikation ins HR

Knapp zweieinhalb Jahre später wird Christoph Kronig zum Leiter der Unternehmenskommunikation der Matterhorn Gotthard Bahn ernannt und ist fortan direkt dem CEO des börsenkotierten Unternehmens unterstellt. Um sich für diese neue Herausforderung zu wappnen, belegt er einen Master of Advanced Studies in Business Communications an der HWZ in Zürich. Hauptsächlich, «um mir theoretisch anzueignen, was ich praktisch schon gemacht habe» und einen Einblick in die Betriebswirtschaft zu erhalten.

Am meisten habe er im Studium vom Stakeholder-Management profitiert. Dabei gebe es kein Richtig oder Falsch. Es gehe viel mehr darum, «dass man sich versteht und die Perspektive des Gegenübers einnehmen kann». Zwei Fähigkeiten, die ihm bald im HR zunutze kommen sollten, denn für Christoph Kronig ist das MAS-Studium der Auslöser, in die HR-Welt einzutauchen.

Diese Chance bietet sich dem mittlerweile 32-Jährigen, als die SBB 2011 in der internen Kommunikation eine Stelle als Kommunikationsbeauftragter ausschreiben und er sich im Bewerbungsprozess gegenüber seinen Mitbewerbern durchsetzt. In dieser Position ist  er Mitglied des HR-Boards und in stetigem Austausch mit dem Personalkonzernchef Markus Jordi sowie den HR-Divisionsleitern und damit hautnah am HR-Geschehen des Bahnunternehmens beteiligt: «Alle HR-Themen sind über mein Pult gegangen», sagt Kronig. Diese reichen von der Personalzufriedenheit über die Einführung einer webbasierten Personalbeurteilung und flexiblen Rentenmodellen bis hin zur Reorganisation der Bildungsorganisation. Ein Job, den er «wahnsinnig gern» gemacht hat und einer, den er wohl heute noch innehätte, wäre nicht im Frühjahr 2014 die Stelle des HR-Leiters der Matterhorn Gotthard Bahn ausgeschrieben worden, weil der bisherige Amtsinhaber pensioniert wurde.

Der Respekt vor einer Führungsfunktion liess Christoph Kronig zunächst zögern. Es sei ihm aber zugute gekommen, dass er die Branche, das Unternehmen und die Mitarbeitenden gekannt habe. «Auf eine HR-Leitungsfunktion bei einem anderen Unternehmen hätte ich mich jedoch nicht beworben.» Die Rückkehr zur Matterhorn Gotthard Bahn gestaltet sich für ihn erfreulich. So hätten ihn viele Kollegen mit einem «Ich habe gewusst, dass du zurückkommst» begrüsst. Das gegenseitige Wohlwollen habe ihm geholfen, in der Mitarbeiterführung Selbstvertrauen zu gewinnen, «obschon ich den Laden anfänglich recht durcheinandergewirbelt habe», ohne dass ihm dies bewusst gewesen sei. «Wer zum ersten Mal eine Führungsfunktion übernimmt, macht eben Fehler.» In seinem Fall sei es wohl seine Detailorientiertheit gewesen, die seine Leute dazu gebracht habe, ihn zu fragen, wozu er solche Kleinigkeiten wissen wolle und ob er ihnen nicht vertraue.

Solche Rückmeldungen habe er mit einem Coach in drei bis vier Stunden durchgearbeitet. «Das hat mir sehr viel gebracht, um in Führungs­angelegenheiten selbstsicherer zu werden. Seither versuche ich, für mein Team eher als Berater denn als Kontrolleur zu fungieren.» Startschwierigkeiten bereitet ihm nebst seiner Führungsfunktion anfänglich besonders die Pensionskasse der Matterhorn Gotthard Bahn, deren Geschäftsführer er ist. «Ich wollte keine groben Fehler machen», erinnert sich Christoph Kronig. Ungefähr zwei Jahre dauert es, bis er mit allen Mechanismen vertraut ist und weiss, wen er bei Bedarf beiziehen kann: vom Investitions-Controller zum Anlageberater bis hin zum PK-Experten. «Man muss nur wissen, wen man fragen muss und wer zuständig ist.»

Hang zur Detailorientierung

Trotz anfänglicher Unsicherheiten packt er seine neuen Aufgaben mit Tatkraft an. So steht der interne Aufbau einer Personal- und Organisationsentwicklung an, die Verkleinerung seiner direkten Führungslinie von neun auf drei Personen sowie die Umstellung des Lohnsystems von einem dienstalterabhängigen Lohnanstiegsautomatismus zu einem flexibleren System, das die  individuelle Leistungen besser honoriert. Daneben leitet Christoph Kronig einen Kulturwandel ein, denn viele Ressortleiter hätten sich davor gescheut, Entscheidungen zu treffen und diese lieber an die Geschäftsleitung delegiert. «Sie dachten, diese wolle alles selbst entscheiden.» Das sei aber gar nicht so gewesen. Im Zuge dessen wurden die Rollen und Veranwortlichkeiten der Ressortleiter neu definiert: «Sie sollten selbständiger werden, Verantwortung übernehmen und Vorschläge einbringen.»

Sein Hang zur Detailorientiertheit und sein Sicherheitsbedürfnis hätten ihn damals an seine persönlichen Grenzen gebracht: «Ich habe viel zu viel gearbeitet.» Im Gegensatz zu seinen früheren Tätigkeiten seien in seiner Funktion als HR-Leiter und Pensionskassen-Geschäftsleiter ständig neue Themen hinzugekommen und alle hätten gleichzeitig etwas von ihm gewollt. «Ich musste lernen, mich abzugrenzen», sagt Kronig.

Inzwischen ist die Pensionskasse neu ausgerichtet und Christoph Kronig hat sich in seiner HR-Führungsfunktion zurechtgefunden, wobei er eine Vorliebe für die Rekrutierung entwickelt hat. «Wenn ich meinen Job gut mache, bin ich nur einer im Unternehmen, wenn ich jedoch zusätzlich einen guten Mitarbeiter ins Unternehmen hole, wirkt sich das als Multiplikator aus.» Das mache ihn zufrieden. «Leistung ist mir wichtig», betont Kronig. Stimme diese nicht, müsse man sich von manchen Beschäftigten wieder trennen. Im Gespräch mit Vorgesetzen habe er gesehen, «welche Auswirkungen es haben kann, wenn man versucht, eine Situation passend zu machen, obwohl alle wissen, dass dies nicht geht». Beispielsweise, wenn sich ein Mitarbeitender nicht im Team integriere und es zu Reibereien komme. Auch wenn jemand für einen Job nicht geeignet ist, sei es ihm wichtig, dem Gegenüber Wertschätzung zu zeigen: «Der Betroffene soll mit erhobenem Haupt aus der Sache hinausgehen können.»

Engagierter Morgenmensch

Trotz vollem Terminkalender engagiert sich der vielbeschäftigte HR-Leiter in verschiedenen Fachgremien: zum Beispiel als Beirat bei der Login AG, die sich um die Berufsbildung im öffentlichen Verkehr kümmert, sowie als HR- und Bildungskommissionsmitglied beim Verband öffentlicher Verkehr. Privat ist er im Pfarreirat der Region Glis-Gamsen-Brigerbad.

Zeit für sich finde er besonders in den frühen Morgenstunden, die er reserviert habe, um Energie zu tanken, langsam aufzuwachen und in Ruhe Zeitung zu lesen. Von seinem Wohnort in Glis, wo er mit seiner Familie lebt, sind es knapp zwei Kilometer bis zu seinem Arbeitsort in Brig. Diese Distanz legt Christoph Kronig im Sommer jeweils morgens, mittags und abends mit seinem Elektrovelo zurück. Die Stunden zwischen sieben und neun Uhr seien für ihn die produktivsten: «Ich bin ein Morgenmensch.»

Matterhorn Gotthard Bahn

Die Matterhorn Gotthard Bahn transportiert mit rund 500 Beschäftigten jährlich mehrere Millionen Fahrgäste und 100 000 Tonnen Güter durch 44 Bahnhöfe und Haltestellen. Der erste Zug verkehrte 1891 auf der Strecke von Visp Richtung Zermatt. 1930 war die Geburtsstunde des weltberühmten Glacier Express zwischen Zermatt und St. Moritz.

Die landschaftliche Szenerie lässt kaum jemanden unberührt, denn gleich hinter der Gornergrat Bahn ragt das Matterhorn in den wolkenlosen Zermatter Himmel. Wo andere Ferien machen, befindet sich einer der Arbeitsorte von Christoph Kronig, dem HR-Leiter der Matterhorn Gotthard Bahn, der uns an der Talstation jener Zahnradbahn empfängt, wo einst sein Grossvater als Bahnhofvorstand gearbeitet hat.

Aktuell beschäftigt den HR-Leiter die demografische Altersverteilung seiner Angestellten, denn 45 Prozent der Matterhorn-Gotthard-Bahn-Angestellten sind bereits über 50 Jahre alt. Besonders die Nachfolgeplanung der technischen Fachkräfte bereite ihm Schwierigkeiten, weil sich schichtarbeitende Lokführer oder Mitarbeitende für die Werkstätten in Zermatt nur schwer gewinnen liessen. «Es gibt immer weniger technisch ausgebildete Mitarbeitende auf dem Markt und es bemühen sich viel mehr Unternehmen um sie.» Gleichzeitig bewirke die Digitalisierung bei bestimmten Jobprofilen aber auch einen Gegentrend. So rechnet Christoph Kronig aufgrund der stark steigenden Zahlen beim elektronischen Ticketverkauf etwa mit einer Stellenverlagerung im Vertrieb, glaubt aber, dass dieser mit natürlichen Abgängen kompensiert werden könne.

Emotionaler Zirkelschluss

Obschon sich für ihn bei der Matterhorn Gotthard Bahn ein durchaus emotionaler Kreis geschlossen hat, habe er nicht unbedingt im Wallis einen Arbeitgeber gesucht. «Es wäre für mich völlig in Ordnung gewesen, im Mittelland zu arbeiten.» Aber gerade, was man nicht suche, finde sich im Leben ja oft von alleine. In Bern geboren und in Brig aufgewachsen, verlässt er nach Abschluss des Gymnasiums am Kollegium «Spiritus Sanctus» das Oberwallis: «Hier in der Gegend zu bleiben, wäre mir zu abgeschottet gewesen.» Sein Ziel  heisst Fribourg, wo er als «wettbewerbsorientierter Trompeter» mit dem Gedanken spielt, sich am Musikkonservatorium einzuschreiben. Aufgrund der unsicheren Beschäftigungsaussichten von Berufsmusikern verflüchtigt sich der Traum, in einem Orchester sein Geld zu verdienen, jedoch bald. So wechselt Christoph Kronig ins Studium der  Anglistik und Journalistik an der Universität Fribourg, wobei er das Trompetenspiel studienbegleitend  in einer semiprofessionellen Brassband fortführt.

Bloss theoretisches Wissen anzusammeln, ohne Praxiserfahrungen zu machen, erweist sich für ihn im Nebenfach Journalistik schnell als wenig erfüllend, weshalb er sich nach knapp zwei Semestern beim Regionalradio «rro» als Moderator bewirbt. In den folgenden drei Jahren moderiert er studienbegleitend am Wochenende Morgen- und Abendsendungen, arbeitet als Nachrichtensprecher und erstellt redaktionelle Beiträge –  anspruchsvolle Tätigkeiten, die ihm viele schlaflose Nächte beschert hätten. «Das habe ich vorher und nachher nie mehr erlebt», sagt Christoph Kronig.

Der bestandene Härtetest als Radiomoderator erweist sich als Türöffner bei der Matterhorn Gotthard Bahn, wo er im November 2004 in der Unternehmenskommunikation einsteigt und dabei verschiedenste Funktionen einnimmt: etwa als Redaktionsmitglied der Mitarbeiterzeitung, Sekretär des Verwaltungsrats und Mediensprecher – unter anderem in der «Ereigniskommunikation».

Zur Person

In Bern geboren, wächst Christoph Kronig (38) in Brig auf. Nach der Matur interessiert er sich für ein Trompetenstudium am Musikkollegium Fribourg, studiert jedoch stattdessen Anglistik und Journalistik. Erste Berufserfahrungen sammelt er während des Studiums als Wochenend- und Sportmoderator beim lokalen Radiosender «rro». Diese Praxiserfahrung erweist sich als Türöffner für den Einstieg in die Kommunikationsabteilung der Matterhorn Gotthard Bahn. Zwei Jahre später steht Christoph Kronig der Abteilung vor und ist damit direkt dem CEO unterstellt. Eine Weiterbildung in Business Communications führt ihn nach Zürich, wo er erstmals auch mit HR-Themen in Berührung kommt. Er wechselt zu den SBB, wo er in der internen Kommunikation als Mitglied des HR-Boards mit dem Konzern-HR-Leiter Markus Jordi in regem Austausch steht. 2014 kehrt Christoph Kronig als HR-Leiter der Matterhorn Gotthard Bahn ins Wallis zurück, wo er seine Berufskarriere gestartet hat. Christoph Kronig lebt mit seiner Familie in Glis. Er ist verheiratet und Vater von drei Kleinkindern.

Von der Kommunikation ins HR

Knapp zweieinhalb Jahre später wird Christoph Kronig zum Leiter der Unternehmenskommunikation der Matterhorn Gotthard Bahn ernannt und ist fortan direkt dem CEO des börsenkotierten Unternehmens unterstellt. Um sich für diese neue Herausforderung zu wappnen, belegt er einen Master of Advanced Studies in Business Communications an der HWZ in Zürich. Hauptsächlich, «um mir theoretisch anzueignen, was ich praktisch schon gemacht habe» und einen Einblick in die Betriebswirtschaft zu erhalten.

Am meisten habe er im Studium vom Stakeholder-Management profitiert. Dabei gebe es kein Richtig oder Falsch. Es gehe viel mehr darum, «dass man sich versteht und die Perspektive des Gegenübers einnehmen kann». Zwei Fähigkeiten, die ihm bald im HR zunutze kommen sollten, denn für Christoph Kronig ist das MAS-Studium der Auslöser, in die HR-Welt einzutauchen.

Diese Chance bietet sich dem mittlerweile 32-Jährigen, als die SBB 2011 in der internen Kommunikation eine Stelle als Kommunikationsbeauftragter ausschreiben und er sich im Bewerbungsprozess gegenüber seinen Mitbewerbern durchsetzt. In dieser Position ist  er Mitglied des HR-Boards und in stetigem Austausch mit dem Personalkonzernchef Markus Jordi sowie den HR-Divisionsleitern und damit hautnah am HR-Geschehen des Bahnunternehmens beteiligt: «Alle HR-Themen sind über mein Pult gegangen», sagt Kronig. Diese reichen von der Personalzufriedenheit über die Einführung einer webbasierten Personalbeurteilung und flexiblen Rentenmodellen bis hin zur Reorganisation der Bildungsorganisation. Ein Job, den er «wahnsinnig gern» gemacht hat und einer, den er wohl heute noch innehätte, wäre nicht im Frühjahr 2014 die Stelle des HR-Leiters der Matterhorn Gotthard Bahn ausgeschrieben worden, weil der bisherige Amtsinhaber pensioniert wurde.

Der Respekt vor einer Führungsfunktion liess Christoph Kronig zunächst zögern. Es sei ihm aber zugute gekommen, dass er die Branche, das Unternehmen und die Mitarbeitenden gekannt habe. «Auf eine HR-Leitungsfunktion bei einem anderen Unternehmen hätte ich mich jedoch nicht beworben.» Die Rückkehr zur Matterhorn Gotthard Bahn gestaltet sich für ihn erfreulich. So hätten ihn viele Kollegen mit einem «Ich habe gewusst, dass du zurückkommst» begrüsst. Das gegenseitige Wohlwollen habe ihm geholfen, in der Mitarbeiterführung Selbstvertrauen zu gewinnen, «obschon ich den Laden anfänglich recht durcheinandergewirbelt habe», ohne dass ihm dies bewusst gewesen sei. «Wer zum ersten Mal eine Führungsfunktion übernimmt, macht eben Fehler.» In seinem Fall sei es wohl seine Detailorientiertheit gewesen, die seine Leute dazu gebracht habe, ihn zu fragen, wozu er solche Kleinigkeiten wissen wolle und ob er ihnen nicht vertraue.

Solche Rückmeldungen habe er mit einem Coach in drei bis vier Stunden durchgearbeitet. «Das hat mir sehr viel gebracht, um in Führungs­angelegenheiten selbstsicherer zu werden. Seither versuche ich, für mein Team eher als Berater denn als Kontrolleur zu fungieren.» Startschwierigkeiten bereitet ihm nebst seiner Führungsfunktion anfänglich besonders die Pensionskasse der Matterhorn Gotthard Bahn, deren Geschäftsführer er ist. «Ich wollte keine groben Fehler machen», erinnert sich Christoph Kronig. Ungefähr zwei Jahre dauert es, bis er mit allen Mechanismen vertraut ist und weiss, wen er bei Bedarf beiziehen kann: vom Investitions-Controller zum Anlageberater bis hin zum PK-Experten. «Man muss nur wissen, wen man fragen muss und wer zuständig ist.»

Hang zur Detailorientierung

Trotz anfänglicher Unsicherheiten packt er seine neuen Aufgaben mit Tatkraft an. So steht der interne Aufbau einer Personal- und Organisationsentwicklung an, die Verkleinerung seiner direkten Führungslinie von neun auf drei Personen sowie die Umstellung des Lohnsystems von einem dienstalterabhängigen Lohnanstiegsautomatismus zu einem flexibleren System, das die  individuelle Leistungen besser honoriert. Daneben leitet Christoph Kronig einen Kulturwandel ein, denn viele Ressortleiter hätten sich davor gescheut, Entscheidungen zu treffen und diese lieber an die Geschäftsleitung delegiert. «Sie dachten, diese wolle alles selbst entscheiden.» Das sei aber gar nicht so gewesen. Im Zuge dessen wurden die Rollen und Veranwortlichkeiten der Ressortleiter neu definiert: «Sie sollten selbständiger werden, Verantwortung übernehmen und Vorschläge einbringen.»

Sein Hang zur Detailorientiertheit und sein Sicherheitsbedürfnis hätten ihn damals an seine persönlichen Grenzen gebracht: «Ich habe viel zu viel gearbeitet.» Im Gegensatz zu seinen früheren Tätigkeiten seien in seiner Funktion als HR-Leiter und Pensionskassen-Geschäftsleiter ständig neue Themen hinzugekommen und alle hätten gleichzeitig etwas von ihm gewollt. «Ich musste lernen, mich abzugrenzen», sagt Kronig.

Inzwischen ist die Pensionskasse neu ausgerichtet und Christoph Kronig hat sich in seiner HR-Führungsfunktion zurechtgefunden, wobei er eine Vorliebe für die Rekrutierung entwickelt hat. «Wenn ich meinen Job gut mache, bin ich nur einer im Unternehmen, wenn ich jedoch zusätzlich einen guten Mitarbeiter ins Unternehmen hole, wirkt sich das als Multiplikator aus.» Das mache ihn zufrieden. «Leistung ist mir wichtig», betont Kronig. Stimme diese nicht, müsse man sich von manchen Beschäftigten wieder trennen. Im Gespräch mit Vorgesetzen habe er gesehen, «welche Auswirkungen es haben kann, wenn man versucht, eine Situation passend zu machen, obwohl alle wissen, dass dies nicht geht». Beispielsweise, wenn sich ein Mitarbeitender nicht im Team integriere und es zu Reibereien komme. Auch wenn jemand für einen Job nicht geeignet ist, sei es ihm wichtig, dem Gegenüber Wertschätzung zu zeigen: «Der Betroffene soll mit erhobenem Haupt aus der Sache hinausgehen können.»

Engagierter Morgenmensch

Trotz vollem Terminkalender engagiert sich der vielbeschäftigte HR-Leiter in verschiedenen Fachgremien: zum Beispiel als Beirat bei der Login AG, die sich um die Berufsbildung im öffentlichen Verkehr kümmert, sowie als HR- und Bildungskommissionsmitglied beim Verband öffentlicher Verkehr. Privat ist er im Pfarreirat der Region Glis-Gamsen-Brigerbad.

Zeit für sich finde er besonders in den frühen Morgenstunden, die er reserviert habe, um Energie zu tanken, langsam aufzuwachen und in Ruhe Zeitung zu lesen. Von seinem Wohnort in Glis, wo er mit seiner Familie lebt, sind es knapp zwei Kilometer bis zu seinem Arbeitsort in Brig. Diese Distanz legt Christoph Kronig im Sommer jeweils morgens, mittags und abends mit seinem Elektrovelo zurück. Die Stunden zwischen sieben und neun Uhr seien für ihn die produktivsten: «Ich bin ein Morgenmensch.»

Matterhorn Gotthard Bahn

Die Matterhorn Gotthard Bahn transportiert mit rund 500 Beschäftigten jährlich mehrere Millionen Fahrgäste und 100 000 Tonnen Güter durch 44 Bahnhöfe und Haltestellen. Der erste Zug verkehrte 1891 auf der Strecke von Visp Richtung Zermatt. 1930 war die Geburtsstunde des weltberühmten Glacier Express zwischen Zermatt und St. Moritz.

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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