HR Today Nr. 5/2017: Fokus Forschung

Digitales «Detoxing» erhöht Leistungsfähigkeit

Eine koreanische Studie zeigt, dass konventionelle Arbeitspausen, während derer Arbeitnehmer miteinander kommunizieren, positive Auswirkungen auf deren Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit haben. Im Gegensatz zu Pausen, die mit dem Smartphone abgehalten werden.

Die Nutzung von Smartphones ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Mittlerweile besitzen weltweit fast 80 Prozent ein solches Gerät. In Unternehmen konnte be­obachtet werden, dass Smartphones vor allem bei jungen Leuten die Pausengestaltung beeinflussen. Sie kommunizieren mit Freunden oder Familie über Apps, surfen im Internet oder konsumieren Podcasts. Gemäss Studien zeigen konventionelle Pausen, während derer Arbeitnehmer miteinander persönlich kommunizieren, positive Auswirkungen auf deren Wohlbefinden und die Leis­tungsfähigkeit. Unklar ist jedoch, ob sich Smartphone-Pausen ähnlich positiv auf die Arbeitnehmer auswirken.

Um dieser Frage nachzugehen, haben Hongjai Rhee (School of Business, Ajou University) und Suding Kim (Korea Institute for Research in the Behavioral Sciences) eine Studie durchgeführt. Darin haben sie untersucht, inwiefern psychologisch empfundener Abstand von der Arbeit – beeinflusst durch positive und negative Emotionen – zu Vitalität respektive emotionaler Erschöpfung führen kann und ob die Ausgestaltung der Pause – konventionell oder mit Smartphone – einen Einfluss auf diesen Zusammenhang hat. Dafür haben die Forscher mittels eines Online-Fragebogens 425 Arbeitnehmer in südkoreanischen Unternehmen über ihre Aktivitäten während der Mittagspause befragt sowie über ihr Wohlbefinden bei der Arbeit nach der Mittagspause.

Die Resultate der Untersuchung zeigen, dass psychologisch empfundener Abstand zur Arbeit durch konventionelle Pausen negative Emotionen mindert. Dies konnte jedoch für Smartphone-Pausen nicht nachgewiesen werden. Physiologische und kognitive Müdigkeit sind Folgen von Smartphone-Pausen, welche die positiven Effekte, wie sie bei konventionellen Pausen entstehen, mindern beziehungsweise verhindern können. Darüber hinaus wiesen die Arbeitnehmer der Smartphone-Pausengruppe im Vergleich zur konventionellen Pausengruppe ein wesentlich höheres Niveau an emotionaler Erschöpfung auf. Sie sind folglich weniger in ihre Arbeit vertieft und mehr damit beschäftigt, Erholung zu suchen.

Für die Praxis bedeutet dies, dass Unternehmen ihre Angestellten dafür sensibilisieren sollten, wie wichtig konventionelle Pausen für Leistungsfähigkeit und Vitalität am Arbeitsplatz sind. Interventionen wie etwa «Digital Detoxing», welche die Smartphone-Nutzung minimieren, unterstützen eine effiziente Pausengestaltung und sorgen folglich für eine höhere Leistungsfähigkeit der Belegschaft.

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Ines B. Lopar ist Wissenschaftliche Assistentin am Zentrum für Human Resource Management der Universität Luzern.

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