«Digitalisierung ist kein Trend»
Virtuelle Arbeitsmodelle, digitale Personalentwicklung, Personalgewinnung 4.0. Die Digitalisierung stellt HR vor neue Chancen und Herausforderungen. Am ZGP-Symposium «HRM 4.0 für die Schweiz» sprachen fünf Expertinnen und Experten darüber, wie die Digitalisierung HR verändert.
Daniel Huber, Head of Human Resources, Albiq AG; Tagungsleiter und Vorstandsmitglied, ZGP. (Bild: ZGP)
Die Digitalisierung betrifft und verändert verschiedene Bereiche des HR. Dieser Thematik widmete sich das ZGP-Symposium «HRM 4.0 für die Schweiz» am 2. November.
Ist Digitalisierung also der aktuelle Megatrend? In seiner Begrüssungsrede dementiert Daniel Huber, Tagungsleiter und Head of Human Resources, Albiq AG, diese oft geäusserte Meinung. «Digitalisierung ist kein Trend, sondern unverrückbare Gegenwart.»
Der Autor des «Digital Index Switzerland» Benjamin Tück, Senior Manager Business Strategy bei Accenture, stellt die Resultate 2016 des Indexes vor und stellt fest: Wenn es darum geht, mit Digitalisierung Output zu generieren, besteht bei den Schweizer Unternehmen Nachholbedarf. Viele Schweizer Konzerne würden zudem an der Komplexität der Digitalisierung scheitern – «Vieles hört sich einfachen an, als es tatsächlich ist.» Vom Publikum wird das Thema Jobcuts durch Digitalisierung in den Raum gestellt. Tück rechnet durch die fortschreitende Digitalisierung nicht mit einer Kürzung, sondern mit einer Änderung. «Es entstehen neue Rollen, die näher bei den neuen Technologien sind.» Es gelte, die Belegschaft mitzunehmen.
Andri Rüesch, Leiter des Teams Sourcing, Skills & Talents bei Swisscom, erläutert den Recruiting- und Talent-Approach der Swisscom. Er findet treffende Worte für die bekannte Fachkräftemangel-Thematik der ICT-Branche: «An Techies kommt man fast nicht ran.» Teil seines Approaches ist es, das Netzwerk der bestehenden Mitarbeitenden zu nutzen – analog und digital. Digital nutzt Swisscom den Xing Empfehlungsmanager. Analog organisiert sie «Bier und Brezel-Events» für Mitarbeitende und deren Freunde. Trotz Fachkräftemangel: Auch für die Swisscom, die am ZGP-Symposium für ihr «erstklassiges Recruiting» gelobt wird, stellt sich durch den steigenden Kostendruck die Frage: «Welche Candidate Experience können wir uns in Zukunft noch leisten?»
Lernreise nach Digitalien: Der Leiter des «Swiss center for innovations in learning» der Universität St. Gallen, Christoph Meier, präsentiert Trends im Corporate Learning. Er zeigt das Potential «Digitaler Personalentwicklung» auf und welches Umdenken dafür nötig ist und er stellt sich auf den Standpunkt: Learning & Development sollen nicht alles auf einmal wollen. Seine Empfehlung: Pilotieren, Erfahrungen sammeln und von da aus weitergehen.
Virtuelle Arbeitsmodelle, permanente Verfügbarkeit, Mitarbeiter-Daten in der Cloud. Die digitale Arbeitswelt birgt arbeitsrechtliche Risiken. Kira Spreng, Rechtsanwältin vom Verband Zürcher Handelsfirmen (VZH), beleuchtet die Herausforderungen des «Arbeitsrecht 4.0». Sie streift dabei Themen wie Arbeitsverhältnis, Arbeitsort, Arbeitszeit und Datenschutz. Die zentrale Frage, die sich in allen Bereichen stelle: «Reicht es, bestehende Regelungen neu zu interpretieren oder sind neue Regelungen notwendig?»
Die Co-Autorin der Delphi-Studie über «Smart HR Management», Franca Piazza, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Management-Informationssysteme der Universität des Saarlandes, schliesst das Symposium ab mit einem Referat darüber, «Wie das Internet der Ding die Personalarbeit verändert». Für Aufregung im Publikum sorgt sie, als sie den Gedanken aufbringt, dass sogenannte Wearables – also «Smart Things», die Mitarbeitende am Körper tragen – für die «Personalarbeit 4.0» ein Thema sein könnten.