Tages-Anzeiger Forum

Google: «Wir erhalten über 2,5 Millionen Bewerbungen»

Caroline Knoeri, Director People Operations Tech EMEA bei Google, spricht 
am Tages-Anzeiger Forum vom 3. März zum Thema «Culture of Inclusion». Sie verrät, worauf Google bei der Personalauswahl achtet und wie der Konzern eine möglichst grosse Vielfalt erreicht.

Frau Knoeri, Google führt punkto Arbeitgeberattraktivität konstant die Rankings an. Worauf führen Sie dieses Phänomen zurück?

Caroline Knoeri: Ich bin vor neun Jahren zu Google gestossen und es gibt eine Sache, auf die ich besonders stolz bin: Bei Google zu arbeiten bedeutet, die schwierigsten Probleme der Informationstechnologie anzupacken und innovative Produkte zu entwickeln, welche jeden Tag Millionen Menschen den Alltag vereinfachen. Googler – wie wir die Mitarbeiter von Google nennen – haben einen starken Bezug zur Mission des Unternehmens. Bei Google können sie etwas bewirken. Unsere Mitarbeiter bringen viele verschiedene Talente und Interessen ins Unternehmen und erhalten die Freiheit, diese zu entwickeln. Wir versuchen ein Umfeld zu schaffen, bei dem jeder sich selbst sein kann.

Wie viele Bewerbungen erhalten Sie pro Jahr und inwiefern spielen Diversity-Kriterien beim Einstellungsentscheid eine Rolle?

Wir erhalten weltweit über 2,5 Millionen Jobbewerbungen jährlich. Im Bewerbungsprozess schauen wir uns bei jedem Kandidaten die gleichen Eigenschaften an. Es gibt keine verschiedenen Massstäbe für die Kandidaten. Wir achten dabei auf grösstmögliche Vielfalt und unterschiedlichste Eigenschaften. Um das zu erreichen, haben wir die Reichweite stark vergrössert: In den vergangenen zwei Jahren alleine haben wir die Anzahl Hochschulen, an denen wir Studenten rekrutieren, verdoppelt. In diesem Jahr stammen fast 20 Prozent der neuen Mitarbeiter von diesen Universitäten. Es braucht aber grundsätzlich mehr Studenten, die eine Ausbildung auf dem Gebiet der Computer Science (CS) absolvieren. Unser «CS First»-Programm wurde entworfen, um Lehrpersonen dabei zu unterstützen, Kindern die Grundlagen des Programmierens beizubringen. Ausserdem haben wir mit «Made with Code» ein Programm gestartet, mit dem wir insbesondere auch Mädchen zu inspirieren versuchen, sich mit dem Bereich Computer Science zu befassen. Zudem arbeiten wir mit der Unterhaltungsindustrie zusammen, das Image der Informatik zu verbessern und die Rolle des Informatikerberufs zu erklären.

Was braucht es, damit vielfältige Teams gut zusammenarbeiten?

Unsere Mitarbeiter haben die verschiedensten kulturellen Hintergründe. Das ist ein bedeutsamer Vorteil für Google. «Respekt» ist dabei auf allen Stufen der entscheidende Faktor. Meiner Meinung nach beginnt alles mit den Führungskräften, welche Werte wie Respekt und Einbindung vorbildhaft vorleben sollten. Die Ausbildung unserer Googler ist ebenfalls zentral; wir müssen unseren Leuten helfen, ihre eigenen Vorurteile zu erkennen und zu verstehen. Deshalb haben wir den Workshop «Unconscious Bias @ Work» entwickelt, an dem bereits mehr als die Hälfte aller Googler teilgenommen haben. Schliesslich geht es auch darum, in Teams die psychologische Sicherheit zu fördern. In einer kürzlich durchgeführten Studie haben wir herausgefunden, dass Teams, die psychologisch sicher sind, effizienter und produktiver arbeiten.

Was ist Ihre Kernbotschaft, die Sie am Forum dem Fachpublikum vermitteln möchten?

Diversität und Einbindung sind langfristige Verpflichtungen. Wir sind noch nicht am Ziel, es ist vielmehr eine Reise. Unsere Ziele erreichen wir nur, wenn wir alle Beteiligten auf allen Ebenen in die Verantwortung einbinden. Es ist weder eine ausschliessliche HR-Aufgabe, noch ein reines Leadership-Problem. Sondern es geht vielmehr darum, bei allen Mitarbeitern ein Verantwortungsgefühl zu erzeugen, um die Situation zu verbessern.

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Ehemaliger Chefredaktor HR Today.

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