Checkliste

Kennenlern-Workshop für interkulturelle Teams

Oft führen Unternehmen vor dem Start interkultureller Projekte Workshops durch, bei denen sich die Schlüsselpersonen beschnuppern können. Workshops also, bei denen es primär darum geht, eine gemeinsame emotionale Basis für die Zusammenarbeit über grosse Entfernungen und Kulturgrenzen hinweg zu schaffen. Wie das gelingt, zeigt unsere Checkliste.

Wie Menschen zusammenarbeiten, hängt stark davon ab, inwieweit sie die Reaktion des jeweils anderen einschätzen können und ihm vertrauen. Und dies setzt voraus, dass die betreffenden Personen ein wechselseitiges Bild voneinander und einen gemeinsamen Schatz an Erfahrungen haben.

Deshalb ist es in der Startphase interkultureller Projekte wichtig, Foren zu schaffen, die es zumindest den Schlüsselpersonen ermöglichen, sich persönlich kennen und verstehen zu lernen und sich auf gemeinsame Ziele sowie Regeln im Umgang miteinander zu verständigen – zum Beispiel in Form von Kennenlern-Workshops. Solche Workshops kosten Zeit und Geld. Sie amortisieren sich aber schnell, da anschliessend die Zusammenarbeit störungsfreier funktioniert. Und treten trotzdem mal Irritationen auf? Dann ist es leichter, sie zu thematisieren.

Workshops für neuzusammengestellte interkulturelle Teams bedürfen wie alle Teamentwicklungsmassnahmen einer sorgfältigen Planung, denn das Sich-Kennen- und Verstehen-Lernen ist nicht zweckfrei: Die Teilnehmer sollen anschliessend besser kooperieren. Entsprechend wichtig ist es, mit ihnen zu Beginn die Erwartungen zu klären. Leitfragen hierfür können sein:

  • Was verspreche ich mir vom Workshop?
  • Was ist mir dabei am wichtigsten?

Den Kennlern-Prozess moderieren

Sind die Erwartungen geklärt, wird in solchen Workshops meist über folgende Themenkomplexe gesprochen:

  • Welche Merkmale kennzeichnen die (Business-)Kultur der Länder, aus denen die Teilnehmer kommen? Welche Gemeinsamkeiten/Unterschiede gibt es?
  • Welche Merkmale kennzeichnen die (Teil-)Organisationen, für die die Teilnehmer arbeiten? Welche Gemeinsamkeiten/Unterschiede gibt es?
  • Was macht die Teilnehmer als Personen aus? Welche Vorlieben usw. haben sie?
  • Welche Regeln sollen für die Zusammenarbeit gelten?

Über diese Themen sollte kein Dozent referieren. Vielmehr sollten die Teilnehmer hierüber miteinander sprechen, damit das Eis zwischen ihnen bricht. Denn das zentrale Ziel solcher Workshops ist: Die Teilnehmer sollen sich am Schluss als Personen wechselseitig wertschätzen. Denn bei der späteren Zusammenarbeit werden immer wieder Irritationen entstehen – das ist bei jedem Projekt der Fall. Der einzige Unterschied bei transnationalen Projekten: Die möglichen Ursachen sind vielfältiger. Und: Die Teilnehmer haben, wenn etwas schief geht, schnell eine Entschuldigung parat.

Den Anderen respektieren, wie er ist

Deshalb sollte mit den Teilnehmern auch erarbeitet werden, dass wechselseitiger Respekt und die Bereitschaft, sich zu verstehen und zu kooperieren, die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind. In welchem Verhalten sich Respekt zeigt, ist von Kultur zu Kultur verschieden. Folglich sollten in den Workshops auch Fragen erörtert werden wie:

  • In welchen Situationen habe ich mich (nicht) respektiert gefühlt?
  • Wie erweist man in meiner Kultur anderen Personen seinen Respekt?
  • Welche Unterschiede gibt es zwischen unseren Kulturen?
  • Wie sollte eine Person sich verhalten, damit sie in unserem Unternehmen respektiert wird?

Aus den Antworten können Regeln für den Umgang miteinander abgeleitet werden. Eine Regel sollte sein: Wenn jemand einen Regelverstoss begeht, dann ziehe ich mich nicht schmollend zurück – sondern frage vielmehr die Person, warum sie sich so verhalten hat. Denn die meisten Regelverletzungen erfolgen aufgrund von Missverständnissen. Oder weil der betreffenden Person Infos fehlten. Oder weil sie in Stress war. Oder ... Entsprechend leicht lassen sich die hieraus resultierenden Irritationen meist auflösen, wenn man miteinander spricht – ohne den anderen sogleich anzuklagen.

 

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Sabine Machwürth ist Mitglied der Geschäftsleitung der international agierenden Managementberatung Machwürth Team International.

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