Checkliste

Starker Auftritt: 8 Tipps, wie Sie Ihre Wirkung verbessern

Zu einer kompetenten Fachperson gehört ein starker Auftritt. Das erfordert Arbeit an sich selbst. Acht Tipps, wie Sie Ihre eigene Wirkung kennenlernen und verbessern.

Ihre Vorgesetzten, die Geschäftsleitung, Ihre Kollegen und Ihre Kunden sollen Sie als kompetente Fachperson wahrnehmen. Ohne überzeugenden Auftritt wird das schwierig. Mit Auftritt ist in diesem Fall mehr gemeint als das Reden vor Publikum. «Jeden zwischenmenschlichen Kontakt verstehe ich als Auftritt», erklärt Norina Peier. Sie ist Wirtschaftspsychologin und Schauspielerin und arbeitet als Organisationsentwicklerin und Kommunikationstrainerin. Ihre Tipps für einen starken Auftritt. 

1. Werden Sie sich Ihrer Wirkung bewusst

Am Anfang eines souveränen Auftrittes steht das Bewusstwerden darüber, wie wir auf andere wirken. Nur, wenn wir unsere Stärken und Schwächen kennen, können wir an ihnen arbeiten – und unsere Stärken gezielt nutzen, um uns weiterzuentwickeln und unseren Auftritt zu verbessern.

Fragen Sie also nach Feedback zu Ihrem Auftritt. «Am besten bei den Kollegen, die auf der gleichen Hierarchiestufe sind, beim direkten Vorgesetzten oder einer Person, die Sie in Auftrittssituationen erlebt und der Sie vertrauen», empfiehlt Norina Peier. Kann das nicht auch als Schwäche interpretiert werden – gerade von Vorgesetzten? «Das kann, muss aber nicht», erklärt Peier. Sie sehe es grundsätzlich als Stärke, wenn sich jemand Feedback einhole und sich verbessern möchte.

Entscheidend sei, diese Stärke im Gespräch auch zu zeigen: «Wenn man dem Vorgesetzten erklärt, dass man sich selbst und die eigene Auftrittskompetenz weiterentwickeln möchte und deshalb dankbar für Feedback ist, dann wirkt das souverän.» Ein bisschen Mut gehöre dazu, bezüglich des eigenen Auftritts Rückmeldungen einzuholen, denn: «Eine solche Anfrage ist für die meisten doch eher ungewöhnlich.»

2. Finden Sie Ihre Erfolgsfaktoren

Wenn Sie wissen, was Ihre Stärken sind, können Sie diese gezielt nutzen. Fragen Sie sich das nächste Mal, nachdem Sie einen richtig souveränen Auftritt hingelegt haben: Was genau hat dazu beigetragen, dass dieser Auftritt so gut geklappt hat?

Machen Sie sich Ihre persönlichen Erfolgsfaktoren für Ihren Auftritt bewusst: Haben Sie sich besonders sorgfältig vorbereitet? Waren Sie besonders präsent? Waren Sie sich besonders klar darüber, was Sie sich von diesem Auftritt, diesem Gespräch, erhoffen? Haben Sie am Morgen Sport gemacht? Das ist der erste Schritt, um auch in schwierigen Situationen Bedingungen zu schaffen, die Ihnen ein souveränes Auftreten ermöglichen.

3. Üben, üben, üben

Versuchen Sie, Ihr neu erworbenes Wissen und Ihre neu entdeckten Erfolgsfaktoren für einen kompetenten Auftritt so oft wie möglich in Ihren Alltag einzubauen: Beim Gespräch mit Vorgesetzten, Kunden, Kollegen. «Es braucht Mut, Dinge anders zu tun, als man sie sich gewohnt ist. Und man muss es wollen.» Um sich zu motivieren, empfiehlt Peier, nicht alles auf einmal erreichen zu wollen, sondern immer das nächste kleine Ziel vor Augen zu behalten – und sich für Erfolge zu belohnen.

4. Feiern Sie Erfolge

Machen Sie sich Ihre Erfolge bewusst. Sprechen Sie mit Freunden oder Kollegen über Ihren Prozess der Veränderung, reflektieren Sie. Peier: «Oft wird einem im Gespräch erst bewusst, was man alles geschafft hat. Und oft gibt einem schon das allein ein gutes Gefühl.»

5. Festigen Sie das Gelernte

Ein vereinfachtes Beispiel: Sie möchten sich an Sitzungen aktiver einbringen und haben festgestellt, dass Sie oft mit verschränkten Armen dasitzen. Das möchten sie nun ändern. «Eine solche Entscheidung führt oft zu einem ‹Überbewusstsein› in diesem Bereich», sagt Peier.

Sie nehmen also in dem Fall möglicherweise Ihre Arme überdeutlich wahr, und jedes Mal, wenn Sie sie verschränken wollen, wirken Sie nun dem Reflex entgegen. «Das ist normal», erklärt Peier. Der nächste Schritt sei, die neuen Verhaltensmuster wieder ins Unbewusste einfliessen zu lassen, was dazu führe, «dass man sich ganz natürlich so verhält, wie man sich das vorgenommen hat.»

6. Wohlwollen gegenüber sich selbst

Wenn eine Person nervös oder unsicher ist, sei das nicht per se schlecht, ist Peier überzeugt. Unangenehm sei für das Gegenüber meist eher der Umgang mit dieser Unsicherheit. «Wenn wir wahrnehmen, dass sich jemand selbst seine Unsicherheit nicht verzeihen kann oder panisch wird, werden wir Zeugen von etwas, das wir gar nicht sehen wollen», erklärt Peier dieses Phänomen.

Gehen Sie also mit sich selbst so wohlwollend um wie mit anderen. Akzeptieren Sie Ihre eigenen Schwächen und Unsicherheiten. Auch Ihr Gegenüber wird sich dadurch wohler fühlen.

Zur Person

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Norina Peier ist Psychologin mit Vertiefung in Arbeits- und Organisationspsychologie, Schauspielerin ZHdK und arbeitet als Trainerin, Coach und Teamentwicklerin für Firmen in der Privatwirtschaft, der öffentlichen Verwaltung und im Bereich der Aus- und Weiterbildung. Zudem ist sie Dozentin für Auftrittskompetenz und Rhetorik an verschiedenen Hochschulen. Vor ihrer Selbstständigkeit war Peier in verschiedenen Firmen im HR tätig.

7. Faire Vergleiche

«Wir vergleichen unser inneres Befinden oft mit dem äusseren Auftreten von anderen Personen», sagt Peier. Ein unfairer Vergleich, bei dem wir immer schlechter abschneiden. Das ist frustrierend. «Möglicherweise ist die andere Person innerlich auch unsicher, weiss damit aber so gekonnt umzugehen, dass man es ihr von aussen nicht anmerkt», führt Peier aus. 

Bleiben Sie fair, wenn Sie sich mit anderen vergleichen. Vergleichen Sie entweder Ihr eigenes inneres Befinden mit dem inneren Befinden anderer – dafür braucht es Vertrauen und ehrliche Gespräche. Oder vergleichen Sie Ihren Auftritt mit dem Auftritt anderer – auch dabei können Sie viel lernen.

8. Entscheiden Sie bewusst, was Sie von sich preisgeben

Authentizität. Dieses Zungenbrecher-Wort fällt praktisch immer, wenn es um den kompetenten Auftritt geht. Und ja, es geht nicht ohne. Aber: Authentisch ist nicht gleich authentisch. «Wir sollten uns bewusst entscheiden, was wir von uns preisgeben», erläutert Peier.

Ein Beispiel: Heute steht die Lohnverhandlung mit Ihrem Vorgesetzten an und sie sind richtig genervt, weil Sie vor der Arbeit eine Auseinandersetzung mit Ihrem Partner hatten. Es wäre nun durchaus authentisch, wenn Sie das Verhandlungsgespräch schlecht gelaunt beginnen und von Ihrem Streit erzählen.

Allerdings nicht besonders hilfreich und auch nicht besonders souverän. Authentisch und sachdienlich wäre es stattdessen, über kürzlich erzielte Erfolge zu sprechen, die Sie in Ihrem Job hatten.

Fragen Sie sich also, wenn ein wichtiges Gespräch, ein wichtiger Auftritt bevorsteht: Was braucht es? Was habe ich? Was davon will ich einbringen? Den Begriff «selektive Authentizität» hat Ruth Cohn geprägt. Er lässt sich in Form eines Zitates gut zusammenfassen: «Nicht alles, was echt ist, will ich sagen, doch was ich sage, soll echt sein.»

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