HR Today Nr. 11/2018: Talentmanagement

Geh doch, wenn du willst

Mitarbeitende sollen nur bleiben, wenn sie das auch wirklich wollen. Deshalb bietet der US-Schuhhändler Zappos neu eintretenden Mitarbeitenden seit 2005 eine Prämie, wenn sie das Unternehmen innerhalb von drei Monaten vorzeitig verlassen. Die Programmverantwortliche Megan Petrini und Recruiter Cherice Wingfield im Gespräch.

Zappos hat ein Programm mit dem Namen «Pay to Quit» entwickelt. Was ist darunter zu verstehen?

Megan Petrini: Wir gewähren jedem neuen Mitarbeitenden, der das Unternehmen innerhalb von drei Monaten wieder verlässt, ein Monatsgehalt als Abfindung. Für Mitarbeitende, die sich bei uns nicht wohl fühlen, bietet dieses Programm die Möglichkeit, sich neu zu orientieren und einen Job zu finden, für den sie sich leidenschaftlicher einsetzen können.

Pro Jahr sind es etwa sechs bis sieben Personen, die unser Angebot in Anspruch nehmen, durchschnittlich etwa zwei Prozent aller Neueintretenden.

Inwiefern ist das Programm als Erfolg zu werten?

Megan Petrini: Für uns ist es ein Erfolg, wenn Mitarbeitende dieses Angebot annehmen. Sie treffen diese Entscheidung eigenständig und erkennen frühzeitig, dass sie nicht zu Zappos passen. Innerlich wissen sie, dass sie hier nicht glücklich werden. Nach sechs Monaten werden sie vermutlich immer noch nicht glücklich sein, dann können sie die Prämie jedoch nicht mehr nutzen. Deshalb ermutigen wir Mitarbeitende sogar, dieses Programm anzunehmen.

Seit wann nutzen Sie dieses?

Megan Petrini: Wir haben das Programm 2005 gestartet, als unser CEO Tony Hsieh sich entschieden hat, wie alle anderen Mitarbeitenden unseren New-Hire-Prozess zu durchlaufen. Am Programm hat auch ein Trainee teilgenommen, der sich mit Tony in der Pause über ein attraktives Jobangebot unterhalten hat, das ihm oder seiner Partnerin gemacht wurde. Für das Paar hätte die Annahme dieses Jobs bedeutet, den Bundesstaat verlassen zu müssen, weshalb sie sich nicht entscheiden konnten.

Dieses Gespräch war für Tony der Anstoss, das Programm «Pay to Quit» ins Leben zu rufen und Mitarbeitenden anfänglich 100 USD anzubieten, wenn sie das Unternehmen vorzeitig verlassen. Seither haben wir das Programm ausgebaut und es ist mittlerweile ein Teil der Zappos-Kultur geworden.

Müssen Sie überhaupt Talente suchen?

Cherice Wingfield: Manchmal schon. Wir sind aber beeindruckt von der Zahl der Menschen, die Teil unseres Unternehmens sein möchten und versuchen, jedem einzelnen Bewerbenden den gleichen Service zu bieten wie unseren Kunden. Auch wenn der Kandidat den Job schlussend­lich nicht bekommt.

Und was bedeutet Talentmanagement  für Sie in der heutigen Zeit?

Cherice Wingfield: Talentmanagement ist die Art und Weise, wie man neue Talente entwickelt und hält. Das kann man tun, indem man Benefits anbietet, etwa  solche, die die Work-Life-Balance fördern, oder indem man eine flexible Arbeitsumgebung schafft.

 

 

Über Zappos

Zappos ist ein Onlineshop, der sich auf den Verkauf von Schuhen und Modeartikeln spezialisiert hat und online rund 50'000 Artikel anbietet. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in den USA in Henderson, Nevada. Aktuell beschäftigt Zappos 1500 Angestellte und verfügt über ein eigenes Versandcenter in Shep­herdsville, Kentucky, USA. Im Juli 2009 wurde Zappos von Amazon für rund 850 Millionen USD aufgekauft.

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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