26.05.2017

Auslandfirmen schaffen Rekordzahl von Jobs in der Schweiz

Trotz der drohenden Abschaffung von Steuerprivilegien haben ausländische Firmen letztes Jahr in der Schweiz eine Rekordzahl von 3416 Stellen geschaffen. Die meisten Direktinvestitionen stammen von US- und deutschen Unternehmen.

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Zürich (sda). Allein 2000 Arbeitsplätze entstanden im Umfeld von Forschung und Entwicklung, wie das Beratungsunternehmen EY am Freitag mitteilte. Dies spreche für die ausgezeichnete Qualität der Schweiz als Innovationsstandort und das hohe Ausbildungsniveau.

Im Vorjahr wurden mit total 1391 nicht einmal halb so viele Jobs geschaffen. Nur 1999 wurde mit 3320 Stellen die 3000-Schwelle überschritten, wie die EY-Studie «Direktinvestitionen in Europa» ergab. Viele neue Arbeitsplätze gingen allerdings auf wenige Grosskonzerne zurück, nächstes Jahr dürften die Zahlen tiefer ausfallen.

Einen grossen Hunger nach Personal hat etwa Google. Die EY-Berater rechnen nächstes Jahr mit weniger neuen Jobs und sehen keinen Grund zur Euphorie. Denn trotz Jobsegen ging die Zahl der Investitionsprojekte in der Schweiz letztes Jahr um zwei auf 88 zurück.

Verhältnis Schweiz-EU entscheidend

Wegen des starken Frankens sei die Zahl der Investitionen schon lange sehr tief und habe nicht mehr das Niveau von vor der globalen Finanzkrise erreicht, erklärte Marcel Stalder, Leiter EY Schweiz, den Rückgang. Am meisten investierten die Deutschen (24 Projekte), gefolgt von den USA, Frankreich, Grossbritannien und China.

Im Gegensatz zur Schweiz verzeichneten andere europäische Länder seit der Finanzkrise eine steigende Zahl von Investitionsprojekten. 2016 zog Europa zog 5873 Projekte an (plus 16 Prozent). Am meisten Investoren gingen nach Grossbritannien (1144, plus 7 Prozent), gefolgt von Deutschland und Frankreich.

Das Fazit von EY-Partner und Verwaltungsrat, Philip Robinson: «Die meisten Rahmenbedingungen in der Schweiz sind nach wie vor gut, trotzdem ist die Attraktivität für Direktinvestitionen relativ zu den anderen europäischen Ländern gesunken.»

Abschreckend für Investoren seien die Unsicherheiten über die Unternehmenssteuerreform, die Annahme der Minder- und der Masseneinwanderungsinitiative. Laut Studie hat auch die Aufhebung des Bankgeheimnisses zur Attraktivitätseinbusse geführt.

Rechtssicherheit sei entscheidend für künftige Ansiedlungen, sagte Robinson. Nicht förderlich sei es, wenn das stabile Verhältnis zur EU in Frage gestellt würde - sei es durch Volksinitiativen oder andere politische Vorstösse.

Schweizer zieht es in Tieflohnländer

Die Schweizer Unternehmen ihrerseits blieben die Nummer 6 der wichtigsten Investoren in Europa mit 289 Direktinvestitionsprojekten (Vorjahr: 234). Damit wurden sie von den Chinesen (297) knapp überholt. Topinvestor waren nach wie vor die USA, gefolgt von Deutschland.

Am liebsten investierten hiesige Unternehmen in Deutschland (110 Projekte), Frankreich und Grossbritannien. Auffällig ist, von den total 7100 im Ausland geschaffenen Stellten profitierte Polen mit 1280 am meisten. Osteuropäische Länder sind laut EY bei Grossprojekten, vor allem im Bereich Industrieproduktion, erste Wahl.

Das sei auf die niedrigen Arbeitskosten zurückzuführen. Diese Länder hätten die letzten Jahr auch viele Projekte angezogen, die früher eher nach China verlagert wurden, so EY. Fast die Hälfte der Investitionen innerhalb Europas ziele auf den Auf- oder Ausbau von Produktionskapazitäten ab.