Robert Schiller: «Es gibt leider viele rigide Unternehmen. Mitarbeitende sollten solche Missstände aufdecken.»
Sie haben das jahrelange Pendeln zwischen Zürich und Bern satt, Sie wollen fortan Teilzeit arbeiten, Sie werden durch Krankheit zu einer kompletten Neuausrichtung gezwungen. Drei berufliche Situationen, die eine Stellensuche nahelegen. Oder die Gründe liegen beim Arbeitgeber: Der aktuelle Arbeitsort lässt keine Weiterentwicklung zu. Der Chef scheint nur ein Ziel zu haben: seine Mitarbeitenden fertig zu machen – der Alltag wird durch Mobbing zur Qual.
Dürfen Arbeitgeber einem Mitarbeitenden kündigen, wenn sie denken, dass dieser auf dem Absprung ist? Allein wegen der genannten Beispielen ist diese Frage mit Nein zu beantworten. Klar, es gibt Ausnahmen: Macht sich ein Mitarbeitender des Betrugs oder Ähnlichem schuldig, ist eine Kündigung meist unumgänglich.
Würde der Arbeitgeber selbst gefragt und spontan mit Ja, immer antworten, so schiene er eine rigide und selbstherrliche Unternehmenskultur zu pflegen. Da wäre den Mitarbeitenden zu empfehlen: es fliehe, wer kann!
Dies aus verschiedenen Gründen: Ein solcher Arbeitgeber vergibt wertvolle Chancen. Der Entlassene wird sich wohl nie zu den persönlichen Gründen der Stellensuche äussern und er wird auch kein offenes Feedback zu den Arbeitsverhältnissen oder zum Arbeitsklima geben. Er wird es hingegen umso deutlicher im Freundeskreis und gegenüber Dritten tun – im positiven wie negativen Sinn. Eine Entlassung im Streit wird auch von der verbleibenden Belegschaft wahrgenommen und der Eine oder Andere könnte sich folglich selbst auf (heimliche) Stellensuche begeben.
Ist ein Unternehmen mit derart rigider Haltung in der Lage, den Anforderungen der Arbeitswelt von morgen gerecht zu werden? Es ist zu bezweifeln. Denn so macht es den Anschein, als würden hinterfragende und andersdenkende Mitarbeitende nicht als Quelle neuer Inspiration geschätzt.
Zukunftsgerichtete Unternehmen sollten leistungsstark und attraktiv sein. Zum Beispiel für die Mitarbeitenden der Generation Y – immerhin ein Fünftel der Arbeitskräfte. Sie ziehen eine spannende, sinnvolle und freudvolle Arbeit einer herkömmlichen Berufskarriere vor. Für sie ist es normal, über den Tellerrand des Unternehmens hinauszuschauen. Sie wollen Attraktivität und keine Rigidität.
Gibt es denn Unternehmen von solcher Rigidität? Leider ja. Die Mitarbeitenden sind daher aufgerufen, Missstände aufzuzeigen und Massnahmen zu deren Abbau vorzuschlagen. Bewegt sich trotzdem nichts, ist das Unternehmen nach Möglichkeit zu verlassen.
Denn eigentlich sollte es doch so sein: Morgens mit Tatendrang zur Arbeit gehen, fleissig mitgestalten und abends zufrieden nach Hause zurückkehren.