«Man bekommt einen Spiegel vorgesetzt»
Wie kann ein Mentoring für junge HR-Leute aussehen? Welches sind ihre brennendsten Fragen? Was können Mentoren daraus lernen? Wir beleuchten die Zusammenarbeit dreier Mentoring-Tandems. Bruno Steurer, Head Group Learning & Development, Swiss Life, begleitet als Mentor für das Programm «young@zgp» seit über sieben Jahre junge HR-Leute. Warum er Mentoring nicht als «One Way Veranstaltung» sieht und welche Learnings er aus seinen bisherigen Mentorings mitgenommen hat.
«Mentoring ermöglicht Mentoren, die eigene Sicht der Dinge zu reflektieren und von jüngeren Professionals zu lernen»: Bruno Steurer, Head Group Learning & Development, Swiss Life. (Bild: zVg)
Herr Steurer, Sie sind seit über sieben Jahren beim Mentoring-Programm der ZGP dabei. Mit welchen Zielen haben Sie sich für das Mentoring-Programm angemeldet?
Bruno Steurer: Eine junge HR-Kollegin von Swiss Life, die sich im Vorstand von «young@zgp» engagierte, fragte mich 2009 für das Programm als Mentor an. Mir hat die Idee sehr gut gefallen. Mein erstes Ziel war darum: Bringen wir das Angebot zum Fliegen.
Haben Sie diese Ziele erreicht?
Ja, absolut. Ich glaube, das Programm hat sich seit der Lancierung 2009 sehr gut entwickelt und ist heute bestens unterwegs. Ich habe in dieser Zeit sechs Mentorings gemacht und konnte mithelfen, das Angebot nachhaltig zu gestalten.
Inwiefern profitieren Sie vom Mentoring-Programm?
Als Mentor ist man nicht auf eigene Ziele ausgerichtet. Man stellt sich als Mentor mit seiner Erfahrung, seinem Netzwerk, dem Wissen und der Reflektionskompetenz dem Mentee zur Verfügung. Man offeriert Zeit und Resonanz, öffnet Türen oder Fenster zu Optionen oder auch konkreten Punkten, anderen Organisationen, Menschen. Durch diese Arbeit wird man aber auch als Mentor immer wieder mit Themen konfrontiert, die man selber vielleicht nicht aktiv gesucht hat, die jedoch anregend und inspirierend sein können.
Mentoring ermöglicht Mentoren, die eigene Sicht der Dinge zu reflektieren und von jüngeren Professionals zu lernen. Es ist keine «One Way Veranstaltung». Man erhält einen Einblick in andere Branchen und Betriebe, die Herausforderungen von anderen Organisationen und deren Stakeholder, sieht die Welt ein bisschen mit dem Blick einer jüngeren Generation. Dadurch bekommt man durchaus auch einen Spiegel vorgesetzt, mit dem man die eigene Situation reflektieren kann. Die Fragen und Herausforderungen der Mentees sind zum Teil anregend und fordernd. Und das fördert auch den Mentor.
Was sind die wichtigsten Learnings, die Sie aus dem Menoring mitnehmen?
Für mich hat sich ein Grundsatz, den ich schon früher verfolgt habe, nochmals richtig stark bestätigt: Dem Gegenüber nie die Möglichkeit nehmen, sich selber weiterentwickeln zu können.
Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Learnings, die Sie Ihren bisherigen Mentees mitgegeben haben?
Mentoring ermöglicht Mentees ganz pragmatisch und praktisch zu lernen und, mit Hilfe von einem Mentor, zu eigenständigen Entscheidungen zu kommen. Es ermöglicht, dass die Mentees den eigenen Weg gestalten und vorwärtsschauen. Dass sie selbst bestimmen und das Blatt in die Hand nehmen. Dazu gehört natürlich auch, sich nicht von zum Teil sehr anstrengenden und hoffnungslosen Situationen unterkriegen zu lassen.
Das sagt die Mentee
Was sind Freud und Leid beim Mentoring?
Besonders schön finde ich es, wenn Mentees über positive Veränderungen berichten, Ziele erreichen, neugierig sind. Schwierig ist es, wenn sich der oder die Mentee in einem schwierigen Umfeld befindet und ich merke, dass meine Möglichkeiten zur Unterstützung begrenzt sind. Ich habe mir auch schon Sorgen um die Gesundheit eines Mentees gemacht wegen seiner starken Belastung.
Was braucht es für ein erfolgreiches Mentoring?
Grundvoraussetzungen sind natürlich Zeit sowie engagierte und interessierte Mentees. Ganz wichtig ist aber auch ein gutes Contracting, darauf baut sehr viel auf. Ein Erfolgsfaktor beim Programm von «young@zgp» war immer, dass die Mentees einen Antrag stellen müssen und nur vermittelt werden, wenn dieser die klaren Kriterien erfüllt.
Was ist Ihre Botschaft an künftige Mentoren?
Mentoring ermöglicht Mentoren, die eigene Sicht der Dinge zu reflektieren und von jüngeren Professionals zu lernen.
Was ist Ihre Botschaft an künftige Mentees?
Mentoring ermöglicht es Mentees, ganz pragmatisch und praktisch zu lernen und, mit Hilfe eines Mentors, zu eigenständigen Entscheidungen zu kommen.
Über das Mentoring-Programm
Junge HR-Leute sollen firmenübergreifend von erfahrenen Berufsleuten lernen – und umgekehrt. Das ist das Ziel des Mentoring-Programms «young@zgp».
Interessierte HR-Nachwuchskräfte von 22 bis 35 Jahren melden sich für das Programm an und der Verband sucht für die Mentees einen passenden Mentor. Beide vereinbaren mindestens 6 Treffen von 2 bis 3 Stunden während eines Jahres. In dieser Zeit besprechen sie Entwicklungsthemen und tauschen sich über Erfahrungen aus.