So geht Teamführung: Sechs Tipps für eine ideale Zusammenarbeit
Hinter guter Führung steckt viel mehr als das Erteilen von Anweisungen, Lob oder Tadel. Es geht darum, wie man als Führungskraft jedes Teammitglied dazu bringt, sein volles Potential zu entfalten. Und darum, wie man den Austausch von Informationen und Know-how fördert, ohne eine Flut von E-Mails, endlose Freigabeschleifen und überflüssige Meetings. Wie aber geht ideale Zusammenarbeit und faire Teamführung? Sechs Tipps dazu.
Nein, Team heisst nach wie vor nicht «Toll, ein anderer macht's». (Bild: 123RF)
Ich verstehe meine Führungsaufgabe darin, meinem Team einen Kontext zu geben − ohne Struktur kann Teamarbeit nicht gelingen. Jede Form von Kollaboration braucht ihren Kontext. Im Aufbau und Wahren dieses Kontextes sehe ich meine moderne Führungsrolle.
1. Wir, nicht ich
Alleingänge und Abteilungsdenken haben ausgedient. Probleme als Einzelkämpfer im stillen Kämmerlein oder im Elfenbeinturm lösen zu wollen, passt vielleicht zu einem Märchen, aber nicht mehr in die heutige Unternehmensrealität. Gute Teamarbeit und Kollaboration sind heute mehr denn je ausschlaggebend für den Erfolg von Transformations- und Innovationsprozessen.
Daher lautet das Credo bei Dropbox: «We, not I». Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter bereit ist, die Extrameile für andere zu gehen und mitzudenken. Eine Antwort auf eine technische Frage wird dann z.B. nicht nur mit einem Satz abgebügelt, sondern mit ein paar nützlichen Links, sowie dem Angebot, Unklarheiten bei einer Tasse Kaffee zu besprechen.
2. Sichere Handlungsrahmen mit Platz für Eigenverantwortung schaffen
Meine Vorstellung von Führung gleicht einer Leitplanke auf der Strasse zum Erfolg. Es ist meine Aufgabe, Sicherheit, Schutz und Orientierungshilfe zu geben. Wie im Strassenverkehr übernimmt dennoch jeder Mitarbeiter die Entscheidung über die Wahl des Fahrzeuges und der Geschwindigkeit. Jede und jeder im Team, bekommt den benötigten Spielraum, um individuelle Fähigkeiten optimal auszuleben, während ich den Rahmen für die Handlungen gestalten darf.
Wir müssen uns als Möglichmacher verstehen und nicht als Blockierer guter neuer Ideen! Fragt mich ein Teammitglied danach, eine neue Methode im Unternehmen zu testen, lautet meine Antwort stets: «Wie kann ich Dich unterstützen und was brauchst Du, um Dein Projekt anpacken zu können?»
3. Gute Führung muss individuell sein
Wir sind alle unterschiedlich. Nicht jedes Teammitglied ist selbstsicher und extrovertiert. Oft gibt es in Teams auch stillere Menschen, die ermutigt werden müssen, die eigene Meinung in die Diskussion einzubringen. Jede Person und Persönlichkeit soll und darf authentisch sein. Ich ermutige die leiseren Kolleginnen und Kollegen, einmal ein Team-Meeting zu hosten oder Netzwerkveranstaltungen auszuprobieren.
Andersherum sehe ich es ganz klar als meine Führungsaufgabe, stark extrovertierte Teammitglieder etwas abzufangen und auf ein Mass zu bremsen, das der Kultur des Teams als Ganzes nicht schadet. Denn zu viel Ego ist ein Hemmschuh für Teamarbeit.
4. Eine Kultur produktiver Meetings initiieren
Ich lege viel Wert auf produktive Meetings, damit mehr Zeit bleibt, fokussiert arbeiten zu können. Dazu gehören eine vordefinierte Agenda und ein Verantwortlicher, der das Meeting strukturiert vorantreibt. Schweift jemand ab und verliert sich in Details, die nicht für alle Teilnehmer relevant sind, greifen wir als Team ein.
Zudem setzen wir auf Time-Boxing und geben den jeweiligen Punkten auf der Agenda im Voraus eine zeitliche Begrenzung. Hat jemand das Gefühl, dass seine Zeit nicht produktiv genutzt wird, darf die Person das Meeting zu verlassen, um sich wichtigeren Aufgaben zu widmen.
Als gesamtes Unternehmen streben wir zudem nach einem «No Meeting Wednesday», das heisst, Mittwoch ist der Tag in der Woche, an dem wir versuchen, keine Meetings abzuhalten. Das ist zugegebenermassen nicht immer einfach, aber nur ambitionierte Ziele lassen führen dazu, dass wir über uns hinauswachsen.
5. Das eigene Wertebild vorleben
Ich versuche stets, mein eigenes Wertebild vorzuleben: Einfachheit, Transparenz und Offenheit. Zudem gibt es bei Dropbox fünf essentielle Company Values an denen wir uns gegenseitig täglich messen. Einer dieser Werte bezieht sich darauf, viel Fokus auf Details zu legen, um unseren Kunden das bestmögliche Nutzererlebnis zu bieten.
Wir kommentieren dann Aktionen anderer im Team mit Sätzen wie: «Das war ein tolles Bespiel für ‹sweat the details›! Super Job von Dir» oder auch «Hier musst Du aber noch genauer werden. Sweat the details!». So haben wir einen Code entwickelt, der unsere Kultur und Sprache enorm prägt. Jeder weiss wovon die Rede ist und kann sicher sein, dass der Hinweis im Sinne des Unternehmens gemeint ist.
6. Manager und Maker zugleich sein
Bei allem achte ich sehr darauf, dass die Aufgaben, die über das Anleiten meines Teams hinausgehen, nicht zu kurz kommen. Mein Trick dabei: Ich unterscheide zwischen «Manager-Tagen» und «Maker-Tagen». Manager-Tage sind für Meetings, Telefonkonferenzen und andere Organisationsaufgaben reserviert, während Maker-Tage für inhaltliche und auch kreative Arbeit vorgemerkt werden.
Zwar kann ich mir nicht immer einen ganzen Tag für ein Brainstorming, das Lesen einer neuen Studie oder das Planen einer Strategie freischaufeln, aber vielleicht zwei oder drei Stunden am Morgen oder am Nachmittag.
Meine Empfehlung an andere Manager: Vereinbaren Sie mehr Termine mit sich selbst, denen Sie sich ebenso verpflichten, wie den Verabredungen mit anderen. Bei Terminen mit jemand anderem überlege ich mir übrigens im Vorfeld, ob ich eher Informationen sende oder empfange und versuche, eine gesunde Balance aus beidem zu halten.