HR Today Nr. 10/2017: Vorsorge

Vorsicht, Vorsorge! Ein ABC für Anfänger

Das Vorsorgewesen ist eine trockene Materie, die viele Menschen abschreckt. Dabei wäre das Universum für die Nutzer des Systems sehr interessant! Ein Glossar als Einstiegshilfe für Laien.

AHV

Der Sockel unserer Vorsorge ist 70 Jahre alt und ungebrochen populär. Anspruch auf die Mutter aller Säulen haben alle. Allerdings macht man im Alter mit der AHV-Rente allein keine grossen Sprünge.

BVG

Das Bundesgesetz über die berufliche Vorsorge hat 98 Paragrafen und ist seit 1985 in Kraft. Seither ist jeder Arbeitgeber verpflichtet, für seine Angestellten eine Pensionskasse zu führen.

Coupon

Im Börsenjargon bezeichnet der Coupon die jährliche Verzinsung einer Obligation. Nicht zu verwechseln mit der Courtage, der Kommission der Banken im Wertpapierhandel.

Deckungsgrad

Ein Schlüsselbegriff, den jede Pensionskasse in ihren Kennzahlen ausweist. Schlittert der Deckungsgrad einer Einrichtung unter 100 %, beginnen die Verantwortlichen zu schwitzen.

Erwerbsleben

Ein Synonym für die Erwachsenenwelt, in der sich alles um die Arbeit dreht. Ab 25 müssen alle in die Pensionskasse einzahlen, mit 60 denken viele an den Austritt. Je früher man plant, desto klüger!

Buchtipp

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Pensionskassenführung in der Praxis, 2016.

Mit dem Handbuch für Stiftungsräte und Geschäftsleitungen hat Urs Schaffner ein Standardwerk verfasst, das die relevanten Fragen der Branche umfassend beschreibt.

Freizügigkeit

Durch das hochgradig normierte Vorsorgewesen weht ein Hauch von Frivolität – die Freizügigkeit.  

Gesetz

Der Dschungel der Paragrafen wuchert ebenso üppig, wie das Kapital konstant wächst. Der Zusammenhang der Symbiose liegt auf der Hand: Der Gesetzgeber muss alle Auswüchse regeln.

Häufige Fragen

Achte den Arzt, bevor du ihn brauchst. Jede Institution hat Antworten auf die gängigsten Hilferufe parat: Alter, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung, Unfall und so weiter. Für solche Fälle ist der Sozialstaat da. 

Individuell

Die 1. Säule ist für alle gleich. Die 2. Säule ist so unterschiedlich wie die Menschen. Wie stark die Rente ist, hängt vom Lohn ab, von der Gestalt der PK und von der Dauer des Erwerbslebens.

Jackpot

Die Jugend geniesst in der Vorsorge eine Schonfrist. Ab dem Alter von 20 Jahren ist es aber eine gute Idee, sich gegen Erwerbsunfähigkeit abzusichern. Es sei denn, man hat im Lotto gewonnen.

Buchtipp

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Die 2. Säule, 2017.

Die Broschüre «Die 2. Säule» erklärt auf 108 Seiten die wichtigsten Fachbegriffe und beschreibt auch politische Fragen anschaulich. Zahlreiche Cartoons des Zeichners «Mix & Remix» lockern das Buch auf.

Kapital

Geld oder Leben? Jetzt oder nie? Im komplexen Vorsorgeuniversum können durchaus fatale Fragen auftauchen. Es gibt auch Fallstricke. Gegen die kapitalsten Böcke sind die Angestellten geschützt. 

Leistung

At the end of the day, it’s all about performance: Leistungen sind vorab Versprechen. Wenn jemand von Primaten spricht, sind keine Affen gemeint, sondern das Leistungs-,  Beitrags- oder Duoprimat.

Milchbüechli

Warum soll ich sparen? Und wie viel Rente kriege ich, wenn ich mit Vollgas bis zum Umfallen durchkrampfe, ohne einen Rappen auszugeben? Für solche Fragen gibt es Rechner-Tools im Internet.

Nonsens 

Die unsichtbare Hand des Marktes könnte eventuell erklären, wieso sich Begriffe mit P, R oder S in Vorsorgeglossaren häufen. Wörter mit N wie nachschüssig oder Nettoprinzip kommen seltener vor. 

OAK

Die Oberaufsichtskommission (OAK) trägt nicht umsonst einen furchterregenden Namen. Sie kontrolliert die kantonalen Aufsichten und ist oberste Instanz für über 1600 Pensionskassen der Schweiz.

Buchtipp

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Sozialpartnerschaftliche Milizführung in der 2. Säule.

Die zweisprachige Publikation (D/F) widmet sich dem Gestaltungsspielraum im Stiftungsrat. Darin sind auch die Ergebnisse der repräsentativen Stiftungsrats-Umfrage von 2014 aufbereitet.

Pension

Das Wort hat seine Wurzeln im lateinischen Wägen und Zahlen. Man kann eine beziehen oder sich hineinbegeben. Die Pension bezeichnet das Ruhegeld, den Ruhestand oder ein Gasthaus.

Quagga

Ausgestorbenes Huftier aus Afrika, halb Zebra, halb Esel. Das Quagga hat mit dem Schweizer Vorsorgesystem nichts zu tun, im Gegensatz zum Quotenvorrecht und der Quotenversicherung.

Risiko

Die Renditen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Pensionskassen investieren darum vermehrt in alternative Anlagen. Dass sie dabei auch Verluste riskieren, liegt in der Natur der Sache.

Schattenrechnung

Wo Licht ist, ist auch Schatten: Die Schattenrechnung ist für jede Kasse Pflicht. Sie muss jederzeit jedem Versicherten sagen können, wie viel von seinem Alterskapital dem gesetzlichen BVG-Obligatorium zuzurechnen ist.

Sicherheit

Sicher ist nur der Tod. Das ist eine gute Nachricht für Statistiker, denn feste Grössen braucht man zum Rechnen.

Buchtipp

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Fachwörterbuch für die berufliche Vorsorge, 2014.

Von «48a-Kosten» bis zum «zwingenden Recht» sind alle Schlagworte dreifach erläutert: Je ein Abschnitt ist der Definition, der Anwendung und einem Beispiel gewidmet.

Tod

Er trifft uns alle tendenziell immer später, was die Vorsorgewelt herausfordert. Der Tod ist für Versicherungsfachleute aber kein Tabu. Anhand von Sterbetafeln berechnen sie Rente und Zinseszins.

Überobligatorium

Ein hässliches Wort, aber für Pensionskassen ein Spielraum von unendlicher Weite: Das Gesetz regelt nur den obligatorischen Teil, ausserhalb der Grenzen wird es erst interessant. 90 % der Versicherten geniessen einen Anteil von überobligatorischen Leistungen. 

Vorsorgeausweis

Herr und Frau Schweizer erhalten einmal pro Jahr einen Vorsorgeausweis mit der Post. Im Gegensatz zur Steuererklärung oder zu den Abstimmungsunterlagen müssen sie damit nichts weiter tun.

Wohlerworbene Rechte

So werden unveräusserliche und garantierte Leistungsansprüche genannt, die mit der Beitragsdauer wachsen. Möglicherweise liegt in diesem Ausdruck der dickste Hund des Systems begraben.

X-Chromosom

Der kleine Unterschied existiert auch in der Vorsorge: Frauen leben länger, Männer verdienen mehr. Neben statistischen Ungleichheiten wirken sich auch längere Lücken im Erwerbsleben auf die Rente aus.

Yeti

Im Gegensatz zu Bullen und Bären taucht der Yeti in keiner Börsenfibel auf. Deshalb taufen wir den dritten Beitragszahler nach dem ominösen Bergler. Denn seine Leistung ist für die Zukunft relevant.

Zahltag

Spätestens bei  der Pensionierung muss die versicherte Person wählen, ob sie eine Rente möchte oder alles auf einmal. Wer auswandert, ein Start-up gründet oder ein Haus baut, kann sein gespartes Vermögen schon früher beziehen.

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Claudio Zemp ist freier Journalist und Redaktor bei der Fachzeitschrift Schweizer Personalvorsorge.

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