Die Temporärarbeit. Für Überraschungen gut.
Stellen Sie sich vor: Eine Grippewelle erfasst ein Spital und ein Teil der Belegschaft liegt krank zu Hause im Bett. Ohne Temporärarbeit, mit kurzfristig einsetzbarem Pflegefachpersonal, fehlt den Spitalpatienten die erforderliche Betreuung, Pflege und Behandlung.
Stellen Sie sich vor: In der Produktion neuer Tramwagen ergeben sich Komplikationen und es drohen Verzögerungen. Ohne Temporärarbeit kann die Tramlinie nicht rechtzeitig in Verkehr gesetzt werden und dem Hersteller drohen horrende Bussen. Oder ein Schneesturm verschneit den Flughafen, Pisten müssen innert kürzester Zeit geräumt und Flugzeuge enteist werden. Ohne Temporärarbeit kann der Flugbetrieb nicht aufrechterhalten werden und Massen an Passagieren stranden. Man könnte hier eine beliebig lange Liste mit Beispielen aus allen Branchen weiterführen, denn das Leben ist unberechenbar und Überraschungen gehören dazu. Das macht es spannend, erfordert aber auch Anpassungsfähigkeit. Um die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen zu unterstützen, gibt es die Temporärarbeit. Sie ist das flexible Element, das die Unternehmen beständig bleiben lässt und für die Konsumenten eine reibungslose Bereitstellung der gewünschten Güter und Dienstleistungen gewährleistet.
Und die Menschen, die temporär einspringen? Wird von ihnen maximale Anpassungsfähigkeit abverlangt? Nein. Die Temporärarbeit eröffnet ihnen vielmehr Chancen. Ein durchlässiger Arbeitsmarkt schafft ihnen Möglichkeiten, die in einem rigiden System verwehrt blieben. Immer mehr, gerade auch jüngere Menschen suche flexible Arbeitsformen, weil ihr Leben dies erfordert oder weil sie die Abwechslung und Herausforderung schätzen.
Ausserdem sind Temporärarbeitende mannigfaltig abgesichert und unterstützt: über das Arbeitsvermittlungsgesetz, den Gesamtarbeitsvertrag Personalverleih, eine spezifische Pensionskassenlösung und einen eigenen Weiterbildungsfonds. Wer temporär arbeitet, hat einen Personaldienstleister zur Seite, der ihn bei der Jobsuche unterstützt und ihn in Weiterbildungsfragen berät.
Um ihre Funktion bestmöglich erfüllen zu können, ist die Temporärbranche auf entsprechende Rahmenbedingungen angewiesen. Diese drohen allerdings zu erodieren.
Eine wettbewerbsfähige Wirtschaft braucht Temporärarbeit
In jüngster Zeit wird vermehrt versucht, die Temporärarbeit einzuschränken – zum Beispiel mittels Quoten im öffentlichen Beschaffungswesen oder mit maximalen Einsatzdauern in Gesamtarbeitsverträgen. swissstaffing wehrt sich dezidiert dagegen! Denn mit solchen Einschränkungsversuchen wird nicht nur die Wirtschaftsfreiheit der Temporärbranche verletzt, sondern die Wettbewerbsfähigkeit unseres gesamten Wirtschaftsstandorts aufs Spiel gesetzt. Die Schweizer Unternehmen sind auf flexible Personallösungen angewiesen, um ihre Wertschöpfungsleistung erbringen zu können.
Eine Beschränkung der Temporärarbeit ist ein Anachronismus in einer Zeit, in der – wie eben in Belgien geschehen – die Rahmenbedingungen für die Temporärarbeit gelockert werden und völlig neue, noch gänzlich ungeregelte Arbeitsformen wie Gig Work, Plattformarbeit oder Crowdworking entstehen.
Demontierung des liberalen Arbeitsmarkts durch die Hintertür
Der liberale Schweizer Arbeitsmarkt mit seiner schlanken Regulierung einerseits und der stabilen Sozialpartnerschaft andererseits ist ein Erfolgsmodell. Die Arbeitslosenquote ist rekordtief, und dies seit Jahren. Doch diese Errungenschaften drohen langsam und beinahe unmerklich demontiert zu werden. Nicht nur mit Versuchen, die Temporärbranche einzuschränken, sondern generell, insbesondere mittels Mindestlohn- und Normalarbeitsvertrags-Projekten in immer mehr Kantonen. Diese kantonalen Regelungen höhlen die in Gesamtarbeitsverträgen ausgehandelten Regelwerke aus und schwächen damit die Sozialpartnerschaft. Die Gewerkschaften spielen ein gefährliches Doppelspiel, indem sie einerseits die Gesamtarbeitsverträge weiterentwickeln, aber andererseits bei der kantonalen Arbeitsmarktregulierung eifrig mithelfen. Unsere Arbeitsmarktpolitik steuert auf gefährliche Gefilde zu.
Starke Partner am Arbeitsmarkt sind wichtig
Der direkte Ausgleich zwischen den Interessen der Arbeitnehmer und derjenigen der Arbeitgeber ist wichtig und ermöglicht massgeschneiderte, pragmatische und zeitnahe Lösungen. Doch die Sozialpartnerschaft ist in der Krise. Mit der Zunahme flexibler Arbeitsformen wird es für die traditionellen Gewerkschaften je länger je schwieriger, eine solide Basis zu rekrutieren. Sie drohen zu Elfenbeintürmen zu verkommen, die ideologiegetrieben handeln, statt auf der Grundlage konkreter Arbeitnehmerbedürfnisse Lösungen zu entwickeln.
Mit Blick auf die neuen Arbeitsformen verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Wer seine Leistung auf einer Plattform anbietet, agiert mehr als selbständiger Unternehmer denn als traditioneller Angestellter. Ein Unternehmen, das eine Leistung über eine Plattform bezieht, kann vom Erbringer keine Loyalität über diese Leistung hinaus erwarten.
Umso wichtiger ist in dieser sich wandelnden Welt der Dialog zwischen Leistungserbringern und Leistungsbezügern. Eine «Gewerkschaft 4.0» der Leistungserbringer drängt sich geradezu auf. Je mehr sich die Arbeitseinsätze atomisieren, desto wichtiger ist es, als Gruppe zusammenzustehen, um gemeinsame Anliegen durchzubringen. Wird es den traditionellen Gewerkschaften gelingen, diese Gruppe von zwischen Gigs zappenden Leistungserbringern zu vertreten? Oder braucht es dafür gänzlich neue Organisationen? Via Facebook & Co. liessen sich die Gig-Worker bestimmt gut vernetzen. Kommunikation, Meinungsbildung und Abstimmung liessen sich via soziale Medien sicherlich auch bestens organisieren. swissstaffing ist bereit, den Dialog mit den Gig-Workern aufzunehmen.