Advent 2017

«Grundhaltung der Innovation»

Sabina Romagnolo, HR-Leiterin des Kantonsspital Baden, kam im März 2017 von der Industriebranche in die Spitalwelt und in eine neue Kultur. Sie spricht über die Herausforderungen beim Beginn ihrer neuen Stelle und die brennendsten HR-Themen für 2018.

Frau Romagnolo, Sie arbeiten seit Anfang März 2017 als Personalleiterin beim Kantonsspital Baden (KSB). Davor leiteten Sie als General Manager während fünf Jahren den Elektronikdienstleister Enics Schweiz und führten ein Jahr den HR-Bereich der Live-Kommunikations-Firma Habegger. Warum der Stellenwechsel?

Die Gesundheitsbranche fasziniert mich schon seit langem. Als ich von dieser Position erfahren habe, war deshalb klar: Diese Chance will ich packen – hier möchte ich mich engagieren! Auch wurden in der Ausschreibung explizit Kompetenzen gefordert, die meinem Leistungsprofil entsprechen, insbesondere in den Bereichen Lean, Change-Management und Industrie-Erfahrung.

Welches waren für Sie die grössten Herausforderungen beim Beginn Ihrer neuen Stelle?

Da ich in der Vergangenheit stets in einem industriellen Umfeld tätig war, musste ich mich in eine völlig neue Branche einarbeiten. Da galt es, in möglichst kurzer Zeit den Überblick zu gewinnen respektive die Organisation mit ihren Menschen, Strukturen, Abläufen und ihrer Kultur kennenzulernen.

Schliesslich wurde ich von Beginn an mit hohen Erwartungen konfrontiert – was mir sehr entspricht, was aber im Alltag naturgemäss Herausforderungen mit sich bringt. Prioritäten zu setzen hat mich deshalb in der Einarbeitungsphase und darüber hinaus stark beschäftigt.

Was sind die grössten Unterschiede zu Ihrem vorherigen Job?

Vor dem Wechsel war ich in einem stark international ausgerichteten Unternehmen tätig. Als produzierendes Industrieunternehmen war zudem der Männeranteil viel höher als dies am KSB der Fall ist und die Kulturen unterscheiden sich auch substantiell.

Ich erlebe diesen Wechsel und das neue Umfeld als ungemein bereichernd, lerne viel und hoffe auch, gewisse neue Impulse als «Branchenfremde» in die Spitalwelt einbringen zu können.

Zur Person

Sabina Romagnolo (52) ist seit dem 1. März 2017 Leiterin Personal beim Kantonsspital Baden. Vor ihrem Stellenwechsel beim KSB leitete Romagnola seit Anfang 2016 den Human Resources Bereich bei der Firma Habegger AG in Regensdorf. Sabina Romagnolo verfügt über einen Executive MBA der FHNW Windisch sowie ein Nachdiplomstudium im Change Management.

Wie ist bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber das HR aufgestellt?

Der HR-Bereich mit motivierten und fachkundigen Mitarbeitenden ist zurzeit eher „klassisch“ aufgestellt. Mein Team zählt rund 36 Fachspezialisten in den Bereichen Controlling, Kommunikation, Zeiterfassung, Personaladministration, Bereichspersonalleitung, Bildung und Beratung, Berufliches Gesundheitsmanagement sowie Kindertagesstätte.

Welches sind Ihre Kernaufgaben in der neuen Position?

Ein Schwerpunkt ist klar, die klassischen HR-Strukturen gemäss der Lean-Philosophie weiterzuentwickeln. Dieser Fokus ist auch in der neuen HR-Strategie festgehalten, die mein Team und ich bereits gemeinsam erarbeitet haben.

Ziel der Strategie ist, dass HR eine hohe Wertschöpfung für die Mitarbeitenden und Vorgesetzten erbringt und so einen substanziellen Beitrag leistet, damit das KSB seine hohe Arbeitgeberattraktivität halten oder noch besser ausbauen kann.

Konkret gehören dazu beispielsweise die Einführung von durchgängigen einheitlichen Prozessen oder die Bestrebung, die Personalverantwortlichen zu starken strategischen HR-Business-Partnern zu entwickeln.

Welche Erfahrungen aus ihrer früheren Karriere sind für Sie bei Ihrer neuen Stelle von besonderer Bedeutung?

Sicherlich meine Erfahrung in der Umsetzung der Lean-Philosophie, denn «Lean» bedeutet immer auch Veränderungen für die Mitarbeitenden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Lean dann funktioniert, wenn man die Leute sorgfältig in den Change-Prozess einbezieht, Vorurteile anspricht und korrigiert und es schafft, anhaltende Begeisterung zu wecken. Ausserdem bin ich es als Frau, die bislang in einer «Männerwelt» tätig war, gewohnt, meine Anliegen zu vertreten.

HR-Adventskalender 2017

Für unsere Adventsserie 2017 haben wir mit HR-Fachleuten gesprochen, die im Jahr 2017 eine neue Stelle angetreten haben. Hinter einigen Adventstürchen warten auch Checklisten zum Thema «Stärke» und Buchverlosungen!

Welche Rolle sollte HR aus Ihrer Sicht im Idealfall einnehmen?

Ich sehe HR klar als wertschöpfenden Dienstleister, der mithilft, die Unternehmensziele zu erreichen. HR setzt hierzu auch seine Fähigkeit ein, Veränderungsprozesse im Unternehmen aktiv anzustossen und zu begleiten.

Als HR-Business-Partner können wir die Führungskräfte darin unterstützen, dass die richtigen Mitarbeitenden zur richtigen Zeit am richtigen Ort tätig sind. Gleichwertig dazu ist eine starke Personaladministration nötig, die die administrativen Arbeiten höchst professionell und möglichst automatisiert erledigt.

Was sind 2018 für Sie die brennendsten HR-Trend-Themen?

Sicher die intelligente Automatisierung und die Digitalisierung von administrativen Arbeiten im Sinne von HR 4.0. Das Thema «Mehrwert schaffen» ist für mich nach wie vor von hoher Bedeutung. Dazu zählt, altbekannte HR-Aufgaben wie beispielsweise das Mitarbeitergespräch zu modernisieren und an die Anforderungen eines modernen Betriebs anzupassen.

Vielleicht kein Trend, aber in der Gesundheitsbranche meiner Einschätzung nach zentral: Ein Spitalbetrieb muss und will zu Gunsten seiner Kunden fachlich und technologisch immer an der Spitze sein. Diese Grundhaltung der Innovation muss im Gesundheitswesen auch HR innewohnen.

Und der Fachkräftemangel ist weiterhin eine grosse Herausforderung. Hier müssen wir neue Strategien für die Gewinnung und Haltung von Fachkräften entwickeln – zum Beispiel mittels Lebensphasen-Modellen und verstärkter Attraktivität dank Interdisziplinarität.

Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden (KSB) beschäftigt über 2000 Mitarbeitende in sieben medizinisch-pflegerischen und drei administrativen Departementen.
Das KSB ist sowohl in Baden als auch an mehreren externen Standorten in Brugg, Limmatfeld und in Muri vertreten.

 

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