HR im Start-up

«Personalentwicklung passiert oft ad hoc»

Welchen Herausforderungen stehen Praktiker gegenüber, die im Start-up für HR-Themen verantwortlich sind? Manuel Aschwanden, CEO und Mitgründer des Optik-Unternehmens Optotune, spricht im Interview über Schwierigkeiten bei der Personalentwicklung und darüber, warum er Arbeitsplatzunsicherheit bei Start-ups für ein Vorurteil hält.

Herr Aschwanden, welche HR-Herausforderungen beschäftigen Sie derzeit?

Manuel Aschwanden: Optotune ist sowohl in der Schweiz wie auch an ihrem neuen Entwicklungs- und Produktionsstandort in der Slowakei stark am rekrutieren. Trotz der guten Anzahl an Bewerbungen bleibt es eine Herausforderung, die richtigen Mitarbeiter mit der richtigen Einstellung, dem passenden Drive und dem erforderlichen Wissen einzustellen. Eine weitere Herausforderung beim Rekrutieren ist, dass wir uns trotz hohem Zeitdruck genügend Zeit lassen, um den idealen Kandidaten zu finden.

Bei der Personalentwicklung besteht momentan die Herausforderung darin, dass viele Mitarbeiter in neue Rollen rutschen und sich in diesen zuerst zurechtfinden müssen. Da neben den operativen Aufgaben wenig Zeit für die Schulung bleibt, wird die Personalentwicklung oft ad hoc durch den Vorgesetzen gemacht, was sicher nicht ideal ist.

Wie veränderten sich Ihre HR-Herausforderungen mit dem Wachstum des Unternehmens? 

In der Aufbauphase, als wir als Firma noch keinen Namen hatten, war es viel schwieriger, gute Bewerbungen zu erhalten. Zudem hatten wir viel breitere Anforderungen an die ersten Mitarbeiter, vor allem im technischen Bereich. Heute ist die Herausforderung weniger, gute CVs zu erhalten, sondern eher, ein ausgewogenes Team von Spezialisten, Führungskräften und Projektleitern zusammenzustellen, welche sich ideal ergänzen.

Zudem ist es in der Wachstumsphase eine Herausforderung, die Kultur und Vision der Firma allen Mitarbeitern einzuflössen. Das Wachstum macht ein gutes operatives und strategisches HR immer wichtiger. Deshalb sind wir gerade daran, unser HR-Team auszubauen.

Wie gehen Sie mit den Startup-typischen Unsicherheiten gegenüber Ihren Mitarbeitenden um?

Ich glaube, dies ist ein reines Vorurteil. Ich würde sogar behaupten, dass eine Stelle in einem Start-up sicherer ist als in einem Grossunternehmen. Schauen sie nur mal, wie viele Grossunternehmen regelmässig Abbaurunden durchführen. Wir haben sehr viele Bewerbungen von ehemaligen Mitarbeitern von Grossunternehmen, die ihre Stelle wegen Sparrunden verloren haben.

Welche Bedeutung messen Sie der Entwicklung der Unternehmenskultur in Ihrem Unternehmen zu?

Wir haben eine einmalige Kultur, in der die Mitarbeiter sich gegenseitig wirklich helfen und gemeinsam hart für unsere Unternehmensziele arbeiten. Unsere Mitarbeiter schrecken vor schwierigen Aufgabestellungen nicht zurück und gehen diese mit einer positiven Einstellung an. Einer unserer Verwaltungsräte hat mal gesagt, dass Optotune nicht zu bescheiden ist, auch grosse Probleme anzugehen. Diesen Spirit aufrecht zu erhalten, ist eine der wichtigsten Ziele für die nächsten Jahre.

Wann und warum haben Sie begonnen, die HR-Aufgaben zu übernehmen?

Von Anfang an. HR ist eine der wichtigsten Aufgaben und wird für mich als CEO immer relevant bleiben.

Haben Sie einen HR-Hintergrund? Wie eignen Sie sich in Sachen HR Wissen an? 

Ich habe keinen HR-Hintergrund. Wir haben jedoch exzellente Mitarbeiter im HR, welche mir ihr Wissen «on the job» vermitteln.

Optotune

Optotune ist ein international tätiges Optik-Unternehmen mit Sitz in Dietikon, das im Medizin-, Industrie- und Konsumgütermarkt optische Komponenten entwickelt, produziert und verkauft. Optotune ist ein Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Das Unternehmen wurde 2008 gegründet. Es startete mit einem Team von drei Leuten und hat heute über 60 Mitarbeitende.

 

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