HR Today Nr. 3/2018: Diversity

«Wir wollen, dass sich niemand verstecken muss»

Um Diversity in der Unternehmenskultur zu verankern, arbeiten die Diversity-Verantwortlichen der Credit Suisse unter anderem mit Mitarbeiternetzwerken zu verschiedenen Themen. Das Hauptziel sei, Akzeptanz zu schaffen.

«Diversity and Inclusion ist keine Rocket Science. Doch ganz so einfach, wie es manchmal dargestellt wird, ist es dann eben doch nicht», sagt Cinzia De Martin Bär, die bei der Credit Suisse (Schweiz) AG zusammen mit Paula Langer verantwortlich ist für Diversity & Inclusion. «In einem grossen Unternehmen ist Vielfalt immer gegeben. Wichtig ist die ‹Inclusion›, die Integration aller. Unser Ziel ist, dass alle Mitarbeitenden die gleichen Chancen haben. Verschiedene Angebote sollen das fördern.»

Unter anderem arbeitet die «Diversity & Inclusion»-Fachstelle der CS dafür mit Mitarbeiternetzwerken. «Wir haben sieben Netzwerke für verschiedene Diversity-Dimensionen, etwa für Familie, Alter und LGBT», erklärt Langer. Diese Netzwerke organisieren als interne Communitys Events und Networking-Anlässe und bringen Themen auf den Tisch, die ihnen wichtig sind. «Wir wollen Diversity in unserer Kultur verankern – und die Kultur gestalten unsere Leute. Deshalb ist es essenziell, dass wir sie einbinden und dabei unterstützen, in den Netzwerken aktiv zu sein.»

LGBT-Netzwerk und Ally-Programm

Das LGBT-Mitarbeiternetzwerk «Open Network» gibt es in der Schweiz seit 2009. Heute hat es 300 Mitglieder. Es soll Anlaufstelle für Fragen von Mitarbeitenden und Führungspersonen sein und ist bei den Diversity-Massnahmen rund um das Thema LGBT federführend. So organisiert es beispielsweise Workshops und Trainings zu LGBT-nahen Themen, jüngst zum Thema «Partnerschaftsgesetz». Zusammen mit den LGBT-Mitarbeiternetzwerken in anderen Regionen hat das «Open Network» vergangenes Jahr zum ersten Mal einen gruppenweiten «Coming-out Day»-Event organisiert, bei dem über Videokonferenz alle Regionen zugeschaltet wurden. Das Thema «Coming-out am Arbeitsplatz» wurde auf diese Weise breit beleuchtet.

Neben dem «Open Network» gibt es seit 2015 ein LGBT-Ally-Programm. Also ein Netzwerk für «Verbündete» – für Nicht-LGBT-Menschen, die sich für LGBT-Themen einsetzen wollen.

Die Allys würden eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum gehe, die Offenheit gegenüber LGBT auf allen Ebenen des Unternehmens zu zeigen, sagt Langer und illustriert dies anhand eines simplen Beispiels: «Alle Mitglieder bekommen ein Mauspad mit der Aufschrift: Proud to be an Ally». Das sei zwar lediglich eine «Mini-Massnahme», jedoch eine «mit grosser Wirkung»: Die Mauspads lägen auf vielen Schreibtischen und würden so im Alltag die offene Haltung der Credit Suisse transportieren. In der Schweiz gebe es heute rund 1500 Allys und «jede Woche kommen neue hinzu».

Bei Diversity and Inclusion gehe es darum, Akzeptanz zu schaffen, sagt Langer. «Es geht nicht um Fördermassnahmen für einzelne, sondern darum, Grundvoraussetzungen zu schaffen, damit alle ihre beste Leistung erbringen können.»

Haltung zeigen durch Sponsoring

Diese Haltung der Credit Suisse soll nach innen und aussen gezeigt werden. Deshalb trat die Credit Suisse 2017 zum dritten Mal als Sponsorin des «Zurich Pride Festival» auf, dem grössten LGBT-Event der Schweiz. Auch die Mitarbeitenden der Credit Suisse können an der Zurich Pride teilnehmen. Langer: «2017 waren es doppelt so viele Teilnehmer wie im Jahr davor.»

Dass sich die Credit Suisse im Bereich Diversity and Inclusion auch für LGBT einsetzt, macht für De Martin Bär und für Langer aus verschiedenen Sichtweisen Sinn. Zuerst nennt Langer die Mitarbeitersicht: «Wir wollen, dass es unseren Mitarbeitenden gutgeht, dass sich niemand verstecken muss.» Dies wirke sich dann wiederum positiv auf das Unternehmen aus: Wer sich am Arbeitsplatz outen könne, arbeite produktiver und zeige sich gegenüber dem Arbeitgeber loyaler, sagt Langer. Nicht zu vergessen sei auch die Kundensicht: «Wir sind eine offene Bank und Arbeitgeberin, und das wollen wir zeigen.»

Cinzia De Martin Bär und Paula Langer arbeiten Teilzeit (80 und 70 Prozent) und teilen sich die «Diversity and Inclusion»-Fachstelle bei der Credit Suisse in der Schweiz.

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