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Drei Gründe, warum eine Kürzung des HR-Budgets in Krisenzeiten tabu ist

Infolge der Corona-Krise wird in vielen Unternehmen der Gürtel enger geschnallt. Häufig gehören HR-Abteilungen zu den ersten, die davon betroffen sind. Aber ist das wirklich sinnvoll? Es gibt gute Gründe, die dagegen sprechen.

Die Corona-Pandemie hat Unternehmen weltweit hart getroffen – auch in der Schweiz. Der Solarzellenbauer Meyer Burger etwa meldete fürs erste Halbjahr ein Minus von 38,6 Mio. Franken. Vergleichbare Beispiele aus diversen Branchen gibt es zuhauf. Kosten sparen ist in vielen Unternehmen daher das Gebot der Stunde. Besonders hart von diesen Budgetkürzungen betroffen sind nicht selten die Personalabteilungen.

Eine kürzlich von Personio durchgeführte Umfrage unter HR-Verantwortlichen bestätigt diesen Trend: Gut 40 Prozent der Befragten erwarten, dass ihnen in den nächsten 12 Monaten die Finanzmittel zusammengestrichen werden. Aus Sicht vieler Personaler gar nicht so einfach, denn eigentlich stellt Corona doch gerade sie vor ganz besondere Aufgaben. Die aktuelle Ausnahmesituation erfordert Antworten auf eine ganze Reihe von Fragen – von der Ausgestaltung einer Remote-first-Strategie über das Sicherstellen des Wohlergehens von Mitarbeitenden im Homeoffice und im Büro bis hin zu neuen Recruiting-Ansätzen im Umfeld eines veränderten Arbeitsmarktes.  

Doch wenn HR eine entscheidende Rolle bei der Krisenbewältigung einnimmt, ist es dann sinnvoll, an dieser Stelle den Rotstift anzusetzen? Mit diesen drei Gegenargumenten können Personaler im internen Budget-Poker punkten:

#1 HR kommt eine strategische Rolle zu

Personalabteilungen entpuppten sich spätestens seit dem Ausbruch von Corona als verlässliche Navigatoren auf unbekanntem Terrain. Von heute auf morgen stellten sie grundlegende Neuerungen von Remote Work über Remote Onboarding bis zu Kurzarbeit auf die Beine – all das nebst dem Tagesgeschäft.

Oder anders ausgedrückt: Spätestens Corona machte HR vom reinen Verwalter zum gestaltenden Macher. Viele der strategisch entscheidenden Fragen wurden in den letzten Monaten in der Personalabteilung beantwortet. Auch, und gerade weil Erfolg oder Misserfolg von neuen Geschäftsideen, die im Zuge der Krise entstanden sind, letztlich immer von den Menschen dahinter abhängen.

Dass eine strategische Rolle von HR essentiell für Widerstandskraft und Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens ist, sagt auch die Mehrheit der Personaler in der Personio-Umfrage. Wer hier kürzt, kürzt deshalb an der falschen Stelle.

#2 Die Arbeitgebermarke muss jetzt gestärkt werden

Zugegeben: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich durch Corona schlagartig verändert. Die Zahl der offenen Stellen in der Schweiz sank in den letzten Monaten deutlich und steigt erst seit kurzem wieder zögerlich an. Doch wer jetzt denkt, das Thema Employer Branding habe deshalb an Relevanz verloren, der irrt.

Gerade in der Krise sollten Unternehmen ihre Arbeitgebermarke unbedingt stärken. Das Ziel: Der Konkurrenz, die das Recruiting während der Pandemie eingestellt hat, einen Schritt voraus sein. Unternehmen, die jetzt mit Kandidaten weiter in Kontakt bleiben und aktiv vorarbeiten, werden später – wenn es schnell gehen muss – nicht in die Bredouille geraten.

Um hier am Ball zu bleiben und einen Talent-Pool aufbauen zu können, braucht es allerdings entsprechend Ressourcen. Ein Zusammenkürzen des HR-Budgets käme daher zur falschen Zeit.

#3 Digitale HR macht Unternehmen krisenfester

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass HR der Kern vieler Unternehmensprozesse ist: den Informationsfluss sicherstellen, das technische Setup organisieren und Personalprozesse am Laufen halten. Sie hat damit entscheidenden Einfluss auf die operative Effizienz und die Produktivität im Unternehmen.

Doch wenn Prozesse wie die Zeiterfassung analog oder via Excel-Tabellen abgebildet werden, raubt das wertvolle Arbeitszeit. Studien belegen, dass Personaler*innen durch digitale HR-Prozesse 20 bis 30 Prozent effizienter sind. Mitarbeitende und Führungskräfte profitieren ebenfalls, denn durch die Digitalisierung sparen sie die Hälfte der Zeit ein, die sie mit Personalverwaltung und Recruiting verbringen.

Gerade in der Krise ist diese Entlastung ein entscheidender Vorteil. Verantwortliche können sich so besser auf die akuten Herausforderungen konzentrieren. Im Umkehrschluss bedeutet das: Investitionen in eine digitalisierte HR-Abteilung machen das gesamte Unternehmen krisenfester.

Fazit

Der Impuls der Verantwortlichen, in der Krise Kosten sparen zu wollen, ist nachvollziehbar. Und doch hat gerade HR in den vergangenen Monaten immer wieder bewiesen, welch wichtige Rolle sie in der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen spielt. Statt blind Budgets zu kürzen, sollte deshalb lieber strategisch in die digitale HR-Infrastruktur investiert werden. Das beweist Weitsicht und bringt das Unternehmen auch besser durch die nächste Krise.

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Martina Ruiß ist Head of HR bei Personio. Der Software-Anbieter entwickelt All-in-One Software-Lösungen für Recruiting, Personalverwaltung und Lohnabrechnung.

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