Sprachkompetenz

Albaner, Portugiesen und Englischsprachige tun sich schwer mit der Integration

Gut ausgebildete Menschen sind im Grossraum Zürich sprachlich am besten integriert. Eine Studie belegt, dass Einwanderinnen aus Süd- und Südosteuropa diesbezüglich am schlechtesten angepasst sind. Wenig überraschend ist auch die Erkenntnis, dass sich Englischsprachige kaum Deutschkenntnisse aneignen. Denn sie müssen dies nicht. 

Zürich (sda/sr).  Je höher der Bildungsstand, desto grösser ist bei den Immigranten im Kanton Zürich die sprachliche Integration.

Am schlechtesten schneiden gemäss einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die Portugiesen und die Albanerinnen ab.

Untersucht wurden die Sprachkompetenzen der fremdsprachigen Bevölkerung im Auftrag der kantonalen Fachstelle für Integrationsfragen. 63 Prozent der Befragten gaben an, bei der Einreise in die Schweiz kein Deutsch gesprochen zu haben. 25 Prozent beherrschten die deutsche Sprache ein wenig und 11 Prozent gut bis sehr gut.

Interviews geführt hat die ZHAW mit 272 Personen, die seit 2006 beziehungsweise 2010 im Kanton Zürich ihren Wohnsitz haben. Berücksichtigt wurden dabei die meistverbreiteten Sprachgruppen im Kanton Zürich.

Oft zu wenig Zeit für Sprachkurse

Unter den aus Europa immigrierten Personen lernen gemäss der Studie diejenigen mit mittlerer Qualifikation am besten Deutsch - dies nicht zuletzt deshalb, weil dies den Berufseinstieg erleichtert. Diese Gruppe hat zudem mehr Zeit und Geld, um Kurse zu besuchen, während gering und hoch Qualifizierte aus beruflichen Gründen oft wenig Zeit für Deutschkurse haben.

Wenig qualifizierten Personen fehlt zudem oft die Lernerfahrung. Wenn sie Deutsch lernen, dann im Alltag und damit vor allem Schweizerdeutsch.

Bei den südamerikanischen Befragten nehmen die Deutschkenntnisse mit der Qualifikation zu. Auch Personen mit hoher Qualifikation brauchen in der Regel Deutsch, um den Einstieg in den Schweizer Arbeitsmarkt zu finden.

Am schlechtesten schneiden Personen aus dem portugiesischen Sprachraum ab. Sie sind oft gering qualifiziert, sprechen schlecht Deutsch, besuchen selten Deutschkurse und haben damit schlechte Integrationsvoraussetzungen.

Albanerinnen oft isoliert

Ebenfalls schlecht sei die Situation vieler Albanerinnen, heisst es in der Studie. Eine Mehrheit der Befragten sei sehr jung in die Schweiz gekommen, um hier einen bereits ansässigen albanischen Mann zu heiraten. Im Gegensatz zu den männlichen Befragten besuchten Albanerinnen zwar oft Deutschkurse, seien jedoch sehr isoliert und hätten wenig Freiraum, um ihre Sprache zu festigen.

Englischsprachige würden Deutsch lernen - müssen aber nicht

Sehr motiviert, Deutsch zu lernen, sind gemäss der Studie Personen aus dem englischsprachigen Raum. Nach fünf Jahren Aufenthalt in der Schweiz hatten 21 von 25 Befragten einen Deutschkurs besucht. Unklar ist allerdings, ob es sich hierbei um Einsteiger- oder Fortgeschrittenenkurse handelte und welche Erfolge in Sachen Sprachkompetenz diese Kurse zeitigten. Das Problem der meist hochqualifizierten Englischsprachigen liege bei den fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten, hält die Studie fest.

Englischsprachige hätten meist ein englischsprachiges Umfeld. Offen bleibt dabei, ob es sich hierbei um eine gewollte Abkapselung von der deutschsprachigen Gesellschaft handelt.

Zudem hätten sie selten beruflichen Druck zum Deutsch lernen. Die Englischsprachigen selbst gehen im Alltag davon aus, dass Schweizerinnen und Schweizer mit ihnen ohnehin viel lieber Englisch als Deutsch sprechen wollen.

Einwanderer-Kinder profitieren von Schweizer Schulsystem

Bern (sda/dpa). Den OECD-Ländern gelingt es in vielen Bereichen heute besser als noch vor zehn Jahren, Zuwanderer zu integrieren. Zu diesem Schluss kommt die am Montag veröffentlichte erste vergleichende Integrationsstudie der OECD. Das Schweizer Bildungssystem wird darin als für Zuwanderer-Kinder vorteilhaft bewertet.

In der Schweiz fällt auch der Bildungsunterschied (etwa im Leseverständnis) zwischen bereits im frühkindlichen Alter in der Schweiz eingeschulten Einwanderer-Kindern und jenen, die erst mit 11 Jahren ins Land gekommen sind, kaum ins Gewicht.

In ihrem Integrationsbericht über die "Fortschritte bei Bildung und Beschäftigung" stellt die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) jedoch fest, dass die Kinder von Immigranten in der Schweiz insgesamt ein tieferes Bildungsniveau aufweisen.

Demnach hätten bloss 31 Prozent der Kinder von Zugewanderten einen Hochschulabschluss, das sind 9 Prozent weniger als bei den Kindern von Personen, die in der Schweiz geboren wurden.

Allgemein misst die Organisation einer möglichst frühzeitigen Einschulung von Immigranten-Kindern in der Wahlheimat eine zentrale Bedeutung zu. Die Regierungen sollten die Migranten, die vorhaben, sich langfristig niederzulassen, dazu ermutigen, ihre Familie möglichst rasch nachkommen zu lassen. Denn laut OECD ist der Erfolg der Zuwanderer auf dem Arbeitsmarkt eng mit der Bildung verbunden.

Immer mehr hochqualifizierte Zuwanderer

Auch in der Schweiz findet sich der Bildungsunterschied auf dem Arbeitsmarkt wieder. Dort finden die Kinder von Zuwanderern im Schnitt weniger leicht Arbeit. Dafür sind insgesamt 75 Prozent der im Ausland geborenen Personen erwerbstätig, womit die Schweiz hier über dem OECD-Durchschnitt liegt.

Die Beschäftigungsraten für Migranten sind laut der Studie im vergangenen Jahrzehnt jedoch in fast allen OECD-Ländern gestiegen. 2010 lagen sie im Schnitt bei 65 Prozent und damit nur noch 2,6 Prozentpunkte tiefer als für Menschen ohne Migrationshintergrund.
Die Studie stellt weiter fest, dass der Anteil der Hochqualifizierten unter den Neuzuwanderern in der OECD zwischen den Zeiträumen 2000-2001 und 2009-2010 um fünf Prozentpunkte gestiegen sei. Besonders stark zeige sich dieser Trend in Deutschland, Dänemark, Luxemburg und den Niederlanden.

OECD-weit lebten 2010 ungefähr 110 Millionen Menschen in einem anderen als ihrem Geburtsland. Das entspreche etwa neun Prozent der Gesamtbevölkerung, teilte die Organisation mit. Mehr als ein Drittel dieser Zahl entfalle auf die USA. 

 

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