HR Today Nr. 12/2018: Authentizität

Ansteckend authentisch

Authentische Führungspersonen, die ihren Worten Taten folgen lassen, sind Vorbilder für ihre Mitarbeitenden. Indem sie klar kommunizieren, Vertrauen entgegenbringen und Freiräume 
ermöglichen, werden die Mitarbeitenden es ihnen durch Engagement danken.

Digitalisierung hin oder her: Was zählt, ist immer noch der Mensch. Technologische Fortschritte bieten zwar Hilfestellungen und schaffen neue Möglichkeiten in der Kommunikation und der Zusammenarbeit. Formalisierte Prozesse und raffinierte Tools sind jedoch in einer von ständigem Wandel geprägten Zeit keine Erfolgsgarantie.

Wer in dezentral organisierten Teams reüssieren will, muss die besten Talente für sich gewinnen und ihnen ein Umfeld bieten, in dem sie sich optimal entfalten können. Althergebrachte Hierarchien und Denkweisen sind dabei häufig eher hinderlich. Interessante Ansätze, wie man im heutigen dynamischen, interkulturellen und generationenübergreifenden Kontext ein Team oder ein Unternehmen leitet, finden sich beispielsweise in der Forschung oder im Sport. Sie alle betonen die Vorbildfunktion von Führungskräften.

Vertrauen schafft Freiräume

Gerade jüngere Mitarbeitende formulieren heute ganz selbstverständlich den Wunsch nach möglichst viel Eigenverantwortung. Diese ist nicht nur bezüglich Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch hinsichtlich des Unternehmenserfolgs ein Muss. Egal wie gut organisiert und vernetzt ein Unternehmen ist: Ohne die nötigen Freiräume für die einzelnen Mitarbeitenden ist es nur selten in der Lage, genügend schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Die Anleitung und die Kontrolle der Mitarbeitenden über verschiedene Standorte und Ländergrenzen hinweg sind sehr zeitintensiv.

Und in einem interkulturellen Umfeld auch kommunikativ anspruchsvoll. Damit Mitarbeitende den ihnen zur Verfügung stehenden 
Gestaltungsspielraum optimal nutzen und ihre Eigenverantwortung im Interesse des Unternehmens wahrnehmen können, müssen verschiedene Faktoren zusammenspielen.

Vorbild Führungskraft

In erster Linie braucht es von Seiten der Führungspersonen ein hohes Mass an Vertrauen gegenüber ihren Mitarbeitenden. Nur wenn diese wissen, was von ihnen erwartet wird und welche Ziele sie mit der Organisation erreichen sollen, können sie sich von sich aus einbringen. Die Vision des Managements für die Zukunft ihres Unternehmens sollte an der Unternehmenskultur spürbar sein – und im täglichen Miteinander gelebt werden.

Oder anders gesagt: Mitarbeitende müssen sich auf ihre Führungspersonen verlassen können. Dies verlangt von Vorgesetzten ein Maximum an Authentizität – das heisst, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lassen müssen. Nur wer sich an seinen Vorgesetzten orientieren kann, ist in der Lage, eigenverantwortlich Ideen und Lösungen zu entwickeln.

Ein faires Arbeitsumfeld inspiriert

Es genügt nicht, den Mitarbeitenden die mental nötigen Spielräume zu ermöglichen. Vorbildliche Führungspersonen regen ihre Mitarbeitenden zu Höchstleistungen an, indem sie ihnen ihr eigenes Engagement und ihre Begeisterung vorleben. Sie schaffen Rahmenbedingungen, die ein erfolgreiches Arbeiten fördern: Von fairen Arbeitsbedingungen über flexible Arbeitsmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zu klaren Karriereperspektiven und ausreichenden Ressourcen.

Auch wenn diese Punkte heute gern im Kontext mit den Erwartungen der Generation Y an ihre Arbeitgeber diskutiert werden: Sie müssen auch für erfahrene Arbeitnehmende selbstverständlich sein, schliesslich geht es um die Wertschätzung. Sie sollte für alle Arbeitnehmenden gleichermassen spürbar sein. Wer sich mit seinen Ideen, Fähigkeiten und Erfahrungen wahrgenommen fühlt, ist auch motiviert, sich entsprechend einzubringen.

Man gewinnt und verliert gemeinsam

Wo Ideen entstehen und Neues entwickelt wird, passieren selbstverständlich auch Fehler. Auch beim Umgang mit diesen sind Führungspersonen als Vorbilder gefragt: Indem sie Rückschläge konstruktiv bewältigen und Mitarbeitende beispielsweise ermutigen anstatt nur zu kritisieren, tragen sie massgeblich dazu bei, das Unternehmen als lernende Organisation aufzustellen. Fehler beruhen in der Regel ebenso wenig auf dem Tun einzelner Mitarbeitender wie Erfolge.

Letztere sind das Ergebnis einer gelungenen Teamleistung. Vorbildliche Führungspersonen sind sich dessen bewusst.

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Text: Rolf Butz

Rolf Butz, Geschäftsführer Kaufmännischer Verband Zürich.

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