HR Today Nr. 5/2020: Berufsbildung – Swiss TecLadies

Jung, weiblich, technikaffin

Technikerin zu werden ist immer noch ein Berufswunsch jenseits des Mainstreams. Das nationale Förderprogramm Swiss TecLadies hilft Mädchen deshalb, ihr technisches Talent spielerisch zu entdecken, und fördert sie mit einem Mentoring-Programm.

«Für mich war immer klar, dass ich einen technischen Beruf ausüben will», sagt Hauptmann Fanny «Shotty» Chollet, die erste Schweizer Militärpilotin einer F/A-18 Hornet und Botschafterin des Förderprogramms Swiss TecLadies. Aufgewachsen in einer Familie mit mehreren Piloten ist sie schon als Kind fasziniert von der Aviatik. Ein Flugzeug selbst zu pilotieren wird für Chollet aber erst mit 17 Jahren zum Thema. «Damals hörte ich zum ersten Mal von der Militärfliegerei.» Zielstrebig meldet sie sich am nächsten Tag über die Ausbildungsplattform bei der Schweizer Luftwaffe (SPHAIR). «Mein Traum von der Fliegerei ist Schritt für Schritt wahr geworden.»

Neben ihrer Affinität für Aviatik interessiert sich Chollet im Gegensatz zu vielen gleichaltrigen Frauen für Naturwissenschaften: «Im Gymnasium habe ich die Schwerpunkte Biologie und Chemie mit Vertiefung Physik gewählt.» Die Maturaarbeit schreibt sie gar in Mathematik. «Es begeisterte mich zu erforschen, wie die Welt und Technologien funktionieren.» Schon als Teenager nimmt sie deshalb jede Gelegenheit wahr, ihre Neugierde und ihren Wissensdurst in diesen Bereichen zu befriedigen – vom Robotik-Stage an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) über ein Astronomie-Stipendium eines Observatoriums bis hin zur Summer School in Raumfahrtingenieur-Wissenschaft im Ausland.

Stereotypen beeinflussen Berufswahl

Was für Fanny «Shotty» Chollet durch ihr technik­affines familiäres Umfeld völlig normal ist, erweist sich für viele junge Frauen als gewöhnungsbedürftig: «Mädchen trauen sich eine Ausbildung und Berufe in Technik und Informatik häufig nicht zu, selbst wenn sie dafür begabt sind», konstatiert Beat Schuler, Leiter Nachwuchsförderung bei der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) und Organisator des nationalen Förderprogramms Swiss TecLadies (siehe Kasten), das Mädchen ermöglicht, ihre technische Affinität zu entdecken und auszubauen.

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Gründe für die fehlenden weiblichen Tech-Talente ortet Beat Schuler bei den gesellschaftlich stark ausgeprägten Geschlechterstereotypen: «Viele Mädchen werden von der Familie und der Schule in der Technik oder Informatik nicht genügend gefördert. Sie haben häufig keine Ahnung, wie entsprechende Berufsbilder, Zukunfts- oder Karriereperspektiven aussehen könnten.» Daneben besteht in der Wirtschaft immer noch Handlungsbedarf, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. «Es fehlt zudem an weiblichen Rollenbildern, um diese Stereotypen zu überwinden.» Etwa solche wie Hauptmann Fanny «Shotty» Chollet, die sich als Botschafterin für Swiss TecLadies stark macht. Der Tatsache, dass Technikerinnen als Ausnahmetalente gefeiert werden, kann sie nichts abgewinnen: «Es sollte nichts Aussergewöhnliches mehr sein, dass Frauen in technischen Berufen arbeiten.»

Selbstvertrauen stärken

Um technische Talente zu identifizieren, veranstaltet Swiss TecLadies eine Online-Challenge. Teilnehmen können Mädchen wie Buben. «Für das anschliessende neunmonatige Mentoring-Programm können sich indes nur Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren bewerben, die diese Online-Challenge herausragend abgeschlossen haben», informiert Beat Schuler. Dieses beinhaltet Workshops und Besichtigungen unterschiedlichster technischer Betriebe, Forschungszentren sowie Hochschulen. Ferner begleiten qualifizierte Mentorinnen die Mädchen, um ihnen ihre Arbeitswelt näherzubringen und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. «Die Erfahrungen der letztjährigen ersten Durchführung mit 50 Mentees und Mentorinnen hat gezeigt, dass dieser Kontakt für beide Seiten sehr positiv ist», bilanziert Schuler.

Dem kann Hauptmann Fanny «Shotty» Chollet nur zustimmen, die den weiblichen Tech-Talenten Folgendes mit auf den Weg gibt: «Seid immer gut vorbereitet, vertraut auf euch selbst und wenn ihr einen Traum habt, verfolgt diesen bestmöglich bis ans Ziel.» Was wünscht sich Chollet von den Arbeitgebenden? «Dass im Berufsumfeld künftig nur die Kompetenzen zählen.»

Swiss TecLadies

Das Förderprogramm will das Interesse für MINT-Disziplinen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bei Jugendlichen wecken und technisch begabte Mädchen gezielt fördern. Dazu veranstaltet die Organisation eine Online-Challenge. Diese umfasst 26 Fragen und kann bis zum 10. Juni 2020 auf dem Smartphone, Tablet oder Computer gespielt werden. tecladies.ch

Online-Challenge Swiss TecLadies: online-challenge.ch

 

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Christine Bachmann 1

Christine Bachmann ist Chefredaktorin von Miss Moneypenny. cb@missmoneypenny.ch

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