BGM Special 2020

Die psychische Gesundheit von Jugendlichen im Betrieb

Der Job-Stress-Index von Gesundheitsförderung Schweiz zeigt, dass junge Arbeitnehmende mehr unter Stress leiden als ältere. Das hat weitreichende Folgen für die Gesundheit sowie für die gesamte Volkswirtschaft. Gezielte Angebote für Jugendliche im Betrieb können hier Abhilfe schaffen.

Die Ursache für eine Berufsunfähigkeit ist in den meisten Fällen eine psychische Erkrankung. In den vergangenen zehn Jahren hat sich dieser Trend sogar noch verstärkt. Was besonders beunruhigend ist: Psychische Krankheiten treten in jungen Jahren immer öfter auf.

Eine psychische Krankheit führt nicht nur zu viel Leid, sondern vielfach immer noch zu sozialer Ausgrenzung und zu langfristigen wirtschaftlichen Einbussen. Der Wiedereinstieg ins Berufsleben ist für die betroffenen Personen besonders schwierig. Der Start ins Berufsleben kann so für viele Jugendliche zum Albtraum werden.

Volkswirtschaftliche Bedeutung

Wenn Junge schon kurz nach dem Einstieg ins Arbeits­leben bereits auf (Teil-) Leistungen der IV angewiesen sind und ihre Produktivität anschliessend ein Leben lang eingeschränkt bleibt, wird das auch für die Allgemeinheit sehr belastend.

Um erfolgreich Gegensteuer zu geben, muss man mögliche Ursachen für diese Entwicklung kennen. Allgemein gilt für psychische Leiden, dass die therapeutischen Angebote zu wenig oder zu spät in Anspruch genommen werden. Die Angst vor Stigmatisierung spielt hier nach wie vor eine grosse Rolle. Ein Grund dafür könnte auch fehlendes Wissen hinsichtlich der Versorgungsangebote sein.

Aus präventiver Sicht stellen wir zudem fest, dass Jugendliche im Arbeitsprozess stärker von Stress betroffen sind als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen. Das zeigen die Resultate des Job-Stress-Index von Gesundheitsförderung Schweiz. Für uns Grund genug, ein besonderes Augenmerk auf diese Zielgruppe zu richten.

Verantwortung bei den Unternehmen

Was die psychische Gesundheit angeht, tragen die Unternehmen eine grosse Verantwortung für ihre Auszubildenden. Allerdings darf nicht erwartet werden, dass jedes Unternehmen über die notwendige Fachexpertise zu diesem Thema verfügt. Deshalb soll unser Angebot FWS Apprentice die Berufsbildungsverantwortlichen in den Unternehmen über die Aspekte der psychischen Gesundheit informieren und sie im Umgang damit stärken.

Wichtig ist uns auch die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen, um gesundheitsfördernde Massnahmen für Jugendliche anzubieten und umzusetzen. Ganz nach dem Motto «BGM für Körper und Geist» arbeiten wir bei FWS Apprentice eng mit der Suva und mit dem Seco zusammen.

Corona fördert psychische Erkrankungen

Die psychische Gesundheit von jugendlichen Arbeitnehmenden wird uns auch in Zukunft fordern. Gemäss einer neuen Studie der WHO könnten Ungewissheit, Angst, Isolation und wirtschaftlicher Aufruhr infolge der Corona-Krise zu einem massiven Anstieg schwerer psychischer Erkrankungen führen – und zwar insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Die Autoren der Studie sehen die psychische Gesundheit ganzer Völker in Gefahr und fordern ein umgehendes Handeln.

 

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Prof. Dr. Thomas Mattig ist seit 2007 Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz. In dieser Funktion engagiert er sich für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung. Neben seiner Tätigkeit bei Gesundheitsförderung Schweiz unterrichtet er als Titularprofessor an der Medizinischen Fakultät der Universität Genf. Er ist Autor mehrerer Werke und publizierte zuletzt das Buch «Healthy Economy – Neue Denkformen für eine gesunde Wirtschaft» im Verlag Neue Zürcher Zeitung.

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