Erfolgreiche Power-Posen in Job-Interviews
Job-Interviews stellen für die meisten Menschen äusserst stressige Situationen dar. Es überrascht daher wenig, dass es mittlerweile zahlreiche Ratgeber für sogenanntes «Impression Management» gibt. Doch geschulte Interviewer erkennen meist deren Strategien, wodurch dessen Vorteile häufig nivelliert werden.
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Mit welch einfachen Mitteln man sich dennoch in Job-Interviews einen Vorteil verschaffen kann, zeigen Amy Cuddy und Caroline Wilmuth, beide Harvard University, Dana Carney, UC Berkeley, und Andy Yap von INSEAD. Die Forscher untersuchten, ob Power Posing, also das Einnehmen einer machtvollen Pose, kurz vor dem Job-Interview einen positiven Effekt auf die Selbstdarstellung und auf die Beurteilung der Bewerber durch die Interviewer hat.
Dazu führten sie ein Experiment mit 61 Studierenden durch. Die Probanden sollten in einem simulierten Interview für ihren Traumjob die Frage beantworten, warum sie mit ihrer Persönlichkeit, ihren Erfahrungen und Qualifikationen die Richtigen für den Job sind. Kurz vor den Interviews wurden die Probanden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine Gruppe fünf Minuten lang eine machtvolle Pose – also einen festen, breiten Stand mit den Händen in die Hüfte gestemmt – einnehmen sollte, nahm die zweite Gruppe über den gleichen Zeitraum eine Niedrig-Status-Pose mit hängenden Schultern sowie verschränkten Armen und Beinen ein.
Training lohnt sich
Es zeigte sich, dass die Interviewten, die zuvor eine machtvolle Pose eingenommen hatten, deutlich besser bewertet wurden – sie wirkten gelassener, strahlten mehr Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten aus und wirkten enthusiastischer.
Die positive Wirkung entfaltet sich über drei Mechanismen: Erstens führt das Gefühl von Macht zu zielführenderem Verhalten, wodurch man bei anderen als organisierter und intelligenter wahrgenommen wird. Zweitens fühlt man sich optimistischer und positiver, weshalb man auf andere enthusiastischer und konfidenter wirkt.
Testosteron hilft
Drittens wirkt es hormonell: Das Testosteron steigt, während das Cortisol sinkt. Dadurch wirkt man durchsetzungsstärker, gelassener und weniger gestresst.
Bewerber profitieren von den Erkenntnissen, da sie nun wissen, wie sie die Vorteile machtvoller Posen zu ihrem persönlichen Vorteil nutzen können, ohne dabei der Gefahr ausgesetzt zu sein, sich als Bewerber nicht rollengemäss zu verhalten. Denn würde man das machtvolle Gehabe nicht vorab allein und im stillen Kämmerlein, sondern im Bewerbungsgespräch an den Tag legen, würde sich dies wohl eher nachteilig auf die Beurteilung auswirken.