Expatriates

Expatriates: «Kulturelle Unterschiede erschweren die Integration»

Internationale Firmen schicken ihre Mitarbeiter rund um den Globus. Dabei werden sie nach Möglichkeit von den Unternehmen unterstützt. HR und Expatriates stossen aber auch auf Probleme. Vier Schweizer Firmen berichten von ihren Erfahrungen.

Der Industriekonzern Bühler mit Sitz in Uzwil ist in über 140 Ländern aktiv. Sowohl Entwicklung als auch Produktion sind auf die Bedürfnisse der Kunden in den jeweiligen Regionen abgestimmt. Deshalb rekrutiert Bühler in erster Linie vor Ort. «Wenn Mitarbeitende ins Ausland delegiert werden, muss dies im Interesse des Mitarbeitenden und des Unternehmens sein», sagt Kommunikationschefin Corina Atzli. Gründe können die persönliche Entwicklung eines Mitarbeitenden sein, oder spezifisches Know-how, das in einer Niederlassung benötigt wird, oder eine lokale Vakanz muss überbrückt werden.

Werden Mitarbeiter ins Ausland geschickt, kommt eine weltweit gültige Policy zum Einsatz. «Darin ist von der Entsendung, über Rechte und Pflichten, Details zum Umzug, Lösungen für die Familie bis zur Rückkehr alles festgelegt», sagt Corina Atzli. Vor Ort werden die Mitarbeitenden vom lokalen HR oder vom lokalen Management der Bühler Niederlassung betreut. Unterstützung erhalten sie in Fragen zu Visa, Wohnung, Sprachkurse, etc. Gerade bei Expats mit Familie werden auch immer Kontakte zu anderen Mitarbeitenden vermittelt, die in einer ähnlichen Situation leben.

Wichtig für die Expatriates sei es, die lokale Situation richtig einzuschätzen, die Regeln zu kennen und auch einzuhalten, erläutert die Bühler-Kommunikationschefin die Herausforderungen für die Expats. Schwierigkeiten gibt es manchmal bei der Integration: «Für eine Familie eines Expats ist das Einleben in einem neuen Land oft schwierig, während der Mitarbeitende selbst rasch in der Arbeitswelt absorbiert ist.» Auch sei generell festzustellen, dass die Rückkehr ins Heimatland nicht immer einfach ist. Manchmal sei auch kein passender Job frei.

Politische Unruhen als Schwierigkeit

Der Zementhersteller Holcim arbeitet mit einer lokalen Agentur zusammen, um seine Expatriates zu betreuen. «Diese hilft bei der Wohnungssuche, der Anmeldung, der Eröffnung von Bankkonti und nicht zuletzt bei der Integration», sagt Gerhard Müller, Head Daily Operations.

Auch die rund 300 Holcim-Mitarbeiter im Ausland haben gelegentlich mit kulturellen und familiären Schwierigkeiten zu kämpfen. Zum Beispiel in Nigeria oder der Elfenbeinküste bereiten die politischen Unruhen den Mitarbeitern Mühe. «Im schlimmsten Fall wird der Mitarbeitende zurückgeholt», sagt Müller.

Das HR stösst ebenfalls auf Probleme. Da Holcim-Niederlassungen teilweise im Dschungel angesiedelt sind, sei es manchmal schwierig, Mitarbeiter zu finden, die gewillt seien, dorthin zu gehen. Auch Arbeitsbewilligungen sind oft nicht leicht zu erhalten - auch in der Schweiz. «Für gewisse Ausländer gibt es Kontingente, wenn die erschöpft sind, wird es schwierig», erläutert Müller.

Integration der Partner wichtig

Beim Pharmakonzern Roche werden die Leute im Auslandeinsatz hauptsächlich lokal betreut. Die Expats werden bei der Eingliederung in den Alltag unterstützt. Konkret erhalten die Mitarbeitenden eine Führung vor Ort, werden bei der Wohnungssuche unterstützt sowie bei der Suche nach geeigneten Schulen und Kindergärten. Auch bei der Erledigung von Formalitäten mit den lokalen Behörden erhalten die Mitarbeiter im Ausland Hilfe.

Für Roche-Mitarbeiter kann die Landessprache eine Herausforderung darstellen. Ein Problem besteht aber auch darin, adäquate Arbeit für den mitreisenden Partner zu finden. «Die Familien spielen bei so einem Wechsel eine grosse Rolle. Deshalb ist es uns wichtig, dass sich die ganze Familie wohlfühlt», sagt Mediensprecherin Silvia Dobry. Aus diesem Grund wird dem Lebenspartner bei der Jobsuche und der persönlichen Eingliederung Unterstützung angeboten.

Bürokratie hinderlich

Beim  Versicherer Zurich mit Hauptsitz in Zürich gibt es ebenfalls Policen für Expats, je nach dem, ob sie ein langfristiges oder kurzfristiges Engagement haben. Auch die Zurich bietet ihren Mitarbeitern im Ausland Unterstützung an. Sie hilft bei der Suche nach einer Wohnung, Schulen für die Kinder, stellt ein Budget für die Partner auf und organisiert Events für die Partner, um deren Integration zu erleichtern.

Wie Bühler stellt auch der Versicherer fest, dass die Integration für den Mitarbeiter stets einfacher ist als für Ehepartner und Kinder. Der Mitarbeiter ist durch die tägliche Arbeit absorbiert, während sich die Familie an die neue Umgebung und  Kultur anpassen und neue Freunde finden muss. In manchen Ländern erschwerten zudem kulturelle Unterschiede und Bürokratie die Integration, erläutert Martina Badrutt, Head of Global Mobility, Group HR bei Zurich.

Die Bürokratie macht HR und Expats in manchen Ländern zu schaffen, etwa wenn sich die Beschaffung von Visa und Arbeitserlaubnis als beschwerlich erweist und in die Länge zieht. Schwierigkeiten bereiten den Mitarbeitern im Ausland gelegentlich auch sprachliche oder kulturelle Barrieren oder eben die Integration der Familie. «Ein Umzug ins Ausland kann für Partner schwierig sein, besonders wenn sie dafür ihren eigenen Job aufgeben mussten», erklärt Martina Badrutt.

Die Schweiz würden Expats übrigens sehr schätzen, meint Martina Badrutt. Die Schweiz sei ein wunderschönes, sicheres Land mit hoher Lebensqualität.

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