Inter- und multinationale Teams entwickeln

Im Zuge der Globalisierung werden Arbeitsteams immer internationaler und die Zusammenarbeit sowie Kommunikation zunehmend digitalisiert. Das hat neue Herausforderungen im Bereich Teamentwicklung zur Folge.

 

Noch vor wenigen Jahren sprach man primär von einem inter- oder multikulturellen Team, wenn in einer Abteilung eines Unternehmens Menschen aus verschiedenen Kulturen arbeiteten. Heute hingegen wohnen und arbeiten die Teammitglieder oft über die ganze Welt verteilt. Zudem sind an die Stelle fester (Arbeits-)Teams häufig lose Kooperationen und Projektgruppen auf Zeit getreten.

Dadurch haben sich auch die Anforderungen an die sogenannten Cross-Cultural-Trainings verändert. Früher waren Entwicklungsmassnahmen für feste Teams an einem Standort gefragt, heute sind es vermehrt interkulturelle Trainings. Statt eines Cross-Cultural-Trainings, das ihre deutschsprachigen Mitarbeiter fit für das Business mit Japan machen soll, planen die Unternehmen also zum Beispiel ein Online-Training, an dem neben Deutschen, Schweizern und Österreichern auch Japaner oder Amerikaner teilnehmen. Immer häufiger nehmen zudem auch Kooperationspartner wie Kunden, Lieferanten oder externe Dienstleister an den Trainings teil.

Das Arbeiten in multinationalen Teams ist ungewohnt

Doch das kann auch Probleme verursachen: Manche Teammitglieder fühlen sich von dieser Art der Kooperation, bei der man sich, wenn überhaupt, nur selten persönlich trifft, überfordert. Zu Recht, denn wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Ländern leben zusammenarbeiten, steigt der Koordinierungsbedarf. Ausserdem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen. Dadurch entsteht zuweilen der Eindruck, multi-kulturelle Teams seien per se ineffizienter.

Geht es nach der kanadischen Organisationspsychologin und Wissenschaftlerin Nancy J. Adler, ist dem jedoch nicht so. Sie stellte unter anderem fest, dass kulturell gemischte Teams das Potenzial haben, besser zu performen als solche mit demselben kulturellen Background und dass aus unterschiedlichen Sichtweisen und Herangehensweisen bessere Lösungen resultieren.

Potenzial der Teams oft nicht ausgeschöpft

Dieses Potenzial wird aber oft nicht abgerufen. Doch wie können Unternehmen dafür sorgen, dass multinationale Teams ihr Potenzial entfalten? Zum Beispiel mit Geduld. Es dauert nun in der Regel einige Zeit, bis ein neu formiertes Team gut kooperiert. Auf eine erste Phase der Euphorie folgt meist eine Phase der Ernüchterung – die sogenannte Storming-Phase. Inter- und multinationale Teams fällt es dabei häufig schwer, ohne externe Hilfe wieder rauszukommen und in die dritte Teamentwicklungsphase, in das sogenannte Norming, zu gelangen.

Die Reibereien in der Storming-Phase resultieren aus unterschiedlichen Vorstellungen, wie gearbeitet werden sollte. So werden zum Beispiel in den verschiedenen Kulturen Fragen wie «In welcher Reihenfolge sollten Aufgaben erledigt werden?» oder «Wie gehen wir mit Fehlern oder Problemen um?» sehr unterschiedlich beantwortet. Besteht diesbezüglich in einem Team Unklarheit, sind Verunsicherung und Enttäuschung gross. Dies gilt insbesondere für Teams, in denen Personen aus eher konfliktscheuen Kulturen wie zum Beispiel Japan mit Konfliktfreudigen wie Deutschland kooperieren sollen.

Teamspirit und die Performance steigern

Nachfolgend einige Tipps, was Teamleader und -mitglieder beachten und tun sollten, damit ihr inter- oder multinationales Team von der Storming-Phase in die Norming- und dann in die Performing-Phase gelangt.

  1. Seien Sie neugierig und lernen Sie sich persönlich kennen. Führen Sie mit Ihren Kooperationspartnern auch private Gespräche. Gemeinsamkeiten zu finden, hilft beim Vertrauensaufbau und Vertrauen ist die Basis für eine gute Kooperation.
  2. Sprechen Sie über die Unterschiede in der Arbeitsweise.
  3. Es ist wichtig, die Art zu arbeiten des Gegenübers zu erkunden und schätzen zu lernen. Führen Sie als Teamleader zum Beispiel Kurzworkshop zum Thema «Andere Arbeitsweisen schätzen lernen» durch.
  4. Es gibt nicht die eine, richtige Arbeitsweise. Personen, die international erfolgreich arbeiten, sind sehr tolerant bezüglich der Arbeitsstile. Sie verstehen und akzeptieren nicht nur, dass man Aufgaben unterschiedlich lösen kann, sondern integrieren mit der Zeit auch Elemente davon in ihren eigenen Arbeitsstil und werden dadurch kooperationsfähiger und verhaltensflexibler.
  5. Seien Sie bereit, neue Elemente in Ihren Arbeitsstil zu integrieren. Begreifen Sie die Begegnung mit dem für Sie Neuen als Chance, ausgetretene Pfade zu verlassen.
  6. Erkunden Sie, wie Sie in der Gruppe gut kommunizieren können.
  7. Insbesondere die Kommunikation ist in den Arbeitskulturen sehr verschieden. Deutsche sind beispielsweise dafür bekannt, heikle Themen sehr direkt anzusprechen, während sich zum Beispiel Ost-Asiaten und Südamerikaner ihnen eher über Umwege nähern. Deshalb sollten alle im Team trainieren, was es in der jeweils anderen Kultur zum Beispiel beim Delegieren von Aufgaben, beim Feedback geben, beim Einordnen von Informationen zu beachten gilt.

 

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Ulrike Fröhlich ist studierte Volkswirtschaftlerin, Soziologin, Japanologin und Inhaberin der Managementberatung Understanding Japan in Weil am Rhein. understanding-japan.de

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