Keine standardisierten Karrierewege
Regional HR-Leader Kasper Smith etabliert mit seinem Team am Schweizer Tupperware-Products-Hauptsitz eine neue Organisationskultur. Was ihn sonst umtreibt.
(Von links): Elvira Iljazovic, HR Site Lead & Payroll Administrator; Julia Lucius, Regional HR Specialist, EMEA; Kasper Smith, Regional HR-Leader, EMEA. (Foto: Aniela Lea Schafroth)
Tupperware lebt vom Direktverkauf und der Kundeninteraktion. Inwiefern hatte die Corona-Pandemie Einfluss auf Ihr Geschäftsmodell?
Kasper Smith: Die Pandemie veranlasste uns, über unser Geschäftsmodell nachzudenken. Die Erkenntnis: Unsere Kundinnen und Kunden bevorzugen verschiedene Kanäle, um einzukaufen. Daher entwickeln wir uns zu einem Multi- und Omni-Channel-Unternehmen, das die direkten Vertriebskanäle jedoch weiterhin nutzt, um alle Tupperware-Fans zu erreichen.
Was bedeutet das für Ihre Mitarbeitenden, aber auch für das Unternehmen?
Um zu expandieren und neue Vertriebskanäle zu erschliessen, sind neue Fähigkeiten und zusätzliche Talente gefragt. So benötigen wir nebst unseren Direktvertrieb-Kernkompetenzen auch digitale, Einzelhandels- und B2B-Kompetenzen.
Wer bei Tupperware ist, «arbeitet, wann und so viel er möchte, ist selbstständig und gleichzeitig Teil eines Teams». Wie halten Sie den Teamgedanken aufrecht?
Jeder bei Tupperware weiss, dass niemand allein erfolgreich sein kann. Selbst die Besten und Fähigsten sind nur erfolgreich, weil sie die Kunst der Kooperation und Zusammenarbeit beherrschen.
Wie und wo rekrutieren Sie Mitarbeitende?
Wir rekrutieren über Online-Stellenbörsen und arbeiten mit internen Talenten, Wiedereinsteigenden und Mitarbeiterempfehlungen. Aufgrund unserer geplanten geschäftlichen Veränderungen akquirieren wir in neue Talente in über 23 Märkten der EMEA-Region.
Was tun Sie, um Mitarbeitende lange zu halten?
Wir schaffen eine gute Arbeitsumgebung und attraktive Arbeitsbedingungen. So haben wir erst kürzlich mehrere Initiativen ins Leben gerufen, welche die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden steigern sollen. Eine davon ist «Friday Unplugged»: Dieser fordert Mitarbeitende auf, Meetings an Freitagen zu vermeiden, um möglichst produktiv zu arbeiten, damit alle, sobald die Arbeit erledigt ist, ins Wochenende abdüsen können. Das Führungsteam schenkte den Mitarbeitenden zudem die letzte Jahreswoche, damit sich alle nach diesem rasanten Jahr erholen konnten.
Tupperware unterstützt die Mitarbeitenden «auch in ihrer Karriere». Was bedeutet das?
Die Ziele und Wünsche jedes Einzelnen für seine künftige berufliche Entwicklung sind einzigartig. Deshalb nehmen wir uns viel Zeit, diese in Gesprächen zu erkunden. Wir glauben nicht an standardisierte Karrierewege. Zudem nutzen wir «LinkedIn Learning». Eine tolle Ressource, um Fähigkeiten aufzubauen oder sich für den nächsten Karriereschritt vorzubereiten.
Was zeichnet Ihr Team aus?
Wir befinden uns in einer Teamentwicklungsphase – wir necken uns gegenseitig mit Freundlichkeit und Fürsorge über MS Teams oder Zoom und unterstützen uns gegenseitig, wann immer wir können. Wir engagieren uns zudem auf unprätentiöse Weise für eine gemeinsame Sache und wissen instinktiv, wie wir uns gegenseitig ergänzen. Zudem sind wir transparent in Dingen, bei denen wir als einzelne Mitarbeitende weniger gut sind. Das erfordert Mut, macht uns aber auch stark.
Welche Themen beschäftigen Sie ausserdem?
Welche Organisationskultur wollen wir in unserer neuen Tupperware-Organisation in der EMEA-Zentrale in Root etablieren, in der 50 neue Mitarbeitende zusammenkommen? Das ist HR-Arbeit auf der grünen Wiese. In unserem Berufsleben haben wir nur selten die Gelegenheit, an einem solchen Aufbau mitzuwirken.
Unternehmensbiografie
Earl S. Tupper gründete die «Tupperware Corporation» im Jahr 1944. Die ersten Lebensmittelbehälter mit hermetisch schliessenden Deckeln konnte er jedoch erst nach Kriegsende produzieren: die sogenannten «Wonderbowls». Da deren Funktionsweise erklärt werden musste, beschloss Tupper gemeinsam mit Vizepräsidentin Brownie Wise, die Produkte 1951 im Direktverkauf zu vertreiben. So entstanden die ersten Tupperware-Vorführungen. Tupperware ist heute ein eigenständiges Unternehmen, dessen Aktien seit 1996 an der New Yorker Börse kotiert sind.