«Menschen können Trends setzen und HR-Leute können sie darin coachen»
Das HRM kann in der Frage nach der ökologischen Ausrichtung von Unternehmen einen entscheidenden Beitrag leisten, meint der Trendbeobachter Adjiedj Bakas. Er plädiert dafür, dass HR-Mitarbeiter Kreativität und Umdenken fördern und nicht immer mehr von den gleichen Mitarbeitenden einstellen: «Mehr schwarze Schwäne», lautet sein Motto.
Adjiedj Bakas
Die gegenwärtige Wirtschaftskrise markiert den Übergang ins Zeitalter der «Greentech», einer Kombination aus Technologien und Erfindungen, welche die Unternehmen veranlasst, nachhaltiger zu wirtschaften. In dieser Übergangsphase könnte der HR-Bereich in den Unternehmen eine wichtige Rolle übernehmen, meint der Trendbeobachter Adjiedj Bakas, der kürzlich eine Buchreihe zu diesem Thema veröffentlicht hat. In seinem Werk «Beyond the Crisis», von Chinas grösster Tageszeitung China Daily als «visionärstes Buch zum aktuellen wirtschaftlichen Übergang» bezeichnet, schreibt Bakas, dass HR-Leute die Führungskräfte ihrer Unternehmen darüber informieren sollten, welche Massnahmen wirklich ökologisch und welche nur Märchen sind. «Wer meint, der Energiemix der Zukunft komme ohne Kernkraft aus, der glaubt an Märchen. Windkraftanlagen werden nicht vom Wind angetrieben, sondern von Subventionen. Unternehmen sollten ihre Energiepolitik für die nahe Zukunft auf Tatsachen und nicht auf politische Ideologien abstützen. HR-Leute können in dieser Frage den Unterschied ausmachen», erklärte Bakas auf der «Zukunft Personal», Europas grösster HR-Fachmesse in Köln am 24. September.
«Menschen müssen leistungsorientierter geführt werden»
«Durch Umgestaltung der Arbeit, die den Mitarbeitern ermöglicht, beispielsweise an zwei Tagen pro Woche zu Hause zu arbeiten, können beispielsweise die Energiekosten der Unternehmen gesenkt werden», sagt er. «Die Leute fahren weniger, verbrauchen weniger Öl, ihre Autos erzeugen weniger CO2-Emissionen, und die Unternehmen kommen mit 30 Prozent weniger Büroraum aus, sodass sie in diesen Krisenzeiten beträchtliche Einsparungen erzielen. Ausserdem haben Frauen, die teilweise zu Hause arbeiten, mehr Kinder, die das alternde Europa dringend benötigt. Mit dieser Arbeitsweise können sie Arbeit und Privatleben besser miteinander in Einklang bringen. Selbstverständlich braucht es dazu auch einen anderen Führungsstil. Man kann die Leute nicht ständig kontrollieren, deshalb müssen sie anders, das heisst leistungsorientierter, geführt werden. Und das Coaching findet in anderer Form statt. Der Einsatz neuer Technologien, darunter Digital Immigrant und Hologramme, hat ebenfalls deutliche Auswirkungen auf die Energie- und Verschmutzungsagenda der Unternehmen.»
Adjiedj Bakas plädiert leidenschaftlich dafür, dass HR-Mitabeiternde in ihren Unternehmen Kreativität und Umdenken fördern. «Stellen Sie nicht nur weisse Schwäne ein, wenn Sie an weisse Schwäne gewöhnt sind. Ein vereinzelter schwarzer Schwan beweist, dass Schwäne verschieden und dennoch gleich sein können. Machen Sie Mitgestaltung möglich, sodass Konsumenten als Prosumenten mit Ihnen zusammenarbeiten, und steigen Sie in neue Geschäftsfelder ein, in denen Sie noch nie zuvor tätig waren.» Bakas lobt etwa das Joint-Venture zwischen Volkswagen und dem Stromanbieter Lichtblick, das den Einbau von Mini-Kraftwerken in Wohnhäusern vorsieht. Auf diese Weise kann jeder Haushalt seine eigene Energie erzeugen, ohne auf grosse Energieunternehmen angewiesen zu sein. «Diese Denkweise der VW-Mitarbeiter wurde durch die dortigen HR-Leute gefördert. In vielen Unternehmen regen HR-Mitarbeiter noch nicht zum Umdenken an, doch das VW-Beispiel könnte Schule machen.»
«Lassen Sie uns noch heute damit beginnen»
In seinen Büchern «World Megatrends» und «Living without Oil» (Letzteres zusammen mit Rob Creemers verfasst) fordert Adjiedj Bakas eindringlich, dass sich Unternehmen von fossilen Brennstoffen unabhängig machen, auch wenn es aufgrund der Fakten von diesen Brennstoffen weltweit nach wie vor genug gibt. «Die Steinzeit endete nicht, weil die Steine aufgebraucht waren, sondern weil die Menschen beschlossen, etwas anderes als Steine zu verwenden. Das Ölzeitalter sollte enden, weil die Menschen beschliessen, fortan etwas anderes als Öl zu verwenden. Wir können diese Krise für den Übergang in eine neue Energieökonomie nutzen, wie es China zurzeit tut. Ich komme eben aus China zurück, wo heute 100 Millionen Elektrofahrräder verkehren, während noch vor zwei Jahren keine zu finden waren. Wahrlich eine unglaubliche Leistung. Menschen können Trends hervorrufen, Trends setzen, und HR-Leute können sie darin coachen. Lassen Sie uns noch heute damit beginnen!»
Der Gesprächspartner
Adjiedj Bakas wurde 2009 zum «Trendwatcher of the Year» gekürt und war 2008 der «Black Businessman of the Year». Er ist in Amsterdam zu Hause und u.a. Dozent an der renommierten London School of Economics (LSE).
Kontakt: www.bakas.com