Messbarkeit Coaching

Neue Denk- und Verhaltensmuster für den effizienten Einsatz des Personals

Ein Team an der ETH Zürich hat sich mit dem «Best Year Yet»-Programm erfolgreich weiterentwickelt. Diese Methode hebt sich von anderen ab, indem sie die Verantwortlichkeit des Teams und jedes Einzelnen in den Vordergrund stellt. Ein Grossteil der Ergebnisse wurde praktisch ohne Zutun des Topmanagements erarbeitet. Hier die Sicht der Führungsperson.

«Unsere Mitarbeitenden sind unsere wichtigste Ressource» – kaum ein Unternehmen würde dieser Aussage nicht uneingeschränkt zustimmen. Millionen werden für die Entwicklung und Schulung dieser Ressource aufgewendet, damit die festgelegten Aufgaben immer schneller und effizienter bewältigt werden. Trotz all diesen Bemühungen sehen sich Unternehmen jedoch noch immer mit einer erstaunlichen Fülle an Problemen konfrontiert: gebremstes Wachstum, ausufernde Bürokratie, schlechtes Projektmanagement, Zurückhaltung von Wissen, mangelhafte Kommunikation und Kooperation, fehlende Innovation, Mangel an gutem Personal und eine unzureichende Fähigkeit, wirtschaftliche Herausforderungen vorauszusehen und angemessen darauf zu reagieren.

Die Mitarbeitenden haben heute eine aktivere Rolle im Unternehmen ...

Viele dieser Probleme gehen auf den Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft zurück. In früheren Zeiten wurden die Mitarbeitenden als reine Funktionsträger angesehen, angestellt zur Erfüllung eines klar umrissenen Aufgabengebiets – bis zur Beförderung oder Pensionierung. Im Grossen und Ganzen waren die Arbeiter und Angestellten mit diesem Arrangement zufrieden, solange die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen stimmten. Schwierigkeiten wurden nach oben delegiert – an Mitarbeitende, die mehr wussten und mehr arbeiteten und deshalb auch mehr verdienten.

Doch die Zeiten ändern sich. Die erfolgreichsten Manager wissen heute, dass der wahre Wert ihrer Mitarbeitenden nicht durch deren gegenwärtige Aufgabe festgeschrieben ist, sondern deren potenziellen Beitrag zu sämtlichen Aspekten des Unternehmens umfasst. Die Mitarbeitenden wiederum sind immer besser über die Probleme ihrer Unternehmen informiert und bereit, Lösungen mit zu erarbeiten. Damit bereichern sie nicht nur ihren Berufsalltag, sondern steigern auch noch ihren Wert für das Unternehmen.

Im Laufe des vergangenen Jahres hat das Team «Information Services» des International Relations and Security Network an der ETH Zürich (ISN – www.isn.ethz.ch) am «Best Year Yet»-Programm (BYY – www.bestyearyet.com) teilgenommen, das die Lehren aus dieser neuen Denkschule ins Visier nahm. Auf den ersten Blick soll dieses Programm Teams dabei unterstützen, ihre Ziele für das Jahr zu definieren und zu erreichen. Seine wahre Stärke besteht jedoch darin, dass Mitarbeitende erkennen, wie umfassend sie auf alle Aspekte der Entwicklung des Unternehmens Einfluss nehmen können.

In unserem Beispiel beglückwünschten sich die Mitarbeitenden zu den bisherigen Erfolgen und legten gemeinsame Ziele für das laufende Jahr fest. Viele dieser Ziele schienen zunächst hoffnungslos übertrieben, mussten aber schon bald nach oben korrigiert werden, da sich die Erfolge unerwartet schnell einstellten. Darüber hinaus wurden neue Denk- und Verhaltensmuster sowie Bemessungsgrössen als Voraussetzung für diese Erfolge erarbeitet. Zusätzlich sollten alle Mitarbeitenden Ziele nennen, die sie selbst vorrangig verfolgen möchten, beispielsweise eine verbesserte Kommunikationskultur im Unternehmen oder den zeit- und budgetgerechten Abschluss eines bestimmten Projekts. Dadurch konnte jeder Einzelne seine Eignung für Führungsaufgaben unter Beweis stellen und verpflichtete sich gleichzeitig zu persönlichem Engagement. Schliesslich sollten auch private Ziele benannt werden, die zusammen mit beruflichen Plänen umsetzbar sind.

Vieles davon mag all jenen bekannt vorkommen, die schon einmal an einem Topmanager-Coaching teilgenommen haben. Das BYY-Programm hebt sich davon allerdings ab, indem es die Verantwortlichkeit des Teams und jedes Einzelnen in den Vordergrund stellt. In vierteljährlichen Kontrollmeetings konnten die Mitarbeitenden die bisherigen Fortschritte und Leistungen evaluieren, mögliche Fallstricke herausarbeiten, gemeinsame Erfolge feiern, neue Ziele bestimmen und die nächsten Schritte erörtern. Noch wichtiger: In diesen Meetings konnten die Mitarbeitenden eine breite Palette strategischer Fragen besprechen und die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung des Unternehmens sowie ihre eigene Bedeutung für diesen Prozess in allen Aspekten der Tätigkeit des ISN erkennen.

... und sind zu weit mehr fähig, als in ihrem Stellenbeschrieb steht

Zum Jahresende konnte das Team «Information Services» eine Fülle an Ergebnissen vorweisen. Mit Hilfe des BYY-Programms und einer Reihe anderer Initiativen, von denen viele von Mitarbeitenden unterer Hierarchieebenen geleitet wurden, konnten wir nicht nur die individuelle Produktivität und jene des Teams steigern, sondern auch unsere Position als weltbester Open-Access-Informationslieferant in den Bereichen Sicherheit und internationale Angelegenheiten stärken. Ein Grossteil davon wurde praktisch ohne Zutun des Topmanagements erarbeitet.

Wenn also die Mitarbeitenden zu weit mehr fähig sind, als in ihrem Stellenbeschrieb steht, könnte Folgendes der Fall sein: Der Angestellte mit den Antworten auf alle Ihre IT-Probleme sortiert vielleicht gerade Papiere in der Poststelle, der klügste Stratege im ganzen Betrieb vertrödelt sein Talent im Verkauf und Ihre Sekretärin trägt mehr Kostensenkungsideen mit sich herum als Ihre gesamte Finanzabteilung. Das mag schwer vorstellbar sein, doch an dieser Erkenntnis kommt kein Manager mehr vorbei – sie ist letztlich gar zentral für die langfristige Zukunft eines jeden Unternehmens.

Mehr Informationen zum «Best Year Yet»-­Programm auf der Website von Pamela A. Burkhalter, International Coach & Corporate Culture Consultant, www.pamelaburkhalter.com

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Chris Pallaris ist Chefredaktor des «International Relations and Security Network» (ISN) an der ETH Zürich. Die hier dargelegten Ansichten geben die Meinung des Autors wieder, nicht jene des ISN oder jeglicher ­seiner Partner bzw. Gesellschafter.

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