Wie gehen Ihre Kunden mit +55 Kandidaten um?
Das ist sehr individuell. Grundsätzlich sehen wir viel Offenheit. Die Qualifikation, der Leistungsausweis und die Persönlichkeit stehen im Mittelpunkt. Die Lohnfrage lässt sich häufig klären, da viele +55 Kandidaten gut situiert sind. Je nach Zusammensetzung der Abteilung oder des Managementteams gibt es jedoch Präferenzen für eine bestimmte Alterskategorie, besonders bei Besetzungen im mittleren Management.
Recruiting Agenturen wie Ihre gibt es viele. Was unterscheidet ihre von anderen?
Wir sind früh auf den Zug der Nischenkompetenz aufgesprungen. Ich würde uns deshalb als Niche Recruiting Agentur oder Boutique Staffing Agentur bezeichnen. Als inhabergeführte kleine Agentur sehen wir uns nicht als Lieferant, sondern als Geschäftspartner unserer Kunden. Ihr Erfolg ist unser Erfolg. Und dafür haben wir oft einen ganz schön langen Atem.
Sie sind seit 20 Jahren im Markt. Was hat sich entscheidend verändert?
Das Tempo! Die Prozesse sind schneller und vernetzter geworden, die Abhängigkeiten grösser, die Planbarkeit kleiner. Das schlägt sich im Personalbedarf nieder. Es kann sein, dass sich innerhalb eines Projektes das Anforderungsprofil mehrfach verschiebt. Und: in einer attraktiven Nische bleibt man nicht lange allein. Wir müssen uns gegen starke Konkurrenz aus dem In- und Ausland behaupten. Unsere Kunden wollen die bestmögliche Besetzung, so schnell und so kostengünstig wie möglich. In diesem Dreieck von Qualität, Tempo und Preis mitzuhalten ist täglich eine Herausforderung.
Welche Trends beobachten Sie aktuell?
Seit Sommer 2021 läuft der Markt heiss. Gerade Experten und Führungskräfte in der Pharma- und Biotechbranche in ganz Europa werden händeringend gesucht. Die Mobilität der Bewerbenden hat wieder zugenommen. Das Angebot kann mit der Nachfrage aber auch in den kommenden Jahren nicht schritthalten. Die Löhne werden zwangsläufig steigen. Die Ansprüche der Arbeitnehmenden nach flexiblen Arbeitszeitmodellen und spannenden Inhalten werden zunehmen. Die Arbeitgebenden müssen sich diesem Wettbewerb kreativ stellen. Die Schweiz ist dafür gut gerüstet.