Personal Branding: Raus aus der Beobachterrolle
Im Rekrutierungsprozess können Bewerber mit einem professionellen öffentlichen Erscheinungsbild punkten, da Unternehmen gerne Experten mit Aussenwirkung einstellen und fördern. Wer sich beruflich gezielt online positioniert, betreibt «Personal Branding» – den Aufbau einer Eigenmarke zu bestimmten Schwerpunktthemen.
Wer die Marke Ich positiv rüberbringen will, muss den eigenen Online-Auftritt gezielt gestalten. (Bild: 123RF)
HR-Profis sollten sich die Technik des Personal Brandings zunutze machen und so Mehrwert für ihr Unternehmen und die eigene Karriere schaffen. Der richtige Mix aus Unternehmensinhalten und eigenen Themen stärkt den persönlichen Wert des Mitarbeiters für das Unternehmen als auch die Arbeitgebermarke.
Dazu ist es für Personaler allerdings nötig, sich von der reinen Beobachterrolle zu lösen: Wer Business-Netzwerke vor allem anonym zur Suche nach passenden Kandidaten für offene Stellen durchforstet hat, muss anfangen, auch den eigenen persönlichen Online-Auftritt gezielt zu gestalten.
Schritt 1: Für was will ich stehen?
Wie funktioniert Personal Branding, ohne als eitler Selbstdarsteller wahrgenommen zu werden? Im ersten Schritt muss man sich darüber klar werden, welche Themen man als Personaler besetzen möchte. Wo liegen die eigenen Stärken und wohin sollen einen diese bringen? Wenn sich die eigenen Fähigkeiten dazu eignen, aktuelle HR-Themen gezielt voranzutreiben, dann ist dies der richtige Fokus. Entscheiden Sie zunächst, welche Themen Sie bewegen und wo Sie Kompetenzen aufgebaut haben. Erst dann sollten Sie über ihre Kommunikationskanäle nachdenken und welche Aspekte in den eigenen Online-Profilen hervorgehoben werden sollten.
Schritt 2: Welche Plattform ist für mich die Richtige?
Branchenthemen werden in vielen Communities diskutiert, beispielsweise in Foren oder in Kommentaren zu Beiträgen in Fachmedien. Doch neben den passenden Themen spielt auch die Zugänglichkeit der Inhalte eine wesentliche Rolle: Werden meine Beiträge und Profile überhaupt gefunden? Ausserdem eignet sich nicht jede Plattform, um auch das eigene Unternehmen ins Gespräch zu bringen und die Arbeitgebermarke dadurch zu stärken.
Als Dreh- und Angelpunkt des eigenen professionellen Auftritts eignen sich Business-Netzwerke. Hier werden Sie nicht nur mit ihrem Namen gefunden, sondern auch über ihren Arbeitgeber. Hier können Sie über ihr Profil klar definieren, wie Ihre berufliche Identität aussehen soll. Vor allem – und das wissen Personaler selbst am besten – wird dort direkt nach Kandidaten für ausgeschriebene Stellen gesucht. Das lässt sich zum eigenen Vorteil nutzen: Bei LinkedIn etwa können Kontakte aus dem eigenen Netzwerk berufliche Fähigkeiten per Mausklick bestätigen oder gleich kurze Empfehlungen schreiben.
Wenn Sie bereits auf Konferenzen oder Tagungen als Referent tätig sind, können Sie Ihre Präsentationen auf Slideshare einstellen und diese dem Vortrags- sowie einem erweiterten Online-Publikum zugänglich machen. Die Königsdisziplin ist die Pflege eines eigenen Onlineauftritts, zum Beispiel eines Blogs. Dort können Sie ausführlich Beiträge zu relevanten Themen veröffentlichen und klaren Mehrwert für ihr Netzwerk bieten. Regelmässige Beitragserstellung kostet jedoch viel Zeit und Mühe. Nicht immer lässt sich das neben beruflichen und privaten Verpflichtungen umsetzen. Wenn Sie nicht regelmässig dazu kommen, Beiträge zu schreiben, sehen Sie davon ab und konzentrieren Sie sich auf Netzwerkpflege.
Schritt 3: Wie baue ich mir ein tragfähiges Netzwerk auf?
Gut Ding will Weile haben und auch ein tragfähiges Netzwerk braucht Pflege und Zeit. Deshalb netzwerken Menschen nicht dann, wenn sie gerade auf Jobsuche sind, sondern permanent. Laut einer Umfrage sind bei LinkedIn beispielsweise nur elf Prozent der Mitglieder aktuell auf Stellensuche. Für die grosse Mehrzahl stehen interessante Inhalte und der Austausch mit anderen im Vordergrund. Der eigene «News-Stream» generiert hier den eigentlichen Wert, und hier findet die «Hauptarbeit» beim Personal Branding statt. Es gilt, die Angaben, die man im Profil über seine eigenen Qualifikationen macht, mit wertvollen Beiträgen zu unterfüttern. Neben dem Austausch über Expertenthemen ist es das Ziel, einen Multiplikatoreneffekt zu erreichen: Finden andere die eigenen Updates hilfreich, teilen sie diese wiederum mit ihrem eigenen Netzwerk.
Schritt 4: Das eigene Unternehmen ins Gespräch bringen
Natürlich können Sie Ihre Reichweite und Ihr Netzwerk dazu nutzen, auch die Arbeitgebermarke Ihres Unternehmens zu stärken. Wählen Sie hier aber genau aus, welche Inhalte relevant sind und Ihr Netzwerk interessieren könnten. Zum Beispiel sollten Sie davon absehen, jede Stellenanzeige über ihre persönlichen Kanäle weiterzuverbreiten, wenn Sie sich nicht sicher sind, dass ein grosser Teil Ihrer Kontakte zu dem Profil passen würde. Konzentrieren Sie sich auf Inhalte, die Ihr Unternehmen attraktiv erscheinen lassen: Spannende Nachrichten, ungewöhnliche Ereignisse oder einfach mal ein Foto einer interessanten Aktivität.